#CO2FreiSpassDabei: Das Ende ist erst der Anfang!

Bier ist nicht gleich Bier und Tomate ist nicht gleich Tomate

Ich hatte ja in meinem letzten Beitrag mit dem Bier aufgehört. Und es ist wirklich nicht leicht, Daten zum Product-Carbon-Footprint (PCF) von Bier oder Nahrungsmitteln generell zu bekommen. Wir haben uns mal die Mühe gemacht, und Daten für einige gängige Lebensmittel zusammengestellt. Mit zum Teil verblüffenden, zum Teil schockierenden Ergebnissen. Zurück zum Bier: Eine österreichische Brauerei hat nach internationalen Standards untersuchen lassen, wie viel CO2 bei der Bierproduktion so anfällt. Wenig überraschend ist dabei, dass Einwegflaschenbier einen fast doppelt so hohen PCF (671 g/l) hat wie Bier aus Mehrwegflaschen (305 g/l). Und Fassbier hat mit 281 g CO2 pro Liter am wenigsten. Hier scheint also die Wahl der Verpackung einen wesentlichen Einfluss auf den Carbon-Footprint zu haben. Und Fassbier schmeckt ja sowieso am besten…

Tomaten sind nur während der Saison wirklich klimafreundlich. Foto: Sebastian Hennigs

Tomaten sind nur während der Saison wirklich klimafreundlich. Foto: Sebastian Hennigs

Es gibt viele Lebensmittel, bei denen die Wahl nach dem klimafreundlichsten Produkt schwer fällt. Vor allem weil es kaum zugängliche Informationen darüber gibt und die Streuung doch sehr groß sein kann. Ich möchte nur einige Beispiele dazu nennen – und ja, ich weiß, viele Zahlen sind nervig, aber es geht leider nicht anders.

Tomaten haben mich am meisten erschrocken. Ich esse gerne und viele Tomaten. Am liebsten aus dem eigenen Garten. Und das ist auch gut so. Tomaten aus ökologischem Anbau, während der Saison verzehrt, weisen einen PCF von 35 Gramm CO2 pro Kilogramm Tomaten auf. Hingegen schlagen Tomaten aus konventionellem Anbau im heimischen beheizten Gewächshaus außerhalb der Saison mit 9.300 g CO2/kg zu Buche. Das sind unglaubliche 265-mal soviel wie die selbst angebauten. Selbst frisch eingeflogene Tomaten von den Kanaren sind da mit 7.200 g CO2/kg „klimafreundlicher“. Und wer glaubt, Bio-Tomaten aus deutschen Gewächshäusern sind viel besser, der irrt. 9.200 g CO2 gibt es hier pro Kilogramm Tomaten. Aber schaut doch selbst, welche Varianten es noch so gibt.

So beinflusst die Anbauweise den CO2-Fußabdruck von Tomaten. Quelle: Universität Gießen, Ökologie und Landbau

So beinflusst die Anbauweise den CO2-Fußabdruck von Tomaten.
Quelle: Universität Gießen, Ökologie und Landbau

Zahlen bitte!

Weil mich die großen Unterschiede doch faszinieren, liste ich hier mal einige von uns recherchierte Zahlen auf. Mir haben sie jedenfalls geholfen, anders einkaufen zu gehen. Der Einfachheit halber lasse ich die Einheit weg. Die Zahlen beziehen sich immer auf Gramm CO2 pro Kilogramm Lebensmittel:

  • Geflügel (frisch) 3.300 vs. Geflügel-Tiefkühlprodukt 4.300
  • Rind (frisch) 12.300 vs. Rind-Tiefkühlprodukt 13.400
  • Schweinefleisch (frisch) 3.200 vs. Schweinefleisch-Tiefkühlprodukt 4.200
  • Wurst (3.950) und Schinken (4.800)
  • Plattfisch: frisch (3.300), filetiert (7.400), gefroren (7.800)
  • Dorsch / Kabeljau: frisch (1.200), filetiert (2.800), gefroren (3.200)
  • Hering: frisch (630), filetiert (1.300), gefroren (1.800)
  • Hummer: 20.200
  • Shrimps, gehäutet und gefroren: 10.500
  • Frische Muscheln: 90
  • Kartoffel: frisch (170), trocken als Püree (3.500), gefrorene Pommes (5.650)
  • Brötchen (600) und Brot (710)
  • Butter (23.000!) vs. Margarine (1.350)
  • Joghurt (675) und Käse (8.200)
  • O-Saft (1.700) und Kaffee (5.500)

Verblüffend sind die Unterschiede zwischen den einzelnen Fischarten und zwischen den Fleischarten. Vor allem, dass Käsekonsum doch weitaus mehr CO2 emittiert als Geflügel- oder Schweinefleisch. Erschrocken hat mich auch der große Unterschied zwischen Butter und Margarine. Beim Einkauf sollte man also nicht nur darauf achten, was man kauft (Hering oder Plattfisch; Butter oder Margarine), sondern auch, wie weit das „Produkt“ schon verarbeitet ist – der PCF von Pommes ist mehr als 30-mal so groß wie der frischer Kartoffeln.

Eigentlich sollte man Obst und Gemüse nur während ihrer jeweiligen Saison essen. Ansonsten ist das klimapolitisch echt schwer verdaulich. Vielleicht würde hier eine CO2-Steuer helfen, leichter (am hohen Preis) zu erkennen, welche Produkte saisonal und regional sind. Oder man nutzt einen der vielen Saisonkalender, wie er bei uns zu Hause auch am Kühlschrank hängt.

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Der Saisonkalender für Obst und Gemüse hängt bei uns am Kühlschrank. Das ist der beste Weg, CO2 zu sparen. Foto: Danny Püschel

Es ist wirklich schwierig, belastbare Daten zum Carbon Footprint von Nahrungsmitteln zu bekommen. Das gilt eigentlich für alle Konsumgüter. Wenn man es aber mit dem Klimaschutz in allen Bereichen ernst nehmen will (und auch muss!), brauchen wir transparente Zahlen, um uns bewusst entscheiden zu können.

Was haltet ihr denn von CO2-Angaben auf Lebensmitteln? Oder von einer CO2-Steuer?

Alles hat ein Ende

Unsere vier Wochen Selbstversuch sind wie im Flug vergangen. Apropos Flug: Mein Kollege Sebastian fliegt nächste Woche nach Marrakesch (und kompensiert den Flug wenigstens). Dort besucht er vom 7. bis 18. November die 22. Vertragsstaatenkonferenz der UN-Klimarahmenkonvention (UNFCCC COP 22) – auch bekannt als Weltklimakonferenz – und wird für den NABU berichten.

Parallel dazu werden wir dann noch einmal gemeinsam Resümee ziehen, unsere Erfahrungen austauschen und zusammenfassen. Was wir heute schon ändern können – und was nicht. Wie sich Politik und Gesellschaft entwickeln können bzw. müssen, damit wir die globale Erwärmung auf 1,5 Grad beschränken können, das wird dann noch mal Thema sein.

P.S. Und weil Energiesparen total wichtig für den Klimaschutz ist, weisen wir unsere Berliner Leser gerne auf die Aktionswoche „Berlin spart Energie“ hin, die vom 7. bis 12.11. stattfindet.

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Danny Püschel
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2 Kommentare

Sven

04.11.2016, 15:47

Wie errechnet sich das CO2 für eine Tomate aus dem eigenen Garten oder vom Balkon? Ich meine, immerhin "verbrauchen" die Pflanzen beim Wachstum ja auch CO2, wurde das mit ein berechnet, oder ist das gar nicht so Relevant?

Danny Püschel

07.11.2016, 11:39

Hallo Sven! Das ist eine gute Frage! Ich gehe davon aus, dass die Uni Gießen das konsitent für alle Anbauvarianten berechnet hat. Und da ja alle Tomaten, unabhängig von der Anbauvariante CO2 speichern, sollte sich dieser Effekt "rauskürzen". In die Berechnung sollten dann Energieverbräuche (Strom für Licht, Heizung etc.) und vor allem die energetischen Aufwändungen für den Dünger eingehen. Natürlich kommt dann noch Waschen, Lagern und Transport etc. dazu.

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