Kühlen Kopf in der Klima-Achterbahn bewahren
Es ist Sommer. Der Schweiß perlt uns regelmäßig die Stirn runter, auch beim Einfach-nur-Rumsitzen. Ob im Home Office oder am Arbeitsplatz: Das Arbeiten fällt schwerer mit jedem zusätzlichen Grad Celsius. Und nach zwei Hitzesommern sowie global steigenden Temperaturen schwant einem nichts Gutes für diesen Sommer und die Zukunft. Besonders Großstädte wie Berlin haben mit sich aufheizenden Straßenzügen zu kämpfen, die nachts kaum abkühlen und den Bewohner*innen gesundheitlich zu schaffen machen. Die Klimakrise wird diese Probleme weiter verschärfen. So manch eine*r sehnt sich im stets wärmeren Sommer bereits nach einer Klimaanlage oder einen großen Ventilator und ist damit Teil eines deutschlandweiten und globalen Trends.
Immer mehr Klimaanlagen
Tatsächlich wurden 2017 in Deutschland bereits etwa 235.000 Klimaanlagen verkauft, Tendenz steigend. Vor allem in den beiden letzten Hitzesommern legten die Verkaufszahlen von Klimageräten ordentlich zu und damit auch der Stromverbrauch durch Klimaanlagen. In einer vom Umweltbundesamt zitierten Ökodesign-Studie wird dadurch mit einem Anstieg der energiebedingten CO2-Emissionen im Gebäude-Bereich um 25 Prozent bis 2030 gerechnet. Das Umweltbundesamt rät vom Stromfresser Klimaanlage ab und empfiehlt stattdessen wesentlich kostengünstigere Außenrollläden, um die Hitze gar nicht erst in die Haushalte kommen zu lassen. In den häufig verglasten und hitzeanfälligen Bürogebäuden der Bundesrepublik sieht die Lage jedoch anders aus: Dort gibt es einen noch stärkeren Trend zur Klimaanlage, weshalb sich die CO2-Emissionen bis 2030 in diesem Bereich laut der zitierten Studie gar verdoppeln könnten. Weltweit ist der Trend zur Klimaanlage mit etwa 130 Millionen verkauften Geräten im Jahr 2018 bereits viel fortgeschrittener und erreicht immer mehr Bevölkerungsschichten. Laut der Internationalen Energieagentur (IEA) verursachen Klimageräte und Ventilatoren bereits jetzt zehn Prozent des globalen Stromverbrauchs, leider allzu selten aus erneuerbaren Energien. Das begünstigt wiederum den Klimawandel.
Damit wir auch ohne Klimaanlage gut durch den Sommer kommen, haben wir Tipps zusammengestellt, um in der Hitze auf natürliche Weise einen kühlen Kopf zu bewahren und dabei auch das Klima zu schonen.
11 Tipps für den nachhaltig kühlen Kopf:
- Viel Wasser trinken: Am besten direkt aus dem Wasserhahn, das spart CO2 für Transport und Flaschenproduktion und hat meist schon die richtige Trinktemperatur. Von ungekühltem Wasser kann man nämlich mehr trinken, füllt so die Wasserreserven schneller wieder auf und überfordert den Körper nicht mit zu kaltem Wasser. Weil beim Schwitzen nicht nur Wasser verloren geht, sind regionale Mineralwasser aus Mehrwegflaschen eine Alternative. Süße Getränke und Alkohol verstärken das Hitze-Gefühl nur und sollten nur in Maßen getrunken werden.
- Regional und saisonal essen: Gerade im Sommer haben Früchte und wasserhaltige Gemüsesorten wie Gurken Saison. Die unterstützen den dringend notwendigen Wasserhaushalt im Körper und schmecken auch als kalte Speise toll. Schon mal kalte Gurkensuppe oder rohe vegane Lasagne probiert?
- Der frühe Vogel ist fit: Früh aufstehen und vor der ersten Hitze mit der Arbeit anfangen, sodass bei der größten Nachmittagshitze Feierabend angesagt ist und der Körper sich ausruhen kann.
- Luftige, natürliche Kleidung tragen: Hier staut sich die Luft nicht so schnell unter der Schicht Stoff. Bei Baumwolle unbedingt auf Second-Hand oder Biobaumwolle achten, um chemische Stoffe auf der Haut zu vermeiden.
- Abkühlen zum Einschlafen: Ein T-Shirt für ein paar Minuten in den Gefrierschrank legen und anziehen. Das kühlt den Körper ab und hilft beim einschlafen. Auch wenn der Effekt – genau wie bei einer mit Eiswasser gefüllten Wärmflasche – nur kurz anhält: Nach dem Einschlafen ist dem Körper die Hitze meist egal.
- Tagsüber abdunkeln, nachts lüften: Insbesondere in den Städten heizt der viele Beton und Asphalt die Luft noch zusätzlich auf. Daher gilt es, nur nachts die Fenster zum Lüften zu öffnen und tagsüber bestenfalls abzudunkeln.
- Bettlaken vors Fenster: Wenn es draußen ein bisschen windig ist, hilft auch ein nasses Bettlaken im Fenster. Bei der Verdunstung kühlt die Luft ab und der Wind trägt die kühle Luft ins Zimmer.
- Elektronische Geräte ausschalten: Selbst im Standby-Modus wird hier Wärme produziert. Ausschalten und Ausstöpseln reduziert deine Stromrechnung, deinen CO2-Fußabdruck und die Wärme im Haus.
- Auf Sommer-Einrichtung wechseln: Auch in Teppichen speichert sich die Hitze und reduziert den Wärmeaustausch mit dem meist kühleren Boden. Also im Sommer zeitweise verstauen und dabei die Schränke öffnen, damit bei Durchzug auch hier die Luft ausgetauscht wird.
- Raus in die Natur: Ob am See, Fluss oder im Wald – häufig weht hier ein angenehmes Lüftchen und es gibt Abkühlungsmöglichkeiten im Wasser. Im Park oder Wald gibt es auch viele kühle Schattenplätzchen. Unter großen Bäumen herrscht ein eigenes Mikroklima und es lässt sich dort meist hervorragend aushalten.
- Einfach mal nichts tun: Bewegung erhitzt den Körper zusätzlich. Bleib einfach im Schatten sitzen und lies ein Buch, oder schlafe eine Runde! Wenn du körperlich fit bist, hilft Sport in den kühleren Stunden aber durchaus auch, dauerhaft besser mit der Hitze klar zu kommen. Denke nur daran, dann noch mehr Flüssigkeit zu dir zu nehmen.
Wir versuchen mit diesen Tipps nachhaltig der Hitze und dem Klima zu trotzen, machst du mit? Mehr Tipps zum nachhaltigen Leben findest du über www.NABU.de/Action, dort kannst du dich auch für unseren Newsletter mit regelmäßigen Tipps anmelden.
(Die hier genannten Daten beziehen sich auf Deutschlandfunk: Belastung für die Atmosphäre & Klimaanlagen; Umweltbundesamt: Gebäudeklimatisierung; Redaktionsnetzwerk Deutschland: Klimaanlagen sowie Utopia: Wohnung kühlen, Hitze im Büro, Hitzewelle.)
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3 Kommentare
Luna Meis
26.07.2020, 02:21Super interessanter Artikel und vor allem in der jetzigen Jahreszeit wirklich nützlich! Danke dafür :-)
Bert Naumann
20.07.2020, 10:04Ein Haus mit dicken Wänden ist schon das beste für solche Temperaturen. Leider gibt es das zum größten Teil nicht und der Backofeneffekt am Nachmittag verstärkt alles nochmal. Energetisch saniert heißt ja auch Einsatz einer Wärmepumpe. Was den ganzen Begriff in Frage stellt. Klar, Klimaanlagen sorgen primär für Abkühlung, sekundär für Aufheizung. Das ist ein riesiges Wärme - Kraftwerk in der Stadt. Richtig angenehm ist es doch unter einem grossen Laubbaum bei so einer Hitze.
Bodo Schneider-Schrimpf
14.07.2020, 19:43Das sind alles recht gute Tipps, um die Hitze zu überstehen, wenn sie denn mal da ist - man kann aber auch vermeiden, dass es erst einmal so heiß wird: Ein ganz wichtiger Punkt ist da die energetische Sanierung von Gebäuden; es ist Allgemeingut, dass sich damit im Winter viel Heizung sparen lässt, aber wenige wissen, dass die Wärmedämmung auch hilft, im Sommer die Hitze draußen und die Innenräume kühl zu halten - nachts lüften und morgens Fenster und Türen zu, dann bleibt's drinnen kühl, so heiß es auch draußen wird. Und anstelle von Klimaanlagen helfen da in stark verglasten Gebäuden auch Wärmeschutzfolien, die außen an den Fenstern angebracht die Wärme aussperren, aber das meiste Licht trotzdem hereinlassen. Damit lässt sich in vielen Fällen problemlos auf eine Klimaanlage verzichten - die ja auch mit negativen Begleiterscheinungen belastet ist: Ständiger kalter Luftzug tut nicht gut, und Keime können sich gut verbreiten; viele Leute reagieren gesundheitlich sensibel auf Klimaanlagen. Ich lebe seit 14 Jahren in einem energetisch sanierten Gebäude, das ist an heißen Sommertagen eine Labsal, und seit diesem Frühjahr habe ich an der Glasfront meines Büros eine solche Wärmeschutzfolie, die die Hitz-Spitzen zuverlässig wegfiltert. So etwas spricht sich nur nicht herum, da die Leute bei Hitze eben zuerst an Klimaanlagen denken ...