Verpackungen: Der Schein trügt!
Papier und Glas sind öko, Kunststoff und Metalldosen belasten die Umwelt – so bewerten sie meisten von uns intuitiv die Verpackungen von Lebensmitteln. Leider ist es nicht ganz so einfach. Ich könnte auch sagen: Das ist falsch. Um den ökologischen Fußabdruck einer Verpackung einschätzen zu können, muss man schon ganz genau hinschauen. Das haben wir beim NABU gemacht – mit sehr spannenden Ergebnissen.
Die wichtigste Erkenntnis ist, dass man nicht grundsätzlich sagen kann, dass ein Material gut oder schlecht ist. Es kommt immer auf den Anwendungsfall an. Zum Beispiel beim Papier: Trockene Lebensmittel wie Nudeln, Mehl oder Haferflocken lassen sich problemlos in Papier verpacken. Solange die Verpackung nicht aufreißt, sind sie darin ausreichend geschützt. Bei feuchten oder fettigen Lebensmitteln dagegen kommt einfaches Papier schnell an seine Grenzen. Die Industrie verwendet dann beschichtete oder mit Wachsen und Chemikalien behandelte Papiere, die zwar öko aussehen, sich aber nicht mehr recyceln lassen und daher im Altpapier nichts zu suchen haben. Wenn das Papier allerdings nicht wiederverwertet werden kann, hat auch die Umwelt nichts davon. Denn Papier aus Frischfasern herzustellen und dann nach einmaligem Gebrauch wieder zu entsorgen, verschlingt viel Energie und Ressourcen.
Pappe: Nicht so öko, wie es scheint
Pappkartons haben in vielen Fällen ebenfalls zu Unrecht einen guten Ruf. Vor allem, wenn sie lediglich als Umverpackung dienen und im Innern dann doch noch ein Plastikbeutel als eigentliche Verpackung dient, verschwendet das Ressourcen und ist schlicht unnötig. Zudem ist Pappe relativ schwer, sodass nicht nur für die Herstellung, sondern auch für den Transport viel Energie aufgewendet werden muss und der Schadstoffausstoß hoch ist. Bei Nudeln schneidet daher zum Beispiel der Karton am schlechtesten ab – schlechter als ein Plastikbeutel! Ein bisschen besser ist aber durchaus ein schlichter Papierbeutel ohne Beschichtung.
Einwegglas mit schlechter Ökobilanz
Eine für viele überraschende Erkenntnis ist, dass Einweg-Glasverpackungen in fast allen Fällen ökologisch miserabel abschneiden. Die Betonung liegt hier auf „Einweg“! Mehrwegflaschen und -gläser, die wiederverwendet und nicht durchs ganze Land kutschiert werden, schneiden sehr gut ab. Woran liegt das, obwohl sich Glas doch prima recyceln lässt und viele Menschen Glas ja auch getrennt entsorgen? Das Problem ist der extreme Energiebedarf für Herstellung und Recycling bei Glas. Zudem verursacht das hohe Gewicht von Glasverpackungen beim Transport hohe Schadstoffemissionen zulasten von Umwelt und Gesundheit.
Tatsächlich schneidet Einwegglas meist sogar noch schlechter ab als die alte Konservendose aus Blech. Sehr viel besser sind beispielsweise leichte Schlauchverpackungen aus Kunststoff. Sieht nicht so öko aus, ist aber viel umweltfreundlicher. Das Gleiche gilt für Verbundkartons – etwa für passierte Tomaten.
So viel wie nötig und so wenig wie möglich
Schon diese wenigen Beispiele zeigen: Der Teufel steckt im Detail. Und auch Verpackungen, die auf den ersten Blick umweltfreundlich aussehen, können gewaltige Probleme verursachen. Umso wichtiger ist es, Verpackungen insgesamt einzusparen – soweit das möglich ist. Natürlich sind Verpackungen in vielen Fällen nötig, um die Lebensmittel zu schützen. Es wäre schließlich auch ökologisch nichts gewonnen, wenn die Lebensmittel verderben, beispielsweise beim Transport oder der Lagerung, weil die Verpackung nicht ausreichend schützt. Aber klar ist: Wo es geht, sollten Verpackungen drastisch reduziert werden.
Tipps zum Einkaufen
Und was können wir alle beim Einkaufen beachten? Wer einen Unverpackt-Laden in der Nähe hat, kann dort mit eigenen Mehrweg-Gefäßen einkaufen. Das spart sehr viel Verpackungsmüll. Getränke sollte man unbedingt in Mehrwegflaschen kaufen – hier gibt es ein großes Angebot. Aber aufgepasst: Nicht jede Pfandflasche ist eine Mehrwegflasche! Plastikflaschen mit 25 Cent Pfand sind Einwegflaschen. Bei Glas-Mehrwegverpackungen ist es sinnvoll, auf regionale Lebensmittel achten, um die Transportwege kurz zu halten.
Bei Einwegverpackungen lohnt es sich, bei einigen Produktgruppen einfach mal nachzuschauen, welche Verpackung am vorteilhaftesten ist – etwa auf der Internetseite des NABU. Und bei allen Einwegverpackungen gilt: Damit sie zumindest gut recycelt werden können, ist die gute alte Mülltrennung unabdingbar. So landen wertvolle Rohstoffe zumindest nicht unwiederbringlich in der Müllverbrennung, sondern dienen optimalerweise wieder als Grundlage für neue Produkte und Verpackungen.
Dieser Tipp ist als Gastbeitrag des NABU auf dem IKEA-Unternehmensblog erschienen. Seit Januar 2020 veröffentlichen wir jeden Monat einen Tipp für ein nachhaltigeres Leben. Der NABU und IKEA sind seit 2011 Kooperationspartner. Die Illustrationen stammen von der Grafikerin Jule Roschlau.
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3 Kommentare
Uwe
02.03.2023, 22:49Was ich sehr schade finde, dass man die meisten eingemachten Lebensmittel nur im Glas bekommt. Beispielsweise saure Gurken, Sauerkraut, Pilze, etc. pp. Ich wünschte, die Hersteller würden sich hier zusammentun und ein Pfandsystem für diese Gläser einrichten. Diese Einweggläser sind wirklich eine ökoligische Katastrophe. :-/
Lioba Burck
21.09.2022, 16:58Ich denke folgendes...solange HINTER der Theke der Verkauf OHNE Mundschutz stattfindet...den ganzen Tag ohne Schutz auf Lebensmittel gesprochen werden kann, ...kann ICH ohne Probleme mein eigenes Gefäß geben...wenn Infektion.... dann übers Sprechen usw.nicht über MEIN Gefäß.... Und ich kann mir den Käse , Brot usw .über die Theke reichen lassen..
Ina Vogt
20.06.2022, 11:33Beim Fleischer, am Käsestand sind mitgebrachte Verpackungen aus hygienischen Gründen nicht gestattet. Ich habe es versucht und wurde darauf hingewiesen. Das Fleischerpapier hat innen noch eine Folie, ich trenne diese ab und sehe, wie viel es ist. Gern verwende ich Bienenwachstücher, die man abspülen und wiederverwenden kann. Diese kann ich nicht beim Einkauf nutzen. Backwaren kaufe ich mit einem Korb ein, das spart wirklich, auch Papier.