Investoren fordern Regeln für sich selbst – zum Schutz der Natur

Investoren fordern Regeln für sich selbst – zum Schutz der Natur

Klingt ungewöhnlich, ist aber tatsächlich passiert: Im Vorfeld der Weltnaturkonferenz COP15 in Kanada fordert eine Initiative der größten Finanzinstitute der Welt strengere Regeln. Und zwar für sich selbst. Sie möchten, dass globale Ziele für den Erhalt der natürlichen Vielfalt festgelegt werden, und diese dann auch für die Finanzwelt gelten.

Eigentlich logisch: Wollen wir die Natur effektiv schützen, sollten wir nicht weiter in Projekte investieren, die ihr schaden. Nur leider gibt es dafür aktuell keine international einheitlichen Regeln. Im Dezember gibt es eine Chance, das zu ändern. Auf der COP15 könnte ein neues globales Abkommen für den Schutz der Biodiversität getroffen werden, ähnlich wie das Pariser Klimaabkommen. Damit der Schutz nicht nur auf dem Papier gilt, müsste das Abkommen in konkrete Regeln für die Finanzbranche übersetzt werden. Genau das fordert die Initiative von den Finanzministern weltweit.

Verluste in der Biodiversität – Verluste in der Wirtschaft

Der Appell des Briefes ist klar. Große Teile des Finanzsektors haben verstanden: Bei Biodiversität geht es nicht nur um die Rettung niedlicher Tiere. Biodiversität ist ein System, das mit jedem Zahnrad, das ausfällt, etwas weniger rund läuft. Es geht um unsere Lebensgrundlage, unsere Wirtschaft, und somit auch um die von ihnen verwalteten Gelder. Die Finanzinstitute wollen die Risiken, die durch den Biodiversitätsverlust für viele (Finanz-)Unternehmen entstehen, einschätzen können. Da die Bezifferung auf freiwilliger Ebene derzeit nicht funktioniert, braucht es staatliche Vorgaben. Damit Inverstor*innen zum Schutz der Biodiversität beitragen können, brauchen sie klare Vorgaben der Politik und eine Vorreiterrolle staatlicher Institutionen.

Der Staat sollte mit gutem Beispiel vorangehen

Die aktuelle Debatte um Sustainable Finance dreht sich vor allem um die Aktivitäten von privaten Finanzinstituten, also Banken oder Fondsanbietern. Öffentliche Institutionen, wie Landesbanken oder auch öffentliche Pensionskassen, kommen in der Debatte kaum vor. Dabei verwalten sie große Vermögen und könnten durch ihre staatliche Anbindung besonders schnell an den Klima- und Biodiversitätszielen ausgerichtet werden. Hier zeigt sich, dass der Staat seinen direkten Einfluss noch nicht nutzt. Er überlässt die Vorreiterrolle den privaten Institutionen, die sie nun nicht länger allein spielen wollen.

Mehr Transparenz

Um die Ausrichtung der Finanzflüsse an den Biodiversitätszielen zu erreichen, braucht es Transparenz. Deswegen fordern die Unterzeichner des Briefs rechtliche, administrative und politische Schritte, die alle Finanzakteure dazu bringen, ihr Geschäftsmodell auf den Prüfstand zu stellen bezüglich:

  • der Abhängigkeit von der biologischen Vielfalt, sowie
  • der Auswirkung auf die biologische Vielfalt.

Dabei sollten sie die gesamte Liefer- und Wertschöpfungskette betrachten. Nur mit diesen Informationen lassen sich die biodiversitätsbezogenen Risiken für Unternehmen und Finanzinstitute reduzieren.

Sinnvollere Vorgaben

Wie gelingt die Veränderung? Die Initiative plädiert dafür, dass Finanzinstitute sogenannte Transformationspfade vorlegen müssen. Das bedeutet: Sie müssen zeigen, wie sie ihre negativen Einflüsse reduzieren und ihre positiven Beiträge steigern werden. Nur: Wie viel Eingriff in die Biodiversität ist tragbar? Und wo fängt ein positiver Beitrag zur Biodiversität an? Dafür musste es staatliche Regeln geben, finden die Unterzeichner*innen des offenen Briefs. Dann könnten auch Zentralbanken und Finanzaufsichtsbehörden stärker auf den privaten Finanzsektor einwirken.

Wege zur nachhaltigen Finanzwirtschaft

Zuerst müssen messbare, internationale Biodiversitätsziele sowie Umsetzungsstrategien vereinbart werden. An diesen können die Finanzinstitute ihre Investitionsziele ausrichten. Für die Umsetzung benötigen sie vor allem Daten der Unternehmen zu Biodiversitätsleistungen und Risiken. Nur so können sie einsehen, ob die Unternehmen zur Erreichung der Biodiversitätsziele beitragen und somit ein Investment den eigenen Ansprüchen entspricht.

NABU-Forderung an die Bundesregierung: Weltnaturkonferenz COP15 nutzen!

Wir fordern die Bundesregierung unter Bundeskanzler Olaf Scholz dazu auf, sich zusammen mit der EU-Delegation hinter die Forderung der Finanzinstitute zu stellen. Die COP15 in Kanada bietet eine einmalige Chance, Einigkeit über international gültige Standards zu erzielen.

In den Verhandlungen zum Biodiversitätsabkommen sollten sie sich für ein Ziel und Umsetzungsvorgaben zur Ausrichtung aller öffentlicher und privater Finanzflüsse an den globalen Biodiversitätszielen einsetzen. Olaf Scholz hatte bereits am Rande der UN-Generalversammlung gezeigt, dass ihm das Thema am Herzen liegt und mit einem erhöhten finanziellen Beitrag der Bundesregierung ein wichtiges Signal für die Verhandlungen gesendet. Deutschland kann als wirtschaftsstarkes Industrieland eine echte Vorreiterrolle einnehmen, indem es zur Umsetzung der Biodiversitätsziele klare Aktionen und Vorgaben für den Finanzsektor definiert und umsetzt – am besten in einer Koalition mit anderen ambitionierten Ländern.

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