Klimaanpassung digital: Als Biene in die Zukunft

Klimaanpassung digital: Als Biene in die Zukunft

Vergiss Zoom, Teams & Co. – im Jahre 2021 steuert man als digitale Biene in einer farbenfroh animierten, freischwebenden Stadt die Online-Veranstaltungen seiner Wahl an. Zumindest in Groningen, wo vom 19. bis 25. Januar die erste internationale Climate Adaptation Week stattfand. Eine Woche lang drehte sich bei diesem selbsternannten „interaktiven internationalen Festival-Erlebnis“, organisiert von der niederländischen Stadt und dem Global Center on Adaptation, alles ums Thema Klimaanpassung. Die Eventreihe bildete den Vorlauf zum Climate Adaptation Summit (CAS2021), einem hochkarätigen Gipfel zur Anpassung an den Klimawandel, der am 25. und 26. Januar die Thematik offiziell zurück auf die globale Agenda hob.

Und das keine Sekunde zu früh: Allein in Deutschland blicken wir zurück auf drei Dürrejahre in Folge; 2020 brach alle zuvor aufgestellten Rekorde und steht nun an der Spitze der Liste der wärmsten Jahre Europas seit Beginn der Aufzeichnungen. Auch jenseits von Landesgrenzen gehört es zu den heißtesten jemals gemessenen Jahren. Die Auswirkungen sind schon jetzt spürbar, besonders in den Ländern des globalen Südens, wo Zyklone, Überflutungen und Erdrutsche Lebensgrundlagen zerstören. Aber auch in unseren Breiten kommt es durch den Klimawandel vermehrt zu Ernteausfällen, sinkendem Grundwasserspiegel und extremer Hitzebelastung.

Aktion und Anpassung

Was also tun gegen die Klimafolgen? Das durfte man bei der Aktionswoche eigenhändig als fleißiges Bienchen in der digitalen Version von Groningen erfahren. Einmal in die virtuelle Welt eingetaucht, konnte man zu verschiedenen Locations fliegen und dort gemeinsam mit anderen geflügelten Gästen Diskussionen zu ausgewählten Themen verfolgen. In der feierlichen Atmosphäre von Groningens Martinikerk berichteten Expert*innen des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) von ihrer Arbeit zu Klimawandelfolgen und -anpassung, auf dem Grote Markt wurden Climate Adaptive Designs vorgestellt und im futuristischen Forum die Rolle der Jugend als Träger der Klimabewegung debattiert. Alle Veranstaltungen wurden aufgezeichnet und sind hier abrufbar.

Die Größen der Welt digital dabei

Das Gros der medialen Aufmerksamkeit aber auch Kritik erntete der Climate Adaptation Summit, der die Mottowoche mit einem beeindruckenden Aufgebot an internationalen Politik- und Wirtschaftsgrößen beschloss. Neben dem Gastgeber, dem niederländischen Premierminister Rutte, waren unter anderem Ban Ki-Moon, UN-Generalsekretär Antonio Guterres sowie Kristalina Georgiewa, Leiterin des Internationalen Währungsfonds, virtuell vertreten; Emmanuel Macron und Angela Merkel meldeten sich mit Videostatements zu Wort. Auch die USA nahmen mit ihrem Sondergesandten für das Klima, John Kerry, am Gipfel teil. Dieser entschuldigte sich ausdrücklich für die vierjährige Abwesenheit seines Landes bei internationalen Klimarunden und betonte, dass Extremwetter den USA bereits teuer zu stehen kam und Prävention daher billiger sei als Reaktion.

Als wäre man sich nie einiger gewesen, unterstrichen alle Anwesenden die Dringlichkeit der Problematik, erklärten, was sie selbst diesbezüglich zu tun gedenken und gaben Anregungen, was andere denn noch tun könnten. Programme mit eingängigen Namen wurden lanciert, als gäbe es einen Wettstreit um die besten Alliterationen: Die Kampagne „Race to Resilience“ – ein Schwesterprogramm zum kürzlich gestarteten „Race to Zero“ – und die „Adaptation Action Agenda 2030“.

Leere Worte oder konkrete Taten?

Ohne Zweifel sind dies wichtige Akzente in einer unruhigen Zeit. Fraglich ist allerdings, welche konkreten Taten den großen Worten folgen werden. Werden die Niederlande wirklich alles geben, um karibische Inseln wie Aruba und Curaçao, ebenfalls Teil des Königreichs Niederlande, bei der Anpassung an den steigenden Meeresspiegel zu unterstützen? Und was ist mit den anderen Eilanden im indischen Ozean und Pazifik? Man erinnert sich noch gut an die Sondersitzung der Regierung der Malediven unter Wasser im Jahre 2009 – seitdem wurde zu wenig getan, um denjenigen zu helfen, die kaum zum Klimawandel beigetragen haben, aber am meisten unter seinen Folgen leiden.

Aktuell werden weltweit Billionen von Steuergeldern und Rücklagen von der Corona-Pandemie verschlungen. Ein denkbar schlechter Zeitpunkt, stellen sich doch in diesen Jahren die Weichen für die klimatische Zukunft auf dem Planeten. Denn das Klimasystem ist träge: Selbst, wenn wir heute alle Treibhausgasemissionen stoppen würden, nähme die Erderwärmung zunächst weiter zu – und mit ihr die Klimafolgen. Höchste Zeit also, dass wir aufhören zu reden und endlich handeln: Auf der Klimaschutzseite, indem wir unsere Emissionen signifikant reduzieren, und auf der Klimaanpassungsseite, indem wir uns und andere bestmöglich vorbereiten auf das, was noch kommt.

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Frauke Scholvin
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