Begegnung im Bambusdickicht

Begegnung im Bambusdickicht

Um herauszufinden, ob Koboldmakis als Indikatorarten für den Zustand des Regenwaldes dienen können, sind wir nun schon einige Wochen in Indonesien unterwegs. Aber jetzt ging es für uns das erste Mal sechs Tage am Stück in den Regenwald im Norden Sulawesis. Zusammen mit unseren Guides Fauzan und Djoko und zwei weiteren Bewohnern aus dem Dorf brachen wir zu einer dreistündigen Wanderung in das Gebiet Popayato Paguat auf, in dem sich auch das Regenwaldschutzprojekt des NABU befindet. Bereits am ersten Abend ging es los, in einen kleinen Seitenarm des Hauptflusses, in den wir die kommenden Tage immer tiefer hineingehen würden. Nach den landwirtschaftlich genutzten Flächen, in denen wir zuvor hauptsächlich unterwegs waren, finden wir uns jetzt in einer völlig anderen Umgebung wieder. Die Vielfalt an Fauna und Flora ist überwältigend.

Mit Einbruch der Dämmerung heißt es aber konzentrieren und ganz genau hinhören, um die hohen Ruflaute der Koboldmakis aus dem abendlichen Geräuschkonzert herauszuhören. Mehr als drei weit entfernte Rufe soll es an diesem Abend aber nicht geben. Bereits zurück im Camp, hören wir plötzlich ein hohes Fiepsen, ähnlich wie wir es von den kleinen Koboldmakis bereits kennen. Aber Ton und Rhythmus sind anders. Vorsichtig pirschen wir uns näher in die Richtung, aus der das Geräusch kommt. Direkt hinter der Regenplane des Camps sitzt ein Koboldmaki!

Koboldmaki-Weihnachtsbesuch im Camp – Foto: Lara Shirin Bienkowski

So nah haben wir die Tiere in freier Wildbahn noch nie erlebt. Mindestens genauso überrascht wie wir, schaut er uns mit seinen großen Augen an und macht einen Satz in das Bambusdickicht. Ein Foto können wir noch machen, dann lassen wir ihn in Ruhe weiterjagen. Und wir stellen fest: Nicht nur die Ruflaute unterscheiden sich von denen der Koboldmakis, die wir bisher sehen konnten. Ein direkter Vergleich der Fotos zeigt: Dieser hier war größer. Auch das Verhältnis vom Kopf zum Rest des Körpers wirkte anders, ebenso wie die Zeichnung im Gesicht. Wie viele Arten es hier in den Wäldern genau gibt ist, noch nicht sehr gut erforscht. Wir haben heute aber mit sehr großer Wahrscheinlichkeit unsere zweite Art aufnehmen können. Glücklich über unser ganz persönliches Weihnachtsgeschenk blicken wir noch gespannter den kommenden Tagen entgegen.

Lara Shirin Bienkowski und Simon Stephan

Titelfoto: Simon Stephan

Diesen Beitrag teilen:

Lara Shirin Bienkowski
Letzte Artikel von Lara Shirin Bienkowski (Alle anzeigen)

1 Kommentar

Florian

05.04.2018, 10:08

Tolles Artikel ! Das hört sich als sehr abenteuerlich an ! Viel Erfolk noch beim forschen. LG Florian

Kommentare deaktiviert

%d Bloggern gefällt das: