Die Schönen der Nacht

Am letzten Augustwochenende feierten Fledermausfreunde in über 35 Ländern die 21. Internationale Fledermausnacht. Die zentrale Hauptveranstaltung in Deutschland fand in diesem Jahr im Oldenburger Schlossgarten statt. Mit vielen Exkursionen und Aktionen, auch vor und nach der offiziellen Batnight, entführte der NABU Oldenburger Land in die Welt der bedrohten nächtlichen Jäger. Wie haben die Besucher die Batnight erlebt und was bedeutet das Ausrichten eines so großen Events für den NABU vor Ort? Ein Bericht aus der Perspektive der Ehrenamtlichen.

Auf der Batnight-Hauptveranstaltung 2017 gab es für Groß und Klein viel zu erleben - unter anderem Fledermausschminken. Foto: Tamara Buj

Auf der Batnight-Hauptveranstaltung 2017 gab es für Groß und Klein viel zu erleben – unter anderem Fledermausschminken. Foto: Tamara Buj

Fledermäuse vor der eigenen Haustür erleben

Unter diesem Motto stand die Batnight 2017 im Schlossgarten Oldenburg. Um möglichst viele Fledermausbegeisterte und solche, die es werden wollen, zu erreichen, fanden in den zwei Wochen vor und nach der Hauptveranstaltung Fledermausführungen der NABU Gruppen im gesamten Oldenburger Land statt: von Nordenham bis Vechta, zwischen Jever und Delmenhorst und an vielen anderen Orten.

Auf der Führung am Sonntag am Bürgerfelder Teich waren sogar ausschließlich Interessierte dabei, die zuvor nie auf einer Fledermausexkursion waren. Und es konnten, an einem lauen Sommerabend, etliche Wasserfledermäuse bei der Jagd beobachtet werden. Insgesamt hatten die Führungen 400 Besucher und der Schlossgarten zog ca. 300 Menschen jeden Alters an.

Ehrenamt, Freiwillige und wo bitte kann ich am Rad drehen?

Für die 25 ehrenamtlichen Helfer bedeutete es viel Arbeit im Vorfeld, am Tag selbst und beim Aufräumen – aber es hat sich gelohnt! Der Einsatz reichte vom Erstellen der Artenportraits und Drucksachen, der Beschaffung von Exponaten, dem allgemeinverständlichen Zusammenfassen der Fledermaus-Echoortung in Bild und Ton, über das Schleppen von Infomaterial und Fledermausquartieren, Probebasteln und Motive finden, bis hin zu einem Last Minute Toilettenputzeinsatz und Vielem mehr.

„Was motiviert Dich mitzumachen?“, das war die Frage, die ich einigen stellte. Tamara Buj von der NABU Foto AG, die den Tag mit der Kamera begleitete, antwortete: „Ich habe Freude daran, die Natur und die Tiere zu unterstützen. Heute helfe ich gerne mit, damit ich als aktives Mitglied helfen kann; nicht nur finanziell, sondern persönlich vor Ort. So kann ich sehen, wie der NABU arbeitet  – wie er die Natur dem Bürger nahebringt und die Leute aufklärt, was vielleicht auch jeder selber, in kleinen Schritten, machen kann.“

„Was man selber machen kann“, dafür standen im Lesepavillion, Ruth Mässing, Gottfried Walter und Uwe Handke mit ihrem gebündelten Fledermauswissen aus vielen Jahren im Fledermausschutz mit Rat und Tat, Infomaterial und Fledermauskästen bereit. So ein Sommerquartier ist leicht gebaut und aufgehängt!

Lena Drieling, die ihr Freiwilliges Ökologisches Jahr in der Bezirksgeschäftsstelle in Oldenburg absolviert hat, konnten wir vor ihrem Studium für das Kinderschminken einspannen: „Ich wollte nochmal Spaß haben mit den Leuten – und wir wollen doch alle was für den Naturschutz tun – und für die Fledermäuse natürlich.“ Lenas Unterstützerin, Helene Bischoff, antwortete auf die Frage, warum sie heute mit dabei ist, lachend: „Weil meine Tante mich gefragt hat.“

Außer den ehrenamtlichen Helfern aus der Fledermaus-AG des NABU konnten also auch Partner, Freunde und Familie für die Mitarbeit gewonnen werden. Allen an dieser Stelle ein herzlicher Dank!

Der Huder Gospelchor stellte zum Beispiel die Lautsprechertechnik für die Begrüßung zur Verfügung. Dass es dabei durchaus einen Zusammenhang zwischen Fledermaus und Technik gibt, stellte Sabine Bischoff vom Chor fest: „Ich finde es fantastisch, die Fledermäuse zu hören, deren Rufe durch Technik für unser Ohr hörbar gemacht werden. Es ist natürlich auch ein Schauspiel, wenn sie abends fliegen.“ Ähnlich äußert sich auch Birgit Will, die sonst in der Hautflüglerberatung der Stadt Oldenburg tätig ist und heute für Transportarbeiten und als Infostand das Lastenfahrrad mitbrachte: „ Ich finde sie so schön, weil man sie eigentlich nicht sehen kann, aber trotzdem sind sie da.“

Nach all dem Aufbauen und Warten kamen die ersten Besucher und endlich konnte es losgehen: Das Glückrad und die Pinsel wurden geschwungen und auch das Schwungtuch hat seinen ersten Einsatz. Janna Visser und Heike Neunaber erzählten Geschichten aus dem Leben einer Fledermaus und die Kinder hörten gebannt zu.

Fledermauskot und Echoortung, Mitmachaktionen und eine Filmpremiere

Im Lesepavillion stand der Fledermausschutz im Fokus. Neben der Ausstellung mit Artportraits typischer Oldenburger Nachtschwärmer, Pflanzentipps für einen fledermausfreundlichen Garten und der Einführung in die Echoortung fanden die Besucher hier Exponate und Mitmachstationen: Wann hat man schon mal die Gelegenheit Fledermauskot zu untersuchen oder Echoortung zu betreiben?

Die NABU Diashow „Die Schönen der Nacht. Kleine Flugakrobaten in großer Not“ feierte erfolgreich Premiere. Für viele Zuschauer war es eine Überraschung, dass eine Fledermaus in eine Streichholzschachtel passen kann oder ihre nächsten Verwandten Igel und Maulwurf sind.

Ruth Mässing hatte ein Wochenstubenbild aufgestellt und zum Schätzen der Anzahl der Tiere aufgerufen. Es ist doch erstaunlich wie viele Fledermäuse auf so kleinen Raum passen! In einem Fledermausquiz konnte jeder testen, wie viel über das Leben der nachaktiven fliegenden Säugetiere hängen geblieben ist. Die glücklichen Gewinner konnten sich über einen Buchpreis freuen. Wieso kann ich Fledermäuse nicht hören und wie finden sie in der Nacht ihre Beute? Diesem Thema haben sich Matthias und Kerstin Netter gewidmet und neben zwei Infotafeln eine Mitmachstation mit interaktiven Inhalten aufgebaut.

Bat-Bastel-Höhle

Immer der Fledermaus nach und man landete im Teepavillion, der Bat-Höhle mit den Bastelstationen. Hier ging es ans Eingemachte. Aus Weckgläsern und Transparentpapier bastelten Sonja Lühning und Annika von Dolgow mit den Kindern Fledermauswindlichter. Es kam dabei auch der ein oder andere Herbstwald und Abstraktes dabei heraus.
Renate Heim legte die Fledermäuse in Falten und die Kinder zeigten Geschick beim Origami.

Am Tisch daneben haben Laura Ahrens und Annegret Fischer zunächst mühsam Falten entfernt. Die Baumwolltaschen für die Druckaktion mussten gewaschen und gebügelt werden, bevor das Drucken gut gelang und eine Stempelauswahl wurde geschnitzt. Mit den Stempeln wurde es dann bunt, und das Ergebnis konnte sich sehen lassen! Wer schicke Baumwollbeutel mit NABU Logo und Fledermäusen auf der anderen Seite sieht, weiß hier sofort: Diesen hat Anne gemacht – oder Alexander oder…!

Die Buttonmaschine hatte Svenja Hennig im Griff – ich hoffe die Blasen sind abgeheilt! Nachdem alle Helfer mit Namenschildern ausgestattet waren, gingen große und kleine Hände ans Werk und fertigten mit Fledermausstempeln und Buntstiften ganz individuelle Anstecknadeln. Veronika und Torsten Lehmann vom NABU Jever, zwei der künftigen Fledermausbotschafter die der NABU Niedersachsen gerade ausbildet, kamen ebenfalls, um die Batnight für ein paar Stunden zu unterstützen.

Für das leibliche Wohl sorgte ein örtliches Kaffee und versorgte die Gäste und Helfer mit Schmetterlings – und Fledermauskeksen, gebackene Fledermäuse und auch Schokomäuse gingen in hungrige Mägen, bevor weitergebastelt wurde.

Fledermausführungen am Abend – die Nacht zum Leuchten bringen

Die beiden Führungen des Abends, mit Uwe Handke und Gottfried Walter waren gestartet und das Gelände leerte sich langsam. Die Nachfrage war so groß, dass wir leider auf andere Tage verweisen mussten, damit jeder etwas mitbekommen und hören konnte.

Am Nachmittag erzählt Rüdiger Wohlers, Geschäftsführer beim NABU Oldenburger Land, und selber einer, der Fledermauswanderungen seit Jahren durchführt, von den Fledermauswanderungen: „Die typischen Fragen sind heute in der Tat eher positive. Was kann ich den im eigenen Garten machen? Welche Pflanzen kann ich pflanzen, damit zum Beispiel Nachtfalter den Fledermäusen zur Verfügung stehen? Und was ganz viele wissen wollen: Ist das ein Problem, wenn die unter dem Dach sind, oder nicht? Also ist da Offenheit und der Wille was Umzusetzen. Ganz Toll!“

Ein Tipp an dieser Stelle: Wer selber mehr tun möchte, oder sich auf dem Laufendem halten möchte, kann zum Beispiel Fledermauspate werden.

Nach dem Ende der Führung versammelten sich hier die restlichen Teilnehmer und Helfer und ließen den Abend ausklingen. Bei Einbruch der Dunkelheit hat Carsten Heinecke von der NABU Schmetterlings-AG eine „Lichtfalle“ aufgebaut, mit der die Nahrung der Fledermäuse angelockt und so sichtbar wird.

Eine gute Gelegenheit bei Kerzenschein ein paar Stimmen einzufangen: „Wie war die Führung?“, frage ich eine Mutter mit ihrer Tochter. „Total spannend, ganz ehrlich – ich habe wahrscheinlich schon oft mal Fledermäuse gesehen, aber das war mir nie bewusst. Ich habe immer gedacht, das sind vielleicht Vögel, die spätabends noch unterwegs sind. Also ich war ganz begeistert. Auch von den unterschiedlichen Geräuschen, die sie machen. Also, das war richtig toll!“

Ich setzte mich auf die Bank, die Fledermausdetektoren laufen im Hintergrund.

„Horch mal, da hören wir schon wieder eine!“ Sagt ein junger Mann zu einem kleinen Jungen, als der Detektor die nächste Fledermaus anzeigt: „Der Tag heute uns großartig gefallen, weil mein Neffe erst große Angst vor Fledermäusen hatte – er hat immer Angst, wenn es dunkel wird.“ „Welcher ist es?“ fragte ich nach, da noch viele Kinder da waren. „ Es ist der Kleine hier. – Hat es dir heute gefallen?“, fragt er und der Kleine nickt heftig und lacht laut.

Der Onkel fügt noch hinzu: „Die Vorbereitung, glaube ich, so wie es aussah, war gewaltig. Ja wir haben mittlerweile hier fünf Stunden verbracht und uns ist nicht langweilig geworden. Wir haben viel gelernt…“

Und die nächste Fledermaus ruft in der Nacht.

von Sandra Bischoff, für die Fledermaus-AG  im NABU Oldenburger Land

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