Erfrischendes Waldbaden auch in trockenen Sommern
Wir haben Sommer und immer noch beherrscht Corona unsere Freizeitgestaltung. So manche Urlaubsreise ist geplatzt oder nie geplant worden und nun entdecken viele die Natur vor der Haustür. Das ist einerseits super, denn nur was wir lieben und kennen, sind wir bereit zu schützen. Andererseits kann es auch bedeuten, dass mehr Menschen in der Natur auch mehr Schaden anrichten können.
Besser Mischwald statt Monokultur
Insbesondere in den heißen Sommermonaten bieten Wälder einen tollen Rückzugsort, spenden Schatten und frische Luft – aber sind eben auch in besonderem Maße von Waldbränden und anhaltender Trockenheit betroffen. In Deutschland gibt es ca. 11,1 Millionen Hektar Wald – das ist etwa ein Drittel der Fläche des Bundesgebiets. Davon werden 97 Prozent mehr oder weniger intensiv bewirtschaftet. Was wir also oft als schönen Wald erleben, ist meist ein Wirtschaftswald, der zur Gewinnung von Holz genutzt wird. Über die Hälfte des deutschen Waldes bestehen aus Fichten und Kiefern, häufig noch als Monokulturen. Gerade Kiefernwälder sind sehr anfällig für Waldbrände. Fichtenmonokulturen leiden besonders unter der Trockenheit und Hitze und sind auf Grund des Wassermangels extrem anfällig für Borkenkäfer. In solchen Monokultur-Wäldern kommt es derzeit zu erheblichen Dürreproblemen, ganze Wälder sterben dabei ab. Naturnahe Mischwälder hingegen haben wesentlich bessere Voraussetzungen, mit der Trockenheit umzugehen. Unter dem ausgeprägten Blätterdach alter Buchen und Eichen, das wie ein großer Sonnenschirm wirkt, entwickelt sich ein Mikroklima, das durch verringerte Temperaturen den Wald selbst schützt.
Zündstoff: Mensch im trockenen Wald
Dass Trockenheit und Hitze im Zuge des Klimawandels die Gefahr für Waldbrände deutlich erhöhen, hat sich in den letzten Hitzesommern erwiesen. Wo es 2017 in Deutschland laut der Waldbrandstatistik der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung noch etwa 400 Waldbrände auf einer Fläche von rund 400 Hektar gab, explodierten die Zahlen in den beiden Hitzesommern darauf. Allein im Jahr 2018 kam es zu mehr als 1700 Bränden auf einer Fläche von etwa 2350 Hektar. Das Trauerspiel wiederholte sich im zweiten Dürresommer 2019 mit über 1500 Bränden auf sogar 2700 Hektar Fläche. Damit brannte eine Fläche der Größe der Insel Borkum in einem Jahr komplett ab. Auch der Sommer 2020 droht trocken zu werden, denn vielerorts stehen die Indikatoren des Dürremonitors in verschiedenen Bodenschichten bereits auf schwerer oder gar außergewöhnlicher Dürre.
Da Waldbrände nur selten natürliche Ursachen haben und häufig durch Fahrlässigkeit, Brandstiftung oder sonstige menschliche Einwirkungen ausgelöst werden und der Mensch auch auf andere Weise negativ ins Ökosystem Wald eingreifen kann, hier:
11 Tipps für die Netiquette im Wald
Gefahrenquellen für Waldbrände erkennen:
- Kein Feuer im Wald: Was so banal klingt, ist wichtig! Die meisten Brände entstehen durch den Menschen, ob aktiv durch Brandstiftung oder durch Fahrlässigkeit.
- Glimmstängel bleiben draußen: Auch „ausgetretene“ Zigarettenkippen sind im lockeren Waldboden häufig nicht komplett gelöscht und können Brände auslösen, ebenso wie herumfliegende Funken. Zudem gehören Zigarettenkippen grundsätzlich nicht auf den Boden, sondern in den Restmüll.
- Bitte nicht im Wald parken: Damit wird der anfällige Waldboden zerstört und nicht selten haben heiße Autokatalysatoren schon Feld- und Waldbrände verursacht. Also bitte immer nur auf ausgewiesenen Autoparkplätzen parken.
- Mit Körperkraft voran: Motorisierte Verkehrsmittel gehören sowieso nicht in den Wald. Auslaufende Öle und Schmiermittel sind für das Ökosystem ähnlich gefährlich wie heiße Auspuffrohre und knatternde Maschinen. Mit dem Fahrrad oder zu Fuß entgeht uns auch seltener das Hämmern des Spechts oder ein Rascheln im Gebüsch.
- Nichts da lassen: Ob Scherben, Metall oder Plastik – von Menschen geschaffene Materialien gehören nicht in den Wald. Gefüllte PET-Flaschen, Getränkedosen, Glasflaschen und -scherben können sogar zu Waldbränden führen und Müll gefährdet generell die Tiere des Waldes. Wer Müll im Wald sieht, nimmt ihn bestenfalls mit oder informiert bei größeren Mengen oder Sondermüll die zuständigen Behörden.
Weitere Tipps, die immer beachtet werden sollten:
- Nicht plündern: Im Ökosystem Wald hat alles seine Funktion. Natürlich darf man Pilze oder Beeren für den Eigenbedarf sammeln – aber bitte immer in Maßen. Dabei gerne mehr stehen lassen, als mitnehmen, damit auch die Tiere noch etwas finden.
- An Ort und Stelle bewundern: Arten, die unter besonderem Schutz stehen, z.B. weil sie auf der Roten Liste stehen, gehören in den Wald und sollten weder gesammelt, noch beschädigt werden.
- Schilder beachten: Auch wenn es verlockend ist, in Schutzgebieten bleiben wir immer auf den Wegen, um zu vermeiden, dass wir unabsichtlich seltene Orchideen-Arten oder Bodenbrüter-Gelege zertrampeln. Außerhalb von Schutzgebieten kann man zur Walderfahrung gerne auch mal abseits der Wege wandern, dann aber bitte nicht gleich in großen Gruppen.
- Hunde bitte angeleint: Als treuer Begleiter geschätzt, können Hunde im Ökosystem Wald trotzdem für junge Rehkitze oder Vögel gefährlich werden. Sie sollten also ausschließlich angeleint mit in den Wald kommen, dann verschwinden sie auch nicht ungeplant kopfüber im Fuchsbau.
- Walderhalt fördern: Um unseren Wald vor der Haustür und die Wälder auf der ganzen Welt zu schützen, zu Hause und im Büro Recycling-Papier nutzen und beim Kauf von Holzprodukten auf das FSC-Zertifikat achten. Außerdem gilt natürlich auch hier: weniger ist mehr, also Holz- und Papierprodukte bitte nur sparsam nutzen.
- Einsatz für den Waldnaturschutz: Im Rahmen unserer Möglichkeiten setzen wir uns auch politisch für naturnahe Wälder ein. Denn die helfen gegen Waldbrände, sind ein wichtiger Klimaspeicher und ein tolles Naherholungsgebiet. Die Forderungen zum Waldnaturschutz des NABU findest du hier.
Schützt du auch unser Ökosystem Wald mit uns? Teile diese Tipps mit deiner Familie, deinen Freund*innen, Nachbar*innen und Kolleg*innen. Zusammen schützen wir unsere Wälder – ob vor Waldbrand, Müll oder schlechten Einflüssen auf das Ökosystem.
Für mehr nachhaltige Alltagstipps schau auf www.NABU.de/Action vorbei und melde dich für unseren Newsletter „Nachhaltig leben“ an.
Die hier genannten Daten beziehen sich auf die Artikel Lebensraum Wald, Waldpolitik und die Waldbrandstatistik der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung.
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- Erfrischendes Waldbaden auch in trockenen Sommern - 20. Juli 2020
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1 Kommentar
Wolfgang Nießen
22.07.2020, 17:47Das sind sehr gute Tipps. Ich würde mich freuen, wenn die auch jeder einhalten würde. Dann wäre schon viel gewonnen. Leider finde ich immer wieder viel Müll im Wald. Das letzte Mal sogar einen Stapel alter Reifen. Unglaublich. Viele liebe Grüße Wolfgang