Waldkauz Beiträge

Im Nordosten nichts Neues

Der berechnete Schlupftermin der ersten beiden Küken in Berlin-Reinickendorf ist verstrichen, und trotzdem ist noch alles beim Alten: Vier Eier im Nest und keine Anzeichen, dass hier schon jemand von innen an der Eischale herumpickt. Beim letzten 10-minütigen Ausflug des Weibchens heute morgen gab sie kurz einen Blick auf das Gelege frei:

Heute morgen: Immer noch vier unversehrte Eier in Berlin-Reinickendorf

Heute morgen: Immer noch vier unversehrte Eier in Berlin-Reinickendorf

Vermutlich waren wir etwas optimistisch, als wir annahmen, dass das Weibchen in Berlin schon ab dem zweiten Ei richtig gebrütet hat. Normalerweise fängt die richtige Bebrütung bei Waldkäuzen ab dem vorletzten Ei an. Schlagen wir auf den zuvor erwarteten Termin 1. oder 2. April also noch einmal 2,5 Tage (Differenz des Legedatums zwischen 2. und 3. Ei) drauf: Dann kämen wir auf den 3. oder 4. April oder den Morgen danach. Es bleibt also spannend.

Bisher kann man nur neidisch nach Kempten im Allgäu schauen, wo alle fünf Jungen geschlüpft sind und fast ständig Mäuse als Futtervorrat im Kasten liegen. Die Versorgungslage dort scheint gut zu sein.

 

Was fressen die Berliner Käuze?

Noch gibt es bei unseren Webcam-Waldkäuzen in Berlin keine Jungen. Aber das Männchen bringt bereits regelmäßig Futter für das brütende Weibchen.

Das Männchen bringt eine Langschwanzmaus.

Das Männchen bringt eine Langschwanzmaus.

Wir haben uns mal genauer angeschaut, welche Leckereien dabei geliefert werden:

Von 26 Futterübergaben, die wir geprüft haben, handelte es sich bei 21 um Mäuse aus der Familie der Langschwanzmäuse. Ganz überwiegend ist das wohl die Gelbhalsmaus (Apodemus flavicollis), von der bereits vorher bekannt war, dass sie in den meisten Jahren die Hauptnahrung Berliner Waldkäuze darstellt. Jeweils nur ein einziges Mal wurde eine Wühlmaus (mit kurzem behaarten Schwanz), ein Frosch und ein Vogel (vermutlich eine Drossel – diese Szene findet man im Archiv: „Geschenk zum Frauentag“) verfüttert. In zwei Fällen konnten wir nicht erkennen, was geliefert wurde.

Küken in Kempten geschlüpft

Am 26. März sind die ersten Küken in Kempten geschlüpft.

Sie werden noch sehr intensiv gewärmt und sind deshalb eher zu hören als zu sehen …

Der eingelagerte Mäusevorrat lässt auf eine gute „Versorgungslage“ hoffen!

Waldkauz verschlingt Maus – und weitere Videos vom Eifel-Waldkauz

Nicht nur in Berlin und Kempten werden in diesem Jahr Waldkäuze mit der Kamera begleitet. Das langjährige NABU-Mitglied Lothar Lenz hat sein eigenes Langzeit-Videoprojekt zum Waldkauz, dem Vogel des Jahres 2017, gestartet. Er filmt den Waldkauz mit einer automatischen Wildtierkamera an einem besonders schönen natürlichen Tagesversteck in der Eifel.

Gefahren im Kauzrevier

Wenn Singvögel – etwa Eichelhäher, Nebelkrähen, Kohlmeisen oder Amseln –  Waldkäuze beschimpfen, also auf den Kauz „hassen“ (wie die Jäger sagen -> ein Video zu dieser Verhaltensweise gibt es dazu in unserem Waldkauz-Videoarchiv unter „Mobbing unter Vögeln„), weil sie ihn als Fressfeind entdeckt haben, so stellen sie doch keine Gefahr für den nächtlichen Jäger dar.

Der gerettete Waldkauz wird in die Freiheit entlassen.

Der gerettete Waldkauz wird in die Freiheit entlassen – Foto: privat.

Artenschutz für den Waldkauz in Berlin

46 Nisthilfen wurden in den letzten 15 Jahren in Berlin-Reinickendorf angebracht – Foto: Dr. Hans-Jürgen Stork

Bereits vor 50 Jahren wurden in Berlin eingehende Untersuchungen zu Biologie, Ökologie und Verhalten von Waldkäuzen und Waldohreulen durchgeführt. Dr. Victor Wendland (†) hat in den 1960-70er Jahren zahlreiche Begehungen im Grunewald, im Spandauer Forst und im Stadtgebiet nur wegen der Eulen durchgeführt.

Er sammelte unfangreiche Beobachtungsdaten zur Lebensweise, zum Brutverhalten, zum Lebens- und Nahrungsraum und zur Vielfalt ihrer Nahrungstiere. Die in zahlreichen Schriften niedergelegten Erkenntnisse dienen heute als Grundlage zum sachgerechten Schutz dieser Eulenarten, vor allem zum Schutz ihrer Lebensräume und Brutstätten.

Als im Sommer 2002 ein Sturm durch den Berliner Norden zog und mehrere Tausend alter Bäume umbrachen, gingen auch viele natürliche Niststätten in Baumhöhlen verloren – auch die der Waldkäuze –, nicht nur im Wald, sondern auch in Parks, auf Friedhöfen und sogar in baumreichen Siedlungen.

Nisthilfen mit zusätzlichem Platz

Die Nisthilfen-Größe wird viel diskutiert …

Es lässt sich aus zwölf Jahren Erfahrung mit unserer Kemptener Webcam sagen, dass sich zusätzlicher Platz sehr auszahlt. Das Weibchen verbringt die ersten beiden Wochen mit den Jungen im Nistkasten – sofern dies platztechnisch möglich ist – und schützt in dieser Zeit den Nachwuchs.

WaldkauzkastenAuch später, wenn die Jungkäuze heran wachsen, brauchen diese Platz, um sich zu bewegen und die Flügel mal auszustrecken.

Unsere Arbeitsgruppe Waldkauz hat deswegen zusammen mit der Firma Schwegler zwei neue Nisthilfen für den Waldkauz entwickelt:

Diese können wir absolut empfehlen, auch was die Haltbarkeit betrifft.

 

Berlin: Das 4. Ei ist da!

viertes Ei in Berlin

Den ganzen Tag saß das Weibchen so fest auf dem Nest, dass man es erst sehen konnte, als es um 20:35 Uhr kurz das Nest verließ. Vermutlich wurde es am Vormittag gelegt – getreu dem Rhythmus dieses Weibchens von etwa einem Ei alle zwei bis drei Tage. Mal sehen, ob es das letzte ist, oder ob wie in Kempten noch eines hinzukommt. Wenn, dann wäre es wahrscheinlich am Nachmittag des 11. März (Samstag) soweit.

 

 

Ist die Waldkauz-Wohnung groß genug?

In vielen Kommentaren fragen unsere Waldkauz-Fans, ob die Berliner Käuze in ihrem Kasten wirklich genug Platz für eine ganze Familie haben. Die beruhigende Antwort lautet: Die Waldkäuze kommen mit dem speziellen Nistkasten-Modell des NABU Reinickendorf sehr gut zurecht. Im ganzen Berliner Stadtbezirk hängen derzeit 46 baugleiche Waldkauz-Kästen und in vielen von diesen brüten Jahr für Jahr erfolgreich Waldkäuze.

Nistkasten in Berlin Reinickendorf – Foto: Dieter Blümert

Trotzdem sieht man beim Vergleich unserer beiden Webcam-Nistkästen, dass der Kemptener Kasten eine viel größere Grundfläche hat, nämlich 40 Zentimeter im Durchmesser, während der Kasten in Berlin nur eine Grundfläche von 16 mal 22 Zentimeter hat. Verstärkt wird dieser Eindruck noch durch die Kameraperspektive: Die Kemptener Kamera ist aufgrund der geringeren Kastenhöhe (60 cm) und einer längeren Linse (weniger „Weitwinkel“) optisch näher dran als die Berliner Kamera (Kastenhöhe 76 cm). Typische Bauanleitungen für Waldkauz-Kästen empfehlen eine Grundfläche von etwa 25 mal 25 Zentimeter. Diese haben dann aber senkrechte Wände, während der Berliner Kasten eine schräge Vorderwand hat, die das Klettern nach oben sehr erleichtert.

Berlin: Das 3. Ei ist da!

Das Weibchen in Berlin hat uns ein bisschen warten lassen, aber dann hat sie doch noch pünktlich abgeliefert: Am Abend des 6. März irgendwann zwischen 19 Uhr und kurz vor Mitternacht hat sie ihr drittes Ei gelegt. Um 23:53 Uhr war es zum ersten Mal zu sehen, als das Weibchen nach einer Beuteübergabe durch das Männchen kurz vom Nest kletterte.

Damit hält sie ihren Zwei-Tage-Rhythmus beim Eierlegen ein: 2. März, 4. März und jetzt 6. März. Allerdings sind es in Wirklichkeit mehr als 2 Tage, denn das erste Ei wurde am Morgen gelegt, das zweite tagsüber und jetzt das dritte spät am Abend. Das passt zum Literaturwissen, dass Waldkauz-Eier alle 2-3 Tage gelegt werden. Sollte es ein viertes Ei geben – was wir alle hoffen – dann wäre es wahrscheinlich am Morgen des 9. März (Do.) zu erwarten.