Nachhaltig statt Wegwerftechnik
Ich habe nachgeschaut und mich ertappt: Bei mir lagen noch drei alte Smartphones im Schrank. Spider-App, Akku kaputt, Software streikt – auch, oder vielleicht gerade weil ich fast immer nur die alten Handys von Freund*innen und Familie nutze, sammle ich anscheinend auch Elektroschrott. So wie mir geht es vielen Menschen in Deutschland. Es wird geschätzt, dass noch rund 105 Millionen alte Handys in Privathaushalten auf eine korrekte Entsorgung warten. Was da für Rohstoffe in Schubladen, Schränken und Kellern schlummern!
Im Jahr 2017 wurden in Deutschland ganze 836.907 Tonnen Elektroaltgeräte eingesammelt – das sind aber trotzdem nur 45 Prozent des gesamten Elektroschrotts. Bisher gehen also 55 Prozent aller alten Elektrogeräte an einem ordentlichen Recycling vorbei. Dabei werden viele der Stoffe, die in unseren Elektrogeräten enthalten sind, unter schwierigen ökologischen und sozialen Bedingungen weltweit abgebaut. Im Interesse der Umwelt, des Klimas und unserer Mitmenschen, sollten wir versuchen, so wenig wie möglich davon zu verschwenden und stattdessen so viel wie möglich zu recyceln.
Auf dem Weg zur Kreislaufwirtschaft
Von einem richtigen Kreislaufsystem sind wir aber leider noch weit entfernt. Dabei helfen könnte die Novellierung des Elektrogerätegesetzes, die derzeit diskutiert wird. Eine zentrale Forderung des NABU: Die Rückgabe von Elektroschrott soll für Verbraucher*innen erleichtert werden. Nicht nur Elektromärkte sollten verpflichtet werden Elektroschrott zurücknehmen, sondern auch Supermärkte, Drogerien und Co. Denn die führen oft eine breite Palette an Elektroartikeln – von der Lampe über den Laptop bis zur elektrischen Zahnbürste. Weil immer mehr Elektrogeräte über das Internet verkauft werden, will der NABU, dass sich der Online-Handel ebenfalls am Aufbau eines flächendeckenden Sammelnetzes beteiligt.
Bis das Gesetz so weit ist, habe ich selbst mal geschaut, wie ich die gesammelten Werke in meiner Schublade am besten entsorge – und habe beim Recherchieren gleich ein paar Tipps für euch zusammengestellt:
11 Tipps für nachhaltigen Umgang mit Technik:
- Langes Leben: Das nachhaltigste Handy ist eines, das nicht produziert werden musste. Deshalb gilt immer: vorhandene Technik so lange wie möglich nutzen! So werden die Ressourcen über einen langen Nutzungszeitraum verteilt und es müssen keine neuen Materialien gewonnen, verarbeitet und transportiert werden.
- Secondhand im Technikregal: Auf Online-Plattformen – und in einigen Städten auch in Geschäften – kann man Gebrauchtware günstig kaufen. Seriöse Plattformen, wie z.B. AfB, verknüpfen den Wiederverkauf mit einer sozialen Komponente und gewähren den Kund*innen auf die Secondhandware angemessene Garantien.
- Leihen, Tauschen, Reparieren: In vielen Städten gibt es inzwischen Initiativen die unter dem Stichwort Zero Waste (= Null Müll) unser Konsumverhalten ökologischer und sozialer gestalten wollen. Von Sozialkaufhäusern über Technikverleih und Schenkläden bis Repair-Cafés – hier kannst du Altes wieder flott machen, mit anderen teilen oder verschenken.
- Bewusste Kaufentscheidung: Wenn schon ein neues Handy her muss, dann besser eines, bei dem transparent dargelegt ist, woher die verwendeten Materialien kommen – und bei dem Reparaturen möglich sind. Ersatzteile sind beispielsweise bei gängigeren Modellen einfacher zu bekommen. Seit einigen Jahren gibt es auch modulare Smartphones, an die man sogar offiziell selbst Hand anlegen darf, wenn ein Teil kaputt geht. So führt ein gebrochenes Display nicht gleich zum Neukauf. Das ist günstiger – und besser für die Umwelt.
- Von A bis A++: Bei neuen Elektrogeräten solltest du auch auf den Stromverbrauch achten. Aber Vorsicht: Der Tausch eines noch funktionierenden Gerätes gegen ein neues lohnt sich in den seltensten Fällen. Je nach Model kann es bei alten Kühlschränken Sinn machen. Bei anderen Geräten ist eine lange Nutzungsdauer ökologischer.
- Altgeräte ordnungsgemäß entsorgen: Große Läden des (Elektro-)Handels müssen kleine Elektroaltgeräte (bis 25 cm Kantenlänge) mittlerweile kostenlos zurücknehmen. Große Geräte müssen bei einem Neukauf vom Händler oder Hersteller zurückgenommen werden. Ansonsten kann man diese auch kostenlos bei seinem örtlichen Entsorgungsunternehmen abgeben. Wichtig ist: Elektrogeräte gehören niemals in den Restmüll.
- Handys für Hummeln: Wer noch mehr Gutes mit seinem alten Handy oder Smartphone tun möchte, spendet es dem NABU. Zusammen mit seinen Partnern sorgt der NABU für das ordnungsgemäße Recycling und für jedes gesammelte Handy geht eine Spende an den NABU-Insektenschutzfonds.
Und bei der Benutzung der Technik gilt:
- Richtig abschalten: Viel Technik verbraucht auch viel Strom – teilweise auch noch im Stand-by-Modus. Deshalb unbedingt darauf achten, dass die Geräte wirklich ausgeschaltet sind oder gleich ganz vom Stromkreislauf abziehen.
- Richtig surfen: Jeder Klick und Suchvorgang im Internet verbraucht Energie, weil die Informationen elektronisch verarbeitet werden müssen. Also vor dem Tippen kurz gucken, ob das Suchwort richtig geschrieben ist oder die Seite gleich händisch eingeben. Zusätzlich kannst du auf eine grüne Suchmaschine umsteigen.
- Lieber offline – als online: Inhalte downloaden kostet Energie – aber weniger, als wenn diese live gestreamt werden. Also bei Musikplattformen, E-Books oder Filmverleihern auf die Offline-Versionen setzen und bestenfalls übers LAN-Kabel zu Hause herunterladen. WLAN- und mobile Verbindungen ziehen noch mehr Energie.
- Technik für Gutes nutzen: Wer ein Smartphone besitzt, kann darauf auch nützliche Apps installieren, die dabei helfen, nachhaltiger zu leben. Etwa indem man Lebensmittel rettet, den eigenen CO2-Abdruck berechnet oder lernt, nachhaltiger Einzukaufen.
In unserem Blog erfährst du außerdem, wie du deine Digitalroutine klimafreundlicher machst und wie aus Abfällen Rohstoffe werden.
Für mehr nachhaltige Alltagstipps schau auf www.NABU.de/Action vorbei und melde dich für unseren Newsletter „Nachhaltig leben“ an.
- Nachhaltig statt Wegwerftechnik - 9. November 2020
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- Kühlen Kopf in der Klima-Achterbahn bewahren - 13. Juli 2020
4 Kommentare
Johannes
23.11.2020, 19:09Hallo, ich habe einen Blogartikel , der einen Quervergleich zwischen nachhaltigen Antikmöbel und Billigmöbel in Bezug auf die CO2 Bilanz, erstellt. Könnte einige hier vielleicht interessierten. Gruß Johannes
Wolfgang Nießen
14.11.2020, 17:16Mit dem zurückgeben von alten Handys habe ich Probleme wegen des Datenschutzes. Ich selbst kann meine Daten nicht mehr löschen, da das Handy nicht mehr angeht. Zum Teil sind die Daten, die ja immer noch gespeichert sind auch sensibel und mit fehlt da einfach das Vertrauen, dass diese Daten auch gelöscht werden. Viele Grüße Wolfgang P.S. Ich würde es sehr begrüßen, wenn das Zurückgeben von Elektroschrott einfacher würde, oder ich diesen auch selbst zum Schrotthändler bringen dürfte, was ja zumindest zum Teil nur noch Firmen erlaubt ist.
Alexa Pietzner
11.11.2020, 10:50Ich würde meine alten Handys gerne dem NABU zur Verfügung stellen. Wo gibt es NABU-Sammelstellen?
Ronja Krebs
12.11.2020, 18:16Vielen Dank! Auf dieser Seite finden Sie unten eine PLZ-Suche für Abgabestellen: https://www.nabu.de/umwelt-und-ressourcen/aktionen-und-projekte/handysammlung/index.html