Batnight 2015 im Mayener Grubenfeld – Fledermäuse beobachten im alten Bierkeller
Zwischen Geschichte und Basalt,
da warten die Fledermäuse – uralt,
und auch wen’s gruselt, dem sei‘s erzählt,
auf, sag ich, auf ins Mayener Grubenfeld!
Nach Mayen zu gelangen ist gar nicht so einfach. Aber umso lohnenswerter erscheint die Reise, wenn man erst einmal da ist. Mayen liegt in der Osteifel, und die in Rheinland-Pfalz. Und in Mayen gibt es das Mayener Grubenfeld. Dieses liegt inmitten einer prächtigen Vulkanlandschaft.
Nun sind die Vulkane der Eifel schon lange erloschen, der Untergrund jedoch birgt Erstaunliches in sich. Das Mayener Grubenfeld ist nämlich eine uralte Abbaustätte von Basaltgestein. Seit sage und schreibe 7000 Jahren wird das Vulkangestein hier genutzt. Zunächst um Reibsteine und dann Steinbeile und anderes Steinwerkzeug zu gewinnen. Später wurden hier vor allem Mühlsteine und am Ende Pflastersteine und Schotter hergestellt.
Stollen – wichtiges Winterquartier für Fledermäuse
Nach der Erschöpfung wirtschaftlich abbaubaren Basalts wurden manche Höhlen als Bierkeller genutzt. So gingen Steinzeitmenschen, Römer, Grubenarbeiter und Bierkenner hier über die Jahrtausende ein und aus. Und was ließen sie zurück? Ein gigantisches Geflecht von unterirdischen Stollensystemen mit Deckenhöhen zwischen zwei und zehn Metern. Eindrucksvoll allemal, doch was haben Basaltstollen mit Naturschutz zu tun?
Tja, wer die Überschrift sorgsam gelesen hat, wird es bereits vermuten. Es geht um Fledermäuse. Das Mayener Grubenfeld ist nämlich eines der bedeutendsten Winterquartiere für einen Großteil unserer heimischen Handflügler. Hier schwärmen sie, paaren sich und vor allem halten sie hier ihren Winterschlaf. Dazu muss man wissen, dass unsere heimischen Arten allesamt Insektenfresser sind. Im Winter sind diese bekanntlich eher spärlich gesät und so machen die Fledermäuse das, was viele andere Säugetiere auch tun. Ganz genau – Winterschlaf! So spart der Säuger von heute seine Energieressourcen bis zum nächsten Lenz.
Das Mayener Grubenfeld beherbergt etwa 50.000 flatternde Winterschläfer. Eine enorme Zahl für heimische Verhältnisse. Diese Tatsache veranlasste den NABU Rheinland-Pfalz vor einigen Jahren, diesen einmaligen Lebensraum zu schützen. Das war nicht einfach und vor allem nicht billig. Doch mit ein wenig Ellbogenfett und reichlich Leidenschaft für Fledertiere haben es die Rheinländer geschafft. Seitdem finden hier jährlich zur Internationalen Fledermausnacht Aktionen, Feste und Events statt.
Bei der diesjährigen 19. internationalen Fledermausnacht war es die Bundes-Hauptveranstaltung des NABU, ausgerichtet durch den NABU Rheinland-Pfalz, die mit einem großen Aufgebot die Zuschauer lockte. Und die kamen auch. Mehr als 350 Fledermausinteressierte konnte man verbuchen. Und so wurde neben der fledertauglichen Kinderschminkwerkstatt mithilfe subadulter Hände ein Fledermauskasten nach dem anderen gezimmert. Ebenfalls gab es zahlreiche Führungen durch das Grubenfeld. Hier kamen die Archäologiefans auf ihre Kosten, die bereits genug Gefallen am rasanten Bogenschießplatz gefunden hatten.
Mit dem Fledermausdetektor unterwegs
Je näher der Abend rückte, desto mehr wurden die Fledermäuse ins Zentrum der Veranstaltung gerückt. Gefesselt lauschten die jungen Batfans einem überwältigenden Manfred Braun und seinen Fledermausgeschichten. Aber auch dem adulten Fledermäusler von Welt wurde etwas geboten. Um Punkt Sieben läutete nämlich Dr. Andreas Kiefer zum Fledermausseminar. Hier wurde ebenso viel über Anekdoten aus Jahren der Fledermausarbeit gelacht wie auch gestaunt über die faszinierende Lebensweise der fliegenden Säugetiere.
Um 20 Uhr war es dann soweit. Jetzt ging die Nachtwanderung los. Manfred Braun sammelte eine riesige Schar Kinder um sich und stiefelte los ins Grubenfeld. Andreas Kiefer nahm so dann die Erwachsenen an die Hand und tat es ihm gleich. Nach einer ausgiebigen Wanderung bei zunehmender Dämmerung erreichten beide Gruppen den vielbeflatterten Ort des Geschehens: Den Eingang zum ehemaligen Bierkeller. Geschätzte acht Meter Stollenöffnung machten die ersten Ankömmlinge sprachlos. Golden schimmerten die im Innern angebrachten Scheinwerfer aus der Höhle und es zeigten sich erste Flugakrobaten am dämmrigen Nachthimmel. Der ein oder andere schaltete seinen Fledermausdetektor an und schon brummte, plip-ploppte und knatterte es an allen Ecken und Enden.
Da Besucher den Stollen aus Sicherheitsgründen nicht betreten dürfen, haben die Mitarbeiter des NABU eine große Leinwand am Eingang des Stollens aufgebaut. Während der Eröffnungsrede von Andreas Kiefer sahen die Gäste weit im Innern der Höhle hin und wieder Taschenlampen aufleuchten. Schnell wurde erklärt, dass weiter hinten im Stollen die Fledermausexpertin des NABU Rheinland-Pfalz, Cosima Lindemann, gemeinsam mit drei weiteren Kollegen Netzfänge durchführt. Es dauerte nicht lange und schon kamen die Höhlenforscher mitsamt zahlreichen kleinen, weißen Baumwollsäckchen aus dem Dunkel spaziert.
Fledermausbestimmung durch Experten
Wie den Besuchern schnell mitgeteilt wurde, handelte es sich dabei um eine Maßnahme, die gefangenen Tiere zu beruhigen. Das funktionierte bei allen Flattermännern auch ganz gut – bis auf die Bartfledermäuse, die dieses Vorgehen so gar nicht zu schätzen wussten und fluchten trotz muckeligem Beruhigungssäckchen ob ihrer Lage wie die Kesselflicker. Nachdem sich aber auch diese Kandidaten beruhigt hatten, wurden die Tiere sorgsam, eines nach dem anderen herausgeholt, fachmännisch bestimmt, vermessen und beringt. Das Prozedere wurde ununterbrochen per Live-Übertragung auf die Leinwand projiziert und gleichsam von Andreas Kiefer per Mikrofon dokumentiert. So konnte jeder Besucher auch wirklich jeden Handgriff mitbekommen.
Besonders die jungen Gäste, die sich bis an die Absperrung der Höhle vorarbeiteten, erfreuten sich an faszinierenden Aufnahmen von Großen Mausohren, Wasserfledermäusen, Bartfledermäusen und Braunen Langohren. Die markierten Tiere wurden dann behutsam ins Publikum geführt, so dass besonders die kleinen Gäste einen kurzen aber aufregenden Blick erhaschen konnten, als die Tiere nacheinander wieder freigelassen wurden und in die düsteren Lüfte aufstiegen.
Erst gegen 23 Uhr fand die Veranstaltung unter verdientem Applaus ihr Ende. Und auch wenn sich der ein oder andere Handflügler ein wenig genötigt gefühlt haben wird, so dürfen sich die Mayener Fledermäuse nun mindestens einer Hundertschaft neuer Fans erfreuen. Chapeau, NABU Rheinland-Pfalz!
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