NABU-Waldkauzteam Beiträge

Berlin: Das 4. Ei ist da!

viertes Ei in Berlin

Den ganzen Tag saß das Weibchen so fest auf dem Nest, dass man es erst sehen konnte, als es um 20:35 Uhr kurz das Nest verließ. Vermutlich wurde es am Vormittag gelegt – getreu dem Rhythmus dieses Weibchens von etwa einem Ei alle zwei bis drei Tage. Mal sehen, ob es das letzte ist, oder ob wie in Kempten noch eines hinzukommt. Wenn, dann wäre es wahrscheinlich am Nachmittag des 11. März (Samstag) soweit.

 

 

In Berlin gibt es schon Jungkäuze

Der NABU Reinickendorf betreut seit vielen Jahren eine ganze Reihe von Waldkauzkästen im Berliner Norden. Aber es war nicht ganz einfach, einen Kasten zu finden, der mit einiger Sicherheit besetzt ist, und in dem man problemlos Webcams installieren konnte. Meist gab es in der Nähe keinen geeigneten Internetanschluss, oder man hätte mit den Kabeln gepflasterte Straßen oder Privatzufahrten queren müssen. Der jetzt ausgestattete Kasten war eigentlich unsere zweite Wahl, aber – wie sich jetzt zeigt – goldrichtig.

Junger, fast flügger Waldkauz am 28. Februar im Nachbarrevier unserer Berliner Käuze. Foto: Hans-Jürgen Stork

Hätten wir den zuerst anvisierten Kasten – gerade einmal 1.400 Meter Luftlinie entfernt – genommen, wäre der Spaß jetzt schon fast vorbei: Denn dort gibt es heute schon Jungkäuze, die kurz vor dem Ausfliegen stehen. Hans-Jürgen Stork vom NABU Reinickendorf hat dort schon am 28. Februar ein Foto gemacht, auf dem am Einflugloch hinter einem Altvogel ein bereits sehr großer Jungvogel zu sehen ist. Das erste Ei müsste dort bereits um den 10. Januar gelegt worden sein. Dieses Beispiel zeigt, wie unterschiedlich die Brutzeiten der Waldkäuze sein können.

Erstes Ei im Berliner Nistkasten

Das erste Ei der Berliner Waldkäuze ist da!


NABU-Vogelexperte Lars Lachmann hatte den richtigen Riecher, als er schrieb: „Heute tut sich was bei den Berliner Käuzen: Nach einem ersten nächtlichen Kurzbesuch im Kasten um 23:10 Uhr fliegt um 3:39 Uhr das Weibchen für einen weiteren Besuch in den Kasten. Kurz darauf erscheint sie am Loch und ruft. Nach zwei Minuten fliegt sie wieder aus. Die Innenkamera zeigt, was sie in dieser Zeit tut: Sie fängt an, in die Holzspäne am Boden eine Nistmulde zu drehen!

Um 6:29 Uhr (23 Minuten vor Sonnenaufgang), recht spät – vielleicht weil es ein düsterer regnerischer Morgen ist – fliegt das Weibchen wieder ein. Aber das Männchen fehlt! Erst auf einer Aufnahme von 8:52 h sieht man, dass es wohl in einer Fichte nebenan saß, von wo es wohl erst durch zwei Eichelhäher vertrieben wird und sich doch noch entschließt in den Kasten zu fliegen. So bekommen wir die erste Tageslicht-Farbaufnahme eines Kauzanfluges an den Nistkasten.

Die Innenaufnahme vom Einflug des Männchens zeigt, dass das Weibchen am Boden sitzt. Als das Männchen kommt, sieht man das Weibchen rufen. Auch jetzt sortiert sie ab und zu ein Holzstückchen um. Kommt vielleicht bald das erste Ei? Das zunächst fehlende Männchen und das Nistmuldendrehen sind zumindest Hinweise darauf.“

Tatsache: Das erste Ei wurde gelegt, als Lars Lachmann diesen Beitrag schrieb. Die erste Farbaufnahme beim Anflug möchten wir Ihnen nicht vorenthalten:

 

Pelziger Besuch am Waldkauzkasten

Am Waldkauzkasten ist einiges los. Auch ein Waschbär kam schon zu Besuch. Der potenzielle Fressfeind unserer Waldkäuze kommt zum Glück nachts, wenn niemand zu Hause ist. Wenn es Nachwuchs gibt, ändert sich dies. Zum Schutz der Käuze haben wir vor ein paar Tagen am Fuß des Baumes einen provisorischen Kletterschutz angebracht, eine 1,5 Meter breite dicke Plastikplane mit glatter Oberfläche, die der Waschbär vermutlich nicht überklettern kann.

In dieser Video-Sequenz kann man sehen, mit welcher Willenskraft der Waschbär versucht hat, in den Kasten einzudringen. Aber er ist eindeutig zu dick. Jetzt weiß man auch, warum die Waldkäuze besser in Höhlen brüten, und warum die Lochgröße genau so groß sein muss, dass die Käuze gerade noch durchpassen – und nicht größer. Außerdem zeigt sich, dass die Konstruktion des Kastens die Vögel vor dieser Art von Nesträubern gut schützt: In den eigentlichen Brutraum am Boden des Kastens kann der Waschbär nicht hineingreifen.

So putzig der Waschbär im Video auch wirkt: für den Naturschutz ist dieses in Europa neue Raubtier aus Nordamerika ein echtes Problem. Es ist nun der größte bei uns vorkommende Räuber, der noch auf Bäume klettern kann. Für Greif- und andere Großvögel, die im Gegensatz zum Waldkauz in offenen Nestern brüten, ist er eine echte Gefahr. Es gibt schon Bilder von Waschbären, die aus ausgeräumten Schreiadler-Nestern herunterschauen.

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Mmmhm… Maus!

Wenn es dämmert, verlässt unser Berliner Waldkauz-Paar den Nistkasten, doch nach einem halbstündigen Ausflug kehrt ein Kauz zurück. Dank der Innenkamera erfahren wir in diesem kleinen Video-Zusammenschnitt, warum. Vielleicht fehlte noch der Proviant. Guten Appetit, liebe Nachteulen!

 

Rückblick: So fand sich das Berliner Pärchen

Am 30. Januar 2017 um 7:12 Uhr morgens begann die Zweisamkeit der Berliner Waldkäuze. Zum ersten Mal sind Männchen und Weibchen im Kasten! Eine Eule ist bereits drinnen, dann kommt die zweite. Schon beim Hineinschlüpfen wird ihr liebevoll das Gefieder vom Partner zurechtgezupft. Seitdem wird oft gekuschelt.

An demselben Nachmittag zeigt die Innenkamera, wie beide Käuze am Boden des Kastens sitzen und sich liebkosen. Zuckersüß! Man erkennt auch erstmals, dass die beiden Vögel sich farblich unterscheiden. Das Männchen ist graubraun, das Weibchen rotbraun.

Waldkäuze im Wohnzimmer beobachten

Endlich ist der Blick in die Wohnung des Waldkauzes freigeschaltet. Und das gleich zweimal. Sie können einfach zwischen den Kameras in Berlin und Kempten hin- und herschalten. Noch ist es spannend! Die Waldkäuze besuchen die Nistkästen und scheinen auch schon einen Partner gefunden zu haben. Doch werden tatsächlich Eier gelegt? Und wenn ja, wann? Aufgrund unterschiedlichen Klimas werden die Berliner Waldkäuze voraussichtlich die ersten sein.

Der Waldkauz – Vogel des Jahres 2017 – kann nun live in seinem „Wohnzimmer“ beobachtet werden. Foto Waldkauz: Marcus Bosch

Während der Berliner Waldkauz vergangenes Jahr noch Single war, hat man im Allgäu schon mehr Erfahrung mit dem brütenden Waldkauz-Pärchen. Die LBV-Kreisgruppe hat den Nistkasten 2006 gebaut und erfreut sich seitdem jedes Jahr über eine Brut! Nun, wo der Waldkauz Vogel des Jahres ist, erwarten wir also zum 12. mal Junge!