Die Auswertung beginnt
Nach den ebenso erfolgreichen wie aufregenden Tagen des Koboldmaki-Monitorings im Waldgebiet Popayato Paguat haben wir uns nun wieder erholt und konnten all die Eindrücke erst einmal sacken lassen. Wir bekommen allmählich die schon längst überfällige Regenzeit zu spüren und sind dankbar, dass uns die nun einsetzenden, heftigen Tropenschauer nicht schon bei der Datenaufnahme im Wald überrascht haben. Die Folgen des Klimawandels sind auch hier auf der Insel Sulawesi bereits seit einigen Jahren spürbar. Der klare Fluss, dessen Bett wir vor wenigen Tagen noch für die Aufnahme der Koboldmaki-Stimmen hinaufgelaufen sind, hat sich in einen reißenden Strom verwandelt. Außerhalb des NABU-Projektgebietes, wo durch Abholzung der Wald entlang des Flusses verschwunden ist, führen die ergiebigen Regenfälle zu einer massiven Erosion und Totalverlust der sensiblen dünnen Bodenkrume.
Im Schutze unserer kleinen Hütte werden wir uns in den kommenden Tagen auf die gesammelten Daten der letzten Wochen stürzen und Ruf- und Fotoaufnahmen auswerten. Wir hoffen, dass die Daten unsere These stützen, die Sulawesi-Koboldmakis wären eine geeignete Indikatorart zur Beschreibung des Waldzustandes. Der erste Eindruck scheint diese Theorie zu bestätigen: Die Anzahl der Rufaufnahmen, also auch die Anzahl der Koboldmakis selbst, ist im naturnahen Waldökosystem wesentlich höher als außerhalb. Während wir nahe den Dörfern zumeist nur ein bis zwei Rufe auf unseren Versuchsflächen verzeichnen konnten, hörten wir im Vergleich dazu im Wald stets mehrere Ruflaute aus unterschiedlichen Richtungen. Auch die Variationen der Stimmen und somit womöglich der verschiedenen Arten ist im naturnahen Waldgebiet höher gewesen. Die Vermutung liegt nahe, dass es einigen Arten nicht möglich ist, außerhalb der dichten Waldstrukturen zu überleben und auf den Erhalt der vorherrschenden Wälder angewiesen sind.
Lara Shirin Bienkowski und Simon Stephan
Titelbild: Koboldmakis – Foto: Lara Shirin Bienkowski
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