#CO2FreiSpassDabei – Bilanz ziehen
Vom 7. bis 18. November 2016 findet im marokkanischen Marrakesch die 22. Vertragsstaatenkonferenz der UN-Klimarahmenkonvention (UNFCCC COP 22) statt. Wir wollen es aber schon im Vorfeld der Klimakonferenz genau wissen: Was bedeuten die Ziele der Klimakonferenz 2015 von Paris für den Alltag? Und wie lebt es sich damit? Wir werden vier Wochen lang versuchen, unseren CO2-Fußabdruck so gering wie möglich zu halten.
Aber wie viel Kohlenstoffdioxid verursache ich eigentlich im Alltag? Ohne dieses Wissen kann ich kaum handeln und dem entsprechend auch nichts einsparen. Wir haben dafür den CO2-Rechner. Wir nutzen den Rechner selbst bei unserem Versuch und Ihr könnt ihn natürlich ebenfalls zur Ermittlung Eures persönlichen CO2-Fußabdrucks einsetzen.
CO2-Bilanzierung – wie geht das eigentlich?
Der durchschnittliche Bundesbürger stößt im Jahr 11,91 Tonnen CO2-Äquivalente an Treibhausgasen aus. Darin sind auch die Klimawirkungen von Methan (CH4) und Lachgas (N2O) berücksichtigt. Aber wie misst man das eigentlich?
Grundsätzlich gibt es immer zwei Varianten, die Treibhausgase zu bilanzieren und beide haben Vor- und Nachteile:
- Quellbilanz
- Verbrauchsbilanz
Die Quellbilanz hat als Systemgrenze die Landesgrenze, also in unserem Fall die Bundesrepublik Deutschland. Alle Emissionen, die in Deutschland durch den Verbrauch von Ressourcen anfallen, sind in dieser Bilanz enthalten. Jeder Sektor ist damit aber auch nur für die Emissionen verantwortlich, die in Produktionsprozessen oder zur Bereitstellung von Strom und Wärme vor Ort entstehen.
Die Verbrauchsbilanz errechnet sich über die Summe der CO2-Fußabdrücke aller Produkte, Waren und Dienstleistungen, die verbraucht oder in Anspruch genommen werden. Dabei werden auch Emissionen einbezogen, die Folge von Wertschöpfungsketten sind, die außerhalb der Landesgrenzen erfolgen.
Eine richtig gute Bilanz meines persönlichen Lebensstils ließe sich über die Verbrauchsbilanz errechnen (auch Bottom-Up-Ansatz genannt). Problem: Woher soll ich genau wissen, wie viel CO2-Emisssionen die Waren meines Alltags verursachen?
Im Supermarkt gibt es keine Label auf den Produkten, die den CO2-Fußabdruck ausweisen. Zu manchen einfachen Produkten lässt sich der CO2-Fußabdruck vielleicht selbst errechnen oder recherchieren. Aber was mache ich denn bei wirklich komplexen Produkten wie Computer oder Handy, die aus Komponenten aus aller Welt bestehen? Es ist eine beinahe endlose Recherche-Aufgabe.
Die andere Herangehensweise ist ein Top-Down-Ansatz bei der Bilanzierung. Das heißt ich gehe erst mal von den durchschnittlichen CO2-Emissionen je Einwohner aus. Für die energiebedingten Treibhausgasemissionen liegen Bilanzen vor, die lassen sich also relativ einfach auf die Einwohnerzahl umlegen (z.B. AG Energiebilanzen). Das Problem dabei: Es ist fast irrelevant, wie ich mich persönlich verhalte, wenn nur die durchschnittlichen Emissionen eine Rolle spielen.
Unser CO2-Rechner
Der Ausweg ist eine angepasste Top-Down-Bilanzierung bei der erst mal die Durchschnittswerte angenommen werden, die aber je Sektor dem eigenen Verhalten und Gewohnheiten angepasst werden. Für den Strom- und Wärmeverbrauch geht das relativ genau, so auch im Mobilitätsverhalten. Bei meinen Ernährungs- und Konsumgewohnheiten ist das schon wieder schwieriger, in diesen Bereichen werden entsprechend meiner Angaben Annahmen getroffen, wie mein CO2-Fußabdruck vom Durchschnitt abweicht.
Zum NABU-CO2-Rechner
Unser CO2-Rechner geht genau so vor. Ausgehend von den durchschnittlichen CO2-Emissionen kann in allen Verbrauchssektoren die Bilanz angepasst werden.
Meine Bilanz sieht übrigens so aus:
In den meisten Bereichen sieht das ja schon mal ganz gut aus. Aber es ist auch klar, ich liege mit 12,73 Tonnen CO2-Äquivalenten pro Jahr deutlich über dem Durchschnitt. Da ist also noch einiges zu tun, bis ich wirklich CO2-frei lebe.
Besonders problematisch ist ganz offensichtlich mein Mobilitätsverhalten. In diesem Bereich verursache ich fast doppelt so viel CO2 wie der Durchschnitt – dabei fahre ich fast nur Fahrrad und nutze den ÖPNV – und ein Auto besitze ich gar nicht erst. Ihr denkt es Euch wahrscheinlich schon, ich fliege zu viel…
Wie sieht Eure Bilanz aus?
- Kommen jetzt endlich höhere Klimaziele? - 1. Februar 2021
- Fünf Jahre nach Paris - 30. November 2020
- Ich fliege zur Klimakonferenz – leider - 3. Dezember 2019
3 Kommentare
Berger-Kobayashi Heide
13.10.2016, 10:03Lieber Herr Scholz! Ich verstehe Sie nur zu gut! Ich fliege auch zu viel, weil ich in Japan wohne und einmal im Jahr wenigstens nach Deutschland moechte. Es laesst sich also nicht vermeiden. Man sollte unterscheiden zwischen reinen Urlaubsfluegen und Geschaeftsfluegen, die oft vermeidbar waeren, und absolut notwendigen Fluegen wegen der Lebenssituation oder wegen wichtiger Projekte z.B. im Umweltschutz oder in der Voelkerverst;ndigung, Entwicklungshilfe etc.!