Klima schützen – Kohle stoppen!
Zwei Tage bevor die Klimakonferenz in Bonn beginnt, gehen rund 25.000 Menschen auf die Straße, um für den Klimaschutz und den Kohleausstieg zu demonstrieren. Der Protest ist kreativ, bunt und international. Zu einer Klimademo sind noch nie so viele Menschen in Deutschland zusammengekommen. Das zeigt, dass das Thema Klimaschutz viele Menschen bewegt, und auch dass der Kohleausstieg längst für die Mehrheit der Bevölkerung keine Frage des ob, sondern des wanns geworden ist.
Wir, also der NABU, waren eine der Trägerorganisationen der Demonstration „Klima schützen – Kohle stoppen!“. Also selbstverständlich wusste ich, was geplant war und hatte eine grobe Vorstellung von Anzahl der Teilnehmer, Bühnenprogramm und Ablauf. Trotzdem, ich war fast durchgehend überwältigt von dieser Demonstration! Ich beschäftige mich nun berufsbedingt täglich mit Klimaschutz und Energiepolitik, vielleicht bin ich im Alltag manches Mal etwas abgestumpft gegenüber den tragischen Schicksalen, die mit dem Klimawandel einhergehen. Umso mehr bewegten mich diese bei der Demonstration in Bonn.
Klimawandel findet bereits jetzt weltweit statt
Angeführt wurde die Demonstration von den Pacific Climate Warriors, einer Gruppe von Menschen, die für den Klimaschutz kämpfen. Und zwar weil sie es müssen. Gerade die Pazifikregion ist schon heute stark vom Klimawandel betroffen. Es geht für diese Menschen ums blanke Überleben, wenn sie Klimaschutz fordern. Diese Internationale Perspektive auf die Klimapolitik würde auch den Jamaika-Sondierenden gut tun. Denn bei Klimaschutz und Kohleausstieg geht es um mehr, als das Bewahren einer untergehenden Industrie in der Lausitz und im Rheinischen Revier.
Aber nicht nur die internationalen Gäste haben mich beeindruckt. Mindestens ebenso überwältigend fand ich die Kreativität vieler Teilnehmer, ihren Protest mit Verkleidung, Transparenten oder Plakaten zum Ausdruck zu bringen. Jung und alt, und ein breiter gesellschaftlicher Querschnitt kam zusammen.
Jamaika-Verhandlungen müssen Kohleausstieg besiegeln
Ich kann nur hoffen, dass diese Bilder zweierlei bewirken: dass sie zum Auftakt der Bonner Klimakonferenz zu dessen Spirit beiträgt und die Verhandlungen beflügeln für mehr und schnelleren Klimaschutz. Und dass die Bilder auch in Berlin bei den Jamaika-Verhandlungern ankommen. Allein schon, dass Klimaschutz derzeit als Zankapfel in den Sondierungsgesprächen gilt, ist beschämend, denn Politiker aller Parteien haben sich zu den Klimaschutzzielen von Paris bekannt. Einige haben sich in ihrer Karriere auch mehr als einmal aktiv mit dem Klimaschutz profiliert (ich sage nur „Klimakanzlerin“). Klimaschutz heißt aber eben nicht nur, auf die Ziele anstoßen und sich zur Vereinbarung selbiger zu beglückwünschen, sondern Handeln. Und genau das wurde schon viel zu lange verpasst, denn sonst wären wir auf dem richtig Weg, die Klimaschutzziele zu erreichen. Seit Jahren stagniert der Treibhausgasausstoß, statt dass er wie anvisiert sinkt. Jetzt hilft nur noch der schnell eingeleitete Kohleausstieg, um tatsächlich kurzfristig Emissionen zu senken. Und das muss im Koalitionsvertrag festgeschrieben werden – alles andere ist ein Verrat an der Natur, den jetzt schon vom Klimawandel betroffenen Menschen und den künftigen Generationen, die mit unseren Versäumnissen leben müssen.
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4 Kommentare
Sabine
06.11.2017, 19:55Die Größe und am schnellsten zu bewegende Stellschraube ist und bleibt der Fleischkonsum. Der trägt am stärksten zum Klimawandel bei und ist doch so leicht zu ersetzen. Auf die Kohle zu zeigen, lenkt einfach nur wieder vom eigenen Verhalten ab. Klima- und Artenschutz beginnt auf dem Teller. Wer glaubt, man könne 63 Mio Scheine in D jährlich ohne intensive Landwirtschaft mästen, der unterliegt eindem Irrglauben. Wann werben die Naturschutzverbände endlich für enie pflanzliche Ernährung - für die Böden, das Grundwasser, den Regenwald, Gesundheit und zur Vermeidung all des Elends der Tiere
Sebastian Scholz
07.11.2017, 12:50Der Fleischkonsum natürlich auch aus Klimaschutzgründen ein Riesenproblem. Hier muss sich was ändern. Das geht allerdings nicht so schnell, wie wir Emissionsminderungen brauchen. Deshalb halte ich auf die Kohle zeigen für absolut notwendig, denn ohne den Kohleausstieg geht es eben auch nicht. Gleichzeitig muss natürlich aber auch jeder einzelne sein Verhalten kritisch hinterfragen und ändern.
Thomas Koedel
09.11.2017, 16:29Die tatsächliche Stromproduktion setzte sich von heute von 14 - 15 Uhr wie folgt zusammen: 1,7 GW aus Wind und Solar, 57,6 GW Konventionell. Nennen sie doch bitte realistische Empfehlungen für Alternativen bei einem sofortigen bzw. schnellen Ausstieg aus der Kohleverstromung.
Sebastian Scholz
09.11.2017, 17:29Während sie unterschlagen, dass zeitgleich 9,1 GW Nettostromexport erfolgte... Von diesem nahezu permanenten Stromexport könnte man sich leicht und sofort verabschieden ohne auch nur ein Quäntchen Versorgungssicherheit einzubüßen. Trotzdem brauchen wir natürlich einen generellen Umbau des Stromsystems. Der hat ja bereits angefangen und muss auch noch weiter gehen. Besonders dringend: mehr Energie einsparen und effizienter nutzen! Dass das geht haben wir unter anderem in dieser Studie durchgerechnet: https://www.nabu.de/umwelt-und-ressourcen/energie/fossile-energien/stein-und-braunkohle/22274.html