#CO2FreiSpassDabei – Konsum, ein dicker Brocken
Konsum macht mit den größten Anteil unseres CO2-Fußabdrucks aus. Viele denken, nachhaltiger Konsum sei schwierig. Dabei ist es eigentlich ganz einfach: Wir müssen weniger konsumieren! Konsum macht durchschnittlich den größten Anteil am persönlichen CO2-Fußabdruck aus. Hier muss dringend was passieren, wenn wir es mit Klimaschutz ernst meinen. Aber was und wie genau? Klar, ich kann fordern, dass bitteschön alle Produkte, Konsumgüter und Dienstleistungen CO2-frei werden müssen, dann habe ich das Problem für mich gelöst. Auch jetzt schon kann ich in einigen Bereichen meinen Konsumbedarf mit besonders nachhaltigen und zumindest CO2-armen Produkten decken.
Klar, das ist ein Ansatz, aber der hat Tücken. Denn sozial gerecht ist das nicht, faire und nachhaltige Produkte sind teurer als konventionelle. Heißt das im Umkehrschluss, dass ich mit wenig Geld nicht klimafreundlich konsumieren kann?
Wer viel Geld hat konsumiert auch mehr…
Interessanterweise ist das Gegenteil der Fall. Das Umweltbundesamt hat diesen Sommer eine Studie veröffentlicht, in der eine Korrelation von Bildung und Einkommen zu hohem CO2-Fußabdruck nachgewiesen wird. Besonders eindeutig ist dabei der Zusammenhang zwischen dem zur Verfügung stehenden Budget und Konsumverhalten – eigentlich klar. Das führt aber auch zu einer Korrelation, dass gerade Milieus, die es sich leisten können zum Beispiel in Bio-Märkten einzukaufen (und dies auch tun), sich in anderen Bereichen meist überdurchschnittlich schlecht verhalten – zum Beispiel durch sehr große Wohnflächen pro Person (und dadurch auch überdurchschnittlich viel CO2 zum Heizen aufgewendet wird) oder durch besonders viele Flugreisen.
Nutzen statt besitzen
Der Konsument kann was tun, aber alleine darauf zu setzen reicht nicht. Es braucht auch andere Lösungen. In den Großstädten finden sich Initiativen, um den Konsum zu mindern. Ich zum Beispiel habe in direkter Nähe einen „Leihladen“, da kann ich nicht kaufen sondern nur leihen und für viele Gegenstände reicht das auch völlig aus. Außerdem gibt es in meinem Viertel ein nachbarschaftlich organisiertes Repaircafe, dort werden gemeinsam Dinge repariert, die sonst im Müll gelandet wären. Weitere viele gute Initiativen hat Katharina aus dem Ressourcen-Team schon einmal zusammengestellt. Ich selbst habe bisher noch keine dieser Initiativen genutzt, auch wenn ich sie schon seit Jahren kenne, sie richtig gut finde und sie räumlich nicht mal weit weg sind. Ich schaffe das meist zeitlich nicht, denn mit meiner 40 Stunden-Woche komme ich selten vor 18:00 Uhr aus dem Büro. Der Leih-Laden hat dreimal die Woche für zwei Stunden am Nachmittag geöffnet – das passt einfach nicht zusammen. Ich weiß ja, die Menschen machen das ehrenamtlich und ich will auch nicht von denen fordern, dass sie mehr arbeiten sollen. Für mich ist dadurch der Leihladen aber nur schwer nutzbar.
Shareconomy als Lösung? Eher nicht.
In den letzten Jahren hat sich aber auch noch ein kommerzieller Zweig um Dinge zu Teilen herausgebildet – Shareconomy ist das Buzzword. Wohl bekanntester Dienst ist AirB’n’B, der Name eine Anspielung, dass man bei sich zu Hause die Luftmatratze an Gäste vermieten kann. Der Grundgedanke Wohnungen zu teilen ist prima! Wenn ich meine nicht brauche, kann ein anderer sie zwischennutzen, insgesamt können so natürlich auch Ressourcen eingespart werden. Die Realität stimmt aber nicht immer mit diesem Grundgedanken überein. In Städten wird die Gentrifizierung gerade in für Touristen attraktiven Vierteln durch immer mehr Ferienwohnungen noch angeheizt – und auf den Mitwohnplattformen geht es schon lange nicht mehr um Luftmatratzen sondern eher um schicke Wohnungen in bester Lage.
Weniger konsumieren!
Es hilft nur eins: weniger konsumieren und zwar konsequent! Wenn ich etwas brauche, werde ich künftig zunächst klären, ob nicht auch leihen reichen würde. Die Bohrmaschine zum Beispiel brauche ich eigentlich nicht zu besitzen, wenn ich mal ein Loch in der Wand haben möchte. Sollte es vorkommen, dass ich glaube, ich müsste ein Ding besitzen, schaue ich künftig, ob ich gebraucht kaufen kann. So kommen zumindest durch meinen Konsum keine neuen Produkte in den Umlauf. Und ich achte ich darauf, dass es möglichst langlebig ist und sich gut reparieren lässt. Wenn ich etwas nicht mehr brauche, gebe ich es weiter, dann muss jemand anders weniger konsumieren.
Unser CO2-Rechner stellt bei der Abfrage des Konsum-Bereichs die entscheidenden Fragen zusammen. Denkt einfach daran, wenn ihr Konsum-Entscheidungen trefft. Auch dieser Rechner für den ökologischen Fußabdruck gibt weitere Hinweise, worauf man achten muss. Wenn die Industrie meint, dass nun auch hochpreisige Armbanduhren nach zwei Jahren keine Updates mehr erhalten und deshalb zu Elektroschrott werden, dann muss man als mündiger Konsument solche Produkte verweigern – wirklich brauchen tut man sie sowieso nicht.
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