Damit es im Garten summt und brummt!
Keine andere Tiergruppe ist so vielfältig und so wichtig für Mensch und Natur wie die Insekten. Sie bestäuben die meisten unserer Wild- und Kulturpflanzen und dienen anderen Tieren als Nahrung. Umso fataler, dass ihre Bestände seit Jahren abstürzen. Wer wie ich die Natur liebt, sollte ihnen daher auch im Garten und auf dem Balkon ein Zuhause schenken. Das ist ganz einfach!
Was brauchen Insekten? Nahrung!
Klar, Insekten brauchen Nahrung. Aber was fressen sie? Das ist unterschiedlich. Wespen und Heuschrecken erbeuten andere Insekten. Maikäfer fressen Blätter. Und Wildbienen, Falter und Schwebfliegen suchen nach Nektar und Pollen – vor allem an heimischen Pflanzen, denn an die haben sie sich angepasst.
Wichtig ist, dass sie vom Frühjahr bis zum Herbst Nahrung finden, dass also immer etwas blüht. Wir essen ja auch nicht nur im Sommer etwas. Weil die Blütenbesucher unterschiedliche Vorlieben haben, sollte der Garten viele verschiedene Blütenfarben und -formen bieten. Wobei es einen wichtigen Grundsatz gibt: Ungefüllte Blüten sind immer besser als gefüllte, denn letztere enthalten meist weder Pollen noch Nektar und sind für Insekten schwerzugänglich. Bunte Wiesen voller heimischer Wildblumen, blühende Küchenkräuter wie Schnittlauch, Minze und Basilikum, Obstbäume und Beerensträucher sowie Wildrosen machen Nektarschlürfer und Pollensammler glücklich.
Dass ein Gartenteich – selbst ein ganz kleiner – Insekten und andere Tiere magisch anzieht, wissen alle, die schonmal an einem sonnigen Tag am Ufer gesessen haben. Viele Insektenarten leben als Larve im Wasser und wechseln erst als Erwachsene ins Trockene, etwa Libellen und manche Schwebfliegen.
Neben den vielen tagaktiven Insekten gibt es übrigens auch sehr viele, die nachts unterwegs sind. Damit finden auch Fledermäuse und Eulen etwas zu fressen. In jedem Garten sollte daher auch im Dunkeln etwas blühen und duften, etwa Nachtkerze, Geißblatt oder Nachtviole. Außerdem braucht auch der Insektennachwuchs etwas zu futtern. Ein erwachsener Kleiner Fuchs saugt in Blüten Nektar. Seine Raupen leben dagegen von den Blättern der Großen Brennnessel. Sie sollte deshalb in der Nähe wachsen.
Was brauchen Insekten noch? Verstecke und Nistplätze!
Auch hier gibt es nicht den einen Tipp, der alle Insekten glücklich macht, sondern die Vielfalt macht’s! Totholz etwa dient vielen Käfern und Wildbienen als Lebensraum und Kinderstube. Wie wäre es mit einer Benjeshecke oder einem alten Baumstumpf im Garten? Andere Insekten – darunter 70 Prozent unserer Wildbienenarten – brauchen offene trockene Bodenflächen zum Nisten. Ein einfaches Sandbienenbeet ist da eine tolle Hilfe. Und über Laubhaufen freuen sich nicht nur Igel, sondern auch Marienkäfer und Co. In den typischen Insektennisthilfen mit Röhrchen und Bohrlöchern legen einige Wildbienenarten und solitäre Wespen ihre Eier ab. Diese Nisthilfen kann man kaufen – oder ganz einfach selbst machen.
Fünfe gerade sein lassen
Auch wer im Sommer lieber in der Sonne liegt statt im Garten zu arbeiten, kann Insekten helfen. Ein bisschen Unordnung ist für Insekten nämlich überaus attraktiv. Hier blüht eine Distel, dort wächst eine Brennnessel und da hinten hat der Wind ein paar trockene Blätter auf einen Haufen geweht. Aus Sicht unserer Sechsbeiner sollte das so bleiben! Auch vor dem Winter sollte man nicht zu sehr aufräumen und etwa vertrocknete Staudenstängel erst im Frühjahr abschneiden.
Eines gilt zudem für alle Insekten: Laubsauger und Giftspritze haben im Garten nichts verloren. Wer das beherzigt und den Garten naturnah gestaltet, kann auf viele natürliche Helfer zählen: Marienkäfer und Florfliegen fressen Läuse, Igel erbeuten allerhand Kleingetier, Fledermäuse jagen Stechmücken, Laufkäfer vertilgen Schneckeneier und Drahtwürmer und Wespen und Vögel sammeln Raupen.
Licht aus!
Künstliche Lichtquellen ziehen Insekten an und werden schnell zur Todesfalle. Allnächtlich kreisen Milliarden von Mücken, Fliegen, Käfern und Nachfaltern wie im Rausch um Straßenlaternen und Gartenlichter – bis sie in der Hitze verbrennen oder erschöpft sterben. Die insektenfreundlichste Lampe ist daher die, die nicht brennt.
Wer Licht im Garten braucht, sollte es nur dann einschalten, wenn es wirklich nötig ist, und zu einer Lampe mit gelblichem Licht greifen, die nur nach unten auf den Weg leuchtet, statt den ganzen Garten zu erhellen. Kugelleuchten, die in alle Richtungen strahlen, sind die denkbar schlechteste Wahl.
Mitmachen beim NABU-Insektensommer
Lust auf Insekten bekommen? Dann habe ich hier noch zwei Termin-Tipps: Vom 4. bis 13. Juni und vom 6. bis 15. August 2021 startet der NABU wie jedes Jahr den Insektensommer und ruft alle Menschen dazu auf, nach Insekten Ausschau zu halten und die Beobachtungen zu melden. Wer sich bei der Bestimmung der Sechsbeiner nicht ganz sicher ist, findet im NABU-Insektentrainer einen Bestimmungsschlüssel und viele Infos. Viel Spaß!
Du suchst weitere NABU-Tipps für deinen Garten oder Balkon? Hier findest du alle Infos zu naturnahen Gärten und Balkonen, zum Beispiel eine Anleitung zum Bau einer Schmetterlingsspirale und Tipps, wie du deinen Garten vogelfreundlich gestalten kannst.
Dieser Tipp ist als Gastbeitrag des NABU auf dem IKEA-Unternehmensblog erschienen. Seit Januar 2020 veröffentlichen wir jeden Monat einen Tipp für ein nachhaltigeres Leben. Der NABU und IKEA sind seit 2011 Kooperationspartner. Die Illustrationen stammen von der Grafikerin Jule Roschlau.
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7 Kommentare
Winfried Wengenroth
19.07.2021, 14:09Liebe Melanie, vielen Dank für deinen tolle Beitrag. Viele Tipps sind sehr einfach umzusetzen und vielen ist es bestimmt gar nicht bewusst, was man mit Giftspritzen oder Laubbläsern beschädigt. Sehr schön geschrieben, freue mich über mehr. Viele Grüße Winfried
Bernd Rothmann
10.06.2021, 09:26Hallo, der NABU setzt sich ja dafür ein, Thuja-Hecken aus den Gärten zu verbannen, weil sie keinen Nutzen für Insekten haben. Wir haben noch eine 30 Jahre alte Thuja-Hecke, und wenn die Sonne scheint, summt und brummt diese DEcke von unzähligen Bienen, Wildbienen, Hummeln und Wespen. Auch diverse Vögel und sogar Bachstelzen besuchen diese Hecke regelmäßig und picken darauf herum. Könnt ihr mir erklären, was die unzähligen Insekten an der dichten Thuja-Hecke machen, wenn die HEcke doch eigentlich insektenfeindlich ist? Ich will damit nicht die Argumente gegen Thujas widerlegen, mich interessiert nur, was die Bienen und HUmmeln an einer blütenlosen Hecke machen.
Der NABU
06.07.2021, 15:58Diese Hecken können lokal als Rückzugsraum für Insekten und Vögel dienen (also als Versteck oder Aufenthaltsbereich), aber bieten im Vergleich zu Weißdorn, Kornelkirsche und anderen heimischen Gehölzen wenig bis keine Nahrung für Insekten und Vögel in ihren Entwicklungsstadien. (Also zum Beispiel als Raupenfutterpflanzen oder auch als Winternahrung, wie die Früchte des Weißdorns oder der Eberesche es sein könnten). Im Vergleich ist es also eine Heckenform mit wenig Diversität - auch wenn es anders aussieht.
Corinna Beutelspacher
08.06.2021, 11:48Hallo NABU Team, das Insekten- und Bienensterben beschäftigt mich. Leider musste ich vor einiger Zeit feststellen, dass es eine Produkt namens Gelee Royal auf dem Markt gibt! Ich bin entsetzt was dahinter steckt. Meine Mutter bekam über eine Bekannte eine Probepackung von einer Firma Königinnen-Produkte GmbH, Finsterwege 9, 49191 Belm-Vehrte zugeschickt. Diese Firma hat noch nicht einmal einen Adresseeintrag in Google, also ich habe keinen gefunden! Warum wird dieses Produkt nicht vom Markt genommen und solche dubiosen Firmen geschlossen?! Ich bin gespannt, was ihr mir antwortet! Liebe Grüße Corinna
Der NABU
05.07.2021, 09:51Hallo, das sind ja Nebenprodukte der Imker, die diese vertreiben. Man mag über die Nutzung von Honigbienen verschiedener Meinung sein, aber wie auch immer Honigbienen genutzt werden, dies hat keinen Einfluss auf das aktuelle Insektensterben in der Landschaft. Honigbienen sind ja Nutztiere und daher getrennt von den wild lebenden Insekten zu betrachten.
Jenny
02.06.2021, 20:32Hallo, wir haben einen wunderschönen Garten,mit viel Natur. Hohe Bäume.viele Büsche und Sträucher,eine große Wiese mit vielen Wildblumen und hohem Gras. Springbrunnen und einen kleinen Teich.Steine und Verstecke. Ein Traum für viele Tiere. Aber in diesem Jahr sehen wir keine Bienen,und keine Schmetterlinge mehr. Einige Garten-Vögel,und ein paar Eichhörnchen.Jeden Tag halten wir Ausschau,und sind sehr traurig das die Schmetterlinge ausbleiben.Bienen kommen nur noch wenn die Wildrosen blühen. So freuen wir uns über den Gesang der Vögel,und fragen uns was können wir noch tun???
Petra Roth
26.05.2021, 14:10In meinem Garten ist alles insekten gerecht. Immerhin fast 600 qm wildes Tiergerechtes durcheinander. Da auch ein Teich vorhanden ist finden auch fröscj9,Kröten, Milch und sogar ringelnattern (Sichtung letztes Jahr) ein auskommen. Und da es keine Unkraut sondern nur wildkräuter gibt dürfen auch diese sich bei mir tummeln. Es ist ganz einfach etwas für die Natur zu tun. Man muss nur wollen. LG und bleibt gesund Petra Roth