Kim Detloff Beiträge

Wann werden unsere Meere endlich richtig geschützt?

Es tobt ein Streit um die Zukunft der deutschen Meeresschutzgebiete in Nord- und Ostsee. Ein jetzt veröffentlichtes Rechtsgutachten stützt die scharfe Kritik der deutschen Umweltverbände an den Verordnungsentwürfen für sechs Gebiete in der sogenannten Ausschließlichen Wirtschaftszone.

Schweinswal

Der Schweinswal ist Deutschlands einzige heimische Walart -Foto: Sven Koschinski/Fjordbelt DK

Die Entwürfe zementieren die Übernutzung der Meere und widersprechen bzw. ignorieren geltendes Umweltrecht. Fast zehn Jahre nach Anerkennung der Natura-2000-Gebiete durch die Europäische Kommission und unter dem Druck eines Vertragsverletzungsverfahrens drohen Lobbyinteressen aus Fischerei, Rohstoff- und Energieindustrie sowie Verkehr und Wissenschaft den Meeresschutz vor unserer Haustür scheitern zu lassen. Geschützte Arten wie Schweinswal, Seehund und Kegelrobbe sowie seltene Lebensräume wie Riffe und Sandbänke wären die Verlierer.

Plastikmüll wird auch Pottwalen gefährlich

Wissenschaftler der Tierärztlichen Hochschule Hannover veröffentlichten jetzt erste Obduktionsergebnisse zu den Anfang des Jahres gestrandete Pottwalen. 30 junge Bullen sind vermutlich Fischen oder Tintenfischen in die Nordsee gefolgt und qualvoll im flachen Wasser der Nordsee verendet. Die 13 Pottwale, die an unseren Küsten strandeten, starben an Herz-Kreislaufversagen. Beunruhigend aber ist, dass vier Tiere große Mengen Plastikabfälle gefressen hatten, darunter ein 13 Meter langes Fischernetz und die Plastikabdeckung eines Autos. Zwei Wale wären vermutlich früher oder später an dem für sie unverdaulichem Plastik gestorben.

Nicht das erste Mal, dass bekannt wird, dass auch die größten Bewohner der Meere, die Wale, von der zunehmenden Vermüllung betroffen sind. Im Jahr 2012 fanden Wissenschaftler in einem an der spanischen Küste gefundenen Pottwal 36 Quadratmeter Plastikfolie, die seinen Magen verstopft hatten. Er verhungerte mit vollem Magen. Etwa 10 Millionen Tonnen Plastik gelangen jedes Jahr in die Weltmeere. Bis zu einer Million Seevögel und Hundertausend Wale, Delfine und Robben sterben jedes Jahr an den Folgen. Sie verfangen sich in alten Netzen oder verwechseln Plastik mit ihrer natürlichen Nahrung. Lesen Sie mehr über die tödliche Gefahr von Plastik in den Ozeanen und erfahren Sie was wir dagegen tun können auf einer virtuellen Reise durch das NABU-Projekt Meere ohne Plastik.

Meere ohne Plastik

Gehen Sie mit uns auf virtuelle Entdeckungstour und erfahren Sie, wie auch Sie unsere Meere vom Müll befreien können.

Gründe für Massenstrandung nicht abschließend geklärt
Alle gestrandeten Tiere waren laut Obduktionsergebnis bei guter Gesundheit und wohl genährt. Eigentlich hätten sie westlich an den britischen Inseln vorbeischwimmen sollen, in den weiten Atlantik Richtung Azoren. Doch auf der Jagd nach Beute, durch hydrographische Bedingungen oder Stürme, aber vielleicht auch durch den zunehmenden Unterwasserlärm sind sie von ihrem Kurs abgekommen und in den Tod geschwommen. Ganz aufklären lässt sich das vermutlich nie. Berichte von Pottwalstrandungen an unseren Küsten gibt es seit Jahrhunderten. Im flachen Wasser versagt ihr sonst so weit entwickeltes Sonarsystem, einmal gestrandet, erdrückt sie ihr eigenes Gewicht.

Fishing for Litter jetzt an der Westküste Schleswig-Holsteins

Seit dem heutigen Freitag haben wir die Fischer aus Büsum und Tönning an Bord der vom NABU 2011 ins Leben gerufenen Initiative Fishing for Litter. Damit schließen wir eine der letzten großen Lücken zur flächendeckenden Umsetzung in Deutschland. Seit Sommer letzten Jahres unterstützt uns nach Niedersachsen auch das Umweltministerium in Kiel finanziell beim Aufbau weiterer Projekthäfen.

Nils Möllmann überreicht das Big Bag an Fischer Ted Sönnichsen im Büsumer Hafen - Foto: NABU/G. Schneider

Nils Möllmann überreicht das Big Bag an Fischer Ted Sönnichsen im Büsumer Hafen – Foto: NABU/G. Schneider