Reisetagebuch Teil 4: Grenzenlose Umweltbildung – Lehrer-NAJU Workshop

Reisetagebuch Teil 4: Grenzenlose Umweltbildung – Lehrer-NAJU Workshop

Ziemlich aufgeregt sind wir, als nach den Schulbesuchen der letzten Tagen nun unsere richtige Arbeit beginnt: Schulleiter und Lehrer aus zehn ausgewählten Schulen rund um den Tanasee haben sich heute auf dem Weg zu uns nach Bahir Dar gemacht. Ziel ist es, in einem dreitägigen Workshop möglichst praktische Umweltbildungsaktivitäten zu entwickeln. Damit soll den Schulkindern die Bedeutung ihrer Umwelt im Lake Tana Biosphere Reserve näher gebracht werden – keine einfache Aufgabe, wie sich später herausstellen wird.

Erst einmal erzählen die Lehrer, was sie bereits machen. Ob Gedicht, Theaterstück oder Song:  Bei der Vorstellungsrunde bemerken wir, dass sich entgegen unser Erwartungen bereits viele Schulen mit der Thematik auseinandergesetzt haben. Die größten Herausforderungen in der Region sind neben Überweidung und Bodenerosion auch Abholzung und die invasive Wasserhyazinthe. So erzählen es uns die Lehrer.

Arbeit in der Gruppe: Wie erklären wir den Kindern anschaulich die Folgen der Erosion?

Arbeit in der Gruppe: Wie erklären wir den Kindern anschaulich die Folgen der Erosion?

 

In der ersten Kleingruppenphase ist die Faszination über die deutsche Herangehensweise groß. Während in Äthiopien offenbar klassischer Frontalunterricht an der Tagesordnung ist, sind wir eher darauf aus, aktive Unterrichtsmethoden und eine spielerische Herangehensweise einzubringen. Nach einigen Anfangsschwierigkeiten gelingt es dann aber doch, viele passende Aktivitäten herauszuarbeiten, die auch mit geringem Materialaufwand für die Lehrer umsetzbar sind. Denn die Ausstattung besteht in vielen Schulen, wie wir in den Tagen vorher gesehen haben, gerade einmal aus einer Tafel und Sitzbänken. Beispielsweise lösen wir Boden in einer Wasserflasche, um den Sedimenteintrag im Tanasee zu symbolisieren. Auf eine einfache Art und Weise werden so die direkten Folgen, zum Beispiel das Ansteigen des Wasserspiegels und die Trübung des Wassers, den Kindern verdeutlicht.

Erschöpft, aber auch irgendwie erleichtert, lassen wir den Tag bei einem Spaziergang am See ausklingen –  aber selbst hier wird gearbeitet: ca. 50 Vogelarten konnten wir identifizieren.

Das Gießkannenexperiment und tanzen mit Schultereinsatz

Am nächsten Tag war dann die Herausforderung, die Theorie in die Praxis umzusetzen. Wir wurden von zwei Schulen eingeladen, gemeinsam mit den Lehrern bereits heute den Lake Tana Biosphere Reserve Day zu feiern. Begrüßt von tausenden jubelnden Kindern mit lächelnden Gesichtern haben wir uns von der Motivation anstecken lassen. Zwischen Flaggenzeromonie, liebevollen Gedichten und typisch amharischen Tänzen bekommen die Lehrer und wir die Möglichkeit, unsere gemeinsam entwickelten Aktivitäten mit den ca. 1500 Schülern zu testen. Besonders beeindruckt sind die Kinder von einem unserer Experimente: Zwei Haufen Erde sind nahezu identisch, aber der eine ist mit Heu bedeckt, um einen natürlichen Bewuchs darzustellen, während der andere unbedeckt bleibt. Wir gießen Wasser auf beide Haufen und stellen fest: Die Hälfte der nicht bewachsenen Erde ist weg und den gespannt zuschauenden Schülern wird sofort klar, welche Folgen die Überweidung und die intensive Landwirtschaft haben.

Selbstverständlich darf bei diesen Feierlichkeiten die weltberühmte Kaffeezeremonie nicht fehlen. Die Kaffeebohnen werden perfekt über Holzkohle und Weihrauch geröstet und gekocht. Die duftigen Aromen breiten sich aus, sodass man kaum der kleinen Tasse „schwarzes Gold“ wiederstehen kann. Eindringliche äthiopische Musik und tanzende Kinder laden uns zum Mittanzen ein. Nichts mit gewohntem Hüftschwingen oder Absteppen, im äthiopischen Tanz ist insbesondere der Schultereinsatz angesagt!

Am Samstag haben wir dann mit den Lehrern noch die wichtigsten Aktivitäten für das Manual identifiziert, Gruppenfotos gemacht, Kontaktadressen ausgetauscht und uns gegenseitig Feedback gegeben. Festzuhalten bleibt, wir haben alle dazugelernt – und wie ein äthiopischer Lehrer so schön sagte: Ihr seid in unseren Herzen, wir denken an euch, wenn wir die Aktivitäten umsetzen!

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