Deutschland, Abfallland: Wir müssen mehr vermeiden
Müll, Abfall, Unrat. Für die Überbleibsel unseres Konsums haben wir viele Namen. Gesellschaftlicher Konsens ist seit einiger Zeit, dass unser Abfallaufkommen kleiner werden muss, um unsere natürlichen Ressourcen zu schonen. Vermeidung, Wiederverwendung und Recycling lauten die Mittel im Kampf gegen den Müll.
So haben einige Aufgeweckte unter uns bereits abfallarme Geschäftsmodelle auf den Weg gebracht, der Handel springt mit Leuchtturm-Projekten auf denselben Zug auf. Und dennoch, ein Blick auf die Zahlen lässt dieses Engagement als Tropfen auf den heißen Stein verpuffen: Zuletzt warf jede/r Deutsche im Durchschnitt 618 Kilogramm in einem Jahr weg. In der EU übertrafen uns damit nur noch die Dänen.
Ist das noch in oder kann das weg?
Unsere Abfälle sind immer eine Folge unseres Konsums. Bevor wir Müll verursachen, haben wir ein Produkt erworben, das in der Regel in einer Verpackung steckt. In Deutschland scheinen Bürgerinnen und Bürger sich der Konsequenzen ihrer Kaufentscheidungen und der Einzelhandel seines Handlungsspielraum beim Thema Abfall nicht bewusst zu sein. So kaufen wir vorverpacktes Gemüse, das lose nicht angeboten wird, in Supermärkten, die zuvor Plastiktüten ausgelistet haben. Wir bringen den noch funktionsfähigen Fön zum Werkstoffhof, weil ein neuer mehr Leistung verspricht und den Pulli mit dem kleinen Loch zum Altkleidercontainer, weil ein neuer für zehn Euro erhältlich ist.
Scheu vorm Wegwerfen ist Fehlanzeige. Vielmehr verlassen wir uns auf unsere Abfallwirtschaft, die im Ruf steht, eine der effizientesten und umweltfreundlichsten rund um den Globus zu sein, die Bundesrepublik nur noch eine Wandstärke eines Joghurtbechers aus Biokunststoff vom Ziel der ressourceneffizienten Kreislaufwirtschaft entfernt. Und so trennen wir gründlich Bananenschalen von Joghurtbecher, ausgelesene Zeitung von leeren Weinflaschen, im Wissen, dass die Abfälle bestmöglich verwertet werden.
Mülltrennen ist nicht genug
Mülltrennen allein reicht aber nicht. Abfälle werden weit weniger recycelt als möglich wäre, das Gros wird verbrannt. Deshalb gilt noch immer: Echter Ressourcenschutz heißt Müllvermeidung. Es gibt viele Möglichkeiten mit einfachen Mitteln weniger Abfälle zu erzeugen:
Kaufen Sie Getränke in Mehrwegflaschen. Kaputte Geräte können in Repaircafes repariert werden, noch funktionsfähige Geräte oder ausgetragene Klamotten über zahlreiche Online-Plattformen verkauft werden. Vermeiden Sie beim Einkaufen unnötige Verpackungen und bringen Sie einen Tragetasche mit.
Übrigens: Die Abfallvermeidung genießt auch rechtlich Priorität gegenüber dem Recycling und Verbrennung von Müll. 2013 brachte die Bundesregierung gemäß europäischen Vorgaben ein Abfallvermeidungsprogramm auf den Weg. Die in dieser Woche begangene Europäische Woche der Abfallvermeidung bietet seit einigen Jahren viele Aktionen, um den Unionsbürgern zu verdeutlichen, dass der beste Abfall der ist, der gar nicht erst entsteht.
- Europäische Woche der Abfallvermeidung vom 19. bis 27. November
- Was passiert mit unserem Hausmüll?
- Download: Tipps für weniger Verpackungsmüll
- Deutschland, Abfallland: Wir müssen mehr vermeiden - 21. November 2016
- Wir brauchen eine nachhaltige Rohstoffpolitik - 31. Oktober 2016
- Zum Tag des Toilettenpapiers: Keine Frischfasern ins WC! - 26. August 2016
3 Kommentare
Maria Brunheim
25.11.2016, 20:56Bis jetzt ist mir noch niemand begegnet der wie ich Plastiktüten 100mal verwendet, bevor sie so löchrig sind dass ich sie nur noch als kleine Müllbeutel benutze und dann eines Tages in die Mülltonne gebe. Ich kaufe weitestgehend unverpackte Lebensmittel ein, konsequent seit 40 Jahren. Trotzdem stapeln sich bei mir noch Plastiktüten, die ich nicht vermeiden kann - z.B. wenn ich im Bioladen ein Brot aus dem Gefrierschrank kaufe, ist es in einen Gefrierbeutel verpackt. Jede solche Plastiktüte wasche ich nach Gebrauch am Spülbecken aus, lasse sie abtropfen und trocknen und verwende sie erneut. Die kräftigeren halten auf diese Weise 100 Einkäufe aus. Im Kühlschrank leisten sie gute Dienste, indem die darin eingehüllte Ware länger frisch bleibt. Mögliche Giftstoffe sind sicher nach mehreren Waschgängen nach und nach herausgelöst, hoffe ich jedenfalls. Auch sonst lebe ich konsequent und hellwach nachhaltig. Dass ist oft mit erheblichem Zeiteinsatz verbunden. Danach, sobald man herausgefunden hat wie es bei einem selbst am besten geht, funktioniert es hervorragend! Heute gibt es so gut wie alles aus alternativen Quellen. Bis auf einige Ausnahmen...
Jeannette
22.11.2016, 14:14Abfallvermeidung ist mir ein großes Anliegen - ich schreibe darüber auch auf meinem Blog, wilderwegesrand.de. Es gibt so viel, was man ohne viel Auwand tun kann: Auf dem Markt gibt Gemüse ohne Plastik, auch in vielen Supermärkten mit Frischetheke bekommt man seinen Käse direkt in die mitgebrachte Box.
Peter
21.11.2016, 19:50Hallo,warum wird nicht auch bei Verpackungen angefangen Müll zuvermeiden ? Ich arbeite in einem Elektromarkt und wenn wir zB Kopfhörerlieferungen bekommen sind die doppelt und dreifach in Folie ,Pappe und Papier eingepackt.Und bei den Mengen die wir bekommen ,da bleibt eine große Menge Müll übrig.Ich finde da sollten auch ganz stark die Herstellerfirmen in die Pflicht genommen werden und nicht nur der Endverbraucher. Lg