Tauschen, leihen, weitergeben – Produkte länger nutzen

Tauschen, leihen, weitergeben – Produkte länger nutzen

Ob Möbel oder Klamotten, Werkzeuge oder Elektronik – wenn es um die Dinge um uns herum geht, leben wir heute im Überfluss. Fast alle Produkte sind ständig verfügbar, der Konsum hat ein ungeahntes Niveau erreicht. Ob uns dieser Überfluss wirklich glücklicher macht, bezweifle ich. Klar ist auf jeden Fall, dass sich unser Konsum auf Umwelt, Natur und Klima verheerend auswirkt.

Um immer wieder neue Dinge herzustellen, setzen wir immense Mengen an Ressourcen und Energie ein. Nach wie vor enden die meisten Produkte, die wir kaufen, schon nach kurzer Nutzungsdauer im Müll. Bestenfalls werden sie recycelt, viel zu oft aber einfach verbrannt. Das ist sowohl ökologisch als auch ökonomisch unsinnig.

Schluss mit ex-und-hopp

Dabei haben wir alle es in der Hand, der Wegwerfgesellschaft ein Schnippchen zu schlagen – indem wir uns bewusst machen, was wir wirklich brauchen und wollen und unsere Konsumentscheidungen bewusst treffen. Und indem wir unterscheiden zwischen Dingen, die wir dauerhaft brauchen und besitzen wollen – und jenen, die wir nur kurzzeitig nutzen möchten.

Und hier kommt die Idee des Wirtschaftens in Kreisläufen ins Spiel – ein grandioser, zukunftsfähiger Ansatz: Im Kern geht es darum, Dinge so zu gestalten, dass wir sie länger und immer wieder anders nutzen können. Es geht darum, das Ex-und-hopp-Prinzip zu durchbrechen, Produkte langlebiger zu machen, sie gegebenenfalls zu reparieren und weiterzuverwenden, auch wenn man selbst sie vielleicht nicht mehr benötigt – indem man sie weitergibt. Und es geht darum, das, was tatsächlich nicht mehr zu gebrauchen ist, sinnvoll wiederzuverwerten, etwa durch hochwertiges Recycling. Denn das spart Ressourcen, Energie und Kosten. Und es schützt das Klima und die Natur.

Goldrausch beim Smartphone-Kauf

Welche immensen Einsparpotenziale das mit Blick auf den Ressourcenverbrauch hat, wird etwa in der Elektronikbranche deutlich. In den vergangenen zehn Jahren wurden für den deutschen Markt 220 Millionen Smartphones produziert. Neben vielen anderen Rohstoffen sind darin 6,6 Tonnen Gold verbaut. Um dieses Gold abzubauen, wurden über acht Millionen Tonnen Gestein abgetragen – und zwar meist in Ländern mit überaus fragwürdigen Umwelt- und Sozialstandards. Würden Smartphones länger genutzt– wozu natürlich auch die Hersteller beitragen müssen – und am Ende sorgfältig recycelt, ließe sich dieser riesige Aufwand radikal reduzieren. Wir müssten weniger Rohstoffe abbauen, denn wir können sie weiter verwenden. Dieses Prinzip nennt man Urban Mining: Die Schublade mit den Elektroaltgeräten wird zur Rohstoffmine.

Ok, das Prinzip ist klar. Wie können wir alle selbst aktiv werden?

  • Leihen statt kaufen

Wer schon einmal in einer Leihbücherei war, weiß: Wir müssen ein Buch nicht besitzen, um es lesen zu können. Ähnlich ist es mit vielen anderen Dingen, die wir nicht ständig brauchen. Wer nur einmal im Jahr eine Bohrmaschine benötigt, leiht sie besser aus, statt sich eine zu kaufen. Wer sich zu Fasching als Gorilla verkleiden möchte, spart mit einem geliehenen Kostüm Geld und Ressourcen. Und wer nicht regelmäßig fotografiert, kann das Teleobjektiv für den Urlaub auf Helgoland auch günstig mieten, um dort die Basstölpel professionell abzulichten.

Oft finden sich Menschen im Bekanntenkreis, die das gewünschte Produkt gerne verleihen. Daneben gibt es für die meisten Produkte inzwischen professionelle Vermieter, die das Gesuchte für einen beliebigen Zeitraum zur Verfügung stellen – das können Geschäfte vor Ort sein oder Online-Anbieter mit komfortablem Shop, die per Post zustellen. Oftmals kann man so für weniger Geld die hochwertigere Ausrüstung bekommen.

  • Gebraucht statt neu kaufen

Klar, nicht alles kann oder möchte man ausleihen. In vielen Bereichen ist es dann sinnvoll, sich nach gebrauchten Produkten umzuschauen. Kleider gibt es im klassischen Second-Hand-Laden, aber inzwischen auch online in vielen großen Shops im Internet. Wer ein wenig Zeit investiert, findet die meisten Dinge auch gebraucht – ob Möbel, Elektrogeräte, Werkzeuge oder Spielzeug, von neuwertig bis „heavy used“.

  • Tauschen, verkaufen oder verschenken statt wegschmeißen

Damit andere Menschen gebrauchte Produkte kaufen können, ist es natürlich sinnvoll, Dinge, die wir selbst nicht mehr benötigen, anderen anzubieten statt sie gleich wegzuschmeißen. Entweder indem wir sie gegen andere Dinge eintauschen, sie verkaufen oder verschenken. Es ist erstaunlich, dass es für fast alles, was noch nutzbar ist, Menschen gibt, die das gerne abnehmen. Man muss sie nur finden.

Hersteller in der Verantwortung

Wenn wir Produkte länger verwenden wollen, setzt das voraus, dass wir beim Neukauf auf Qualität achten. Denn hochwertige Produkte sind meist haltbarer, wertbeständiger und lassen sich besser reparieren. Natürlich ist hier auch die Industrie in der Verantwortung. Ziel müssen Produkte sein, die haltbar sind und sich im Fall der Fälle reparieren lassen. Das bedeutet, dass sich etwa Geräte zerstörungsfrei öffnen lassen, Akkus leicht zu wechseln sind und Ersatzteile angeboten werden. Und ganz am Ende der Nutzungsdauer sollten die Produkte gut recycelbar sein – damit sie im Sinne der Kreislaufwirtschaft wieder als Rohstoff für neue Produkte dienen können.

Dieser Tipp ist als Gastbeitrag des NABU auf dem IKEA-Unternehmensblog erschienen. Seit Januar 2020 veröffentlichen wir jeden Monat einen Tipp für ein nachhaltigeres Leben. Der NABU und IKEA sind seit 2011 Kooperationspartner. Die Illustrationen stammen von der Grafikerin Jule Roschlau.

Du suchst weitere Tipps vom NABU? Hier findest Du Tipps zum richtigen Mülltrennen, eine Anleitung zur Vogelfütterung im Winter und Infos zu den Vorteilen von Mehrweg- gegenüber Einwegverpackungen.

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1 Kommentar

Christian

19.10.2021, 07:32

Es sollte endlich die Mehrwertsteuer für den Handel mit Gebrauchtwaren entfallen! Statt dass der Staat sich über Weiternutzung freut, hält er nochmal die Hand auf. Naja, vielleicht auch kein Wunder, solange offizielles Ziel der Politik "Wirtschaftswachstum" ist, quasi als Selbstzweck - statt Ergebnis der Überwindung eines Mangels.

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