Goldrausch! – Koboldmaki aus?

Ja, es ist erschreckend! Das Koboldmaki-Paradies Sulawesi hat nicht nur eine wahrhaftig bewegte Entstehungsgeschichte aus längst verstrichenen, erdgeschichtlichen Epochen hinter sich. Nein, es macht derzeit auch eine wortwörtlich aufwühlende Phase durch.

 

Als wir das Koboldmaki-Habitat letzte Woche betraten, wurden wir unvermeidlich Zeugen der zerstörenden Wirkung des illegalen Goldabbaus. Auf unserer Suche nach den kleinen Primaten passierten wir immer wieder dürftig abgesicherte, provisorisch ausgehobene Goldminen, hörten das Brummen unermüdlicher Generatoren und trafen erschöpfte Goldgräber, die für jedes winzige Stückchen Gold buchstäblich ihr Leben riskieren. Artisinal Gold Mining – damit ist der mit einfachsten Mitteln betriebene Goldabbau gemeint – ist längst kriminalisiert und Banden bekämpfen sich wegen guter Abbauplätze.

Neben Abholzung und fortschreitender Flächenumwandlung in landwirtschaftliche Anbauflächen ist der Goldabbau eine große Gefahr für das sensible Ökosystem Wald und dessen Bewohner. In ausgedehnten Gesprächen mit ehemalig aktiven Goldgräbern erfuhren wir, dass nach wie vor in hohen Maße Quecksilber für die Goldgewinnung eingesetzt wird. Dieses gelangt ungehindert in die zahlreichen Flüsse, die den Popayato-Paguat-Regenwald durchziehen und zerstört dessen artenreiche Tier- und Pflanzenwelt.

Zerstörtes Paradies: Sulawesi-Regenwald. Foto: Andrea Schell

Das sensible Ökosystem Wald ist durch Abholzung, fortschreitende Flächenumwandlung in landwirtschaftliche Anbauflächen und Goldabbau massiv gefährdet. Foto: Andrea Schell

Fische zum Beispiel haben wir in Flüssen nur noch sehr vereinzelnd gesehen. Die kahl geschlagenen Ufer bieten zudem kaum mehr Unterschlupf für Koboldmakis. Der gesamte Tier- und Pflanzenreichtum ist bedroht. In den Unterhaltungen erfuhren wir aber auch, dass viele Arbeiter über erhebliche gesundheitliche Probleme klagen und so alternative Einnahmequellen immer häufiger in Betracht ziehen.

Einige arbeiten bereits als Feldassistenten für Burung Indonesia, dem indonesischen NABU-Partner und erlernen das Handwerkzeug um die Gesundheit des Waldes und dessen Biodiversität zu dokumentieren und langfristig selbständig zu schützen. Wir diskutierten aber auch andere Einnahmequellen wie etwa verbesserte Methoden der Landwirtschaft.

In Tamilo, dem kleinen Dorf am Rande des Waldes, bauen viele Familien Mais an. Durch ausgewählte Fruchtfolgen auf den Äckern liesen sich die Erträge steigern und ein Überschuss in der Ernte könnte sogar verkauft und zusätzliches Geld einbringen. In der gemeinsamen Arbeit mit Burung Indonesia und der intensiven Einbeziehung der lokalen Bevölkerung sehen wir großes Potential und einen Hoffnungsschimmer für dieses einzigartige Naturparadies im Norden Sulawesis.

Der NABU leistet gemeinsam mit seinen Partnern einen aktiven Beitrag zum Schutz des Sulawesi-Koboldmakis im aus Mitteln der Internationalen Klimaschutzinitiative (IKI) geförderten Regenwaldschutzprojekt in der Region Gorontalo auf Nord-Sulawesi. Das Projekt vereint Tropenwaldschutz und Stärkung der lokalen Bevölkerung auf beispielhafte Art und Weise. Unterstützen Sie uns dabei mit Ihrer Spende!

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Andrea Schell

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