Tausche Bordkarte gegen Wanderkarte

Tausche Bordkarte gegen Wanderkarte

Die Corona-Pandemie wirbelt nicht nur unser Alltagsleben durcheinander, sondern auch unsere Reisepläne. Plötzlich sind nicht mehr nur die Anzahl der gemessenen Sonnenstunden und die Wassertemperatur am Urlaubsort relevant, sondern auch Inzidenzwerte und Infektionszahlen. Die Preise für Wohnmobile schießen durch die Decke. Umweltschädliche Flugreisen und Kreuzfahrten gelten als riskant. Ärgerlich? Sicher. Aber zugleich ist es eine Chance, neue – und nachhaltigere – Formen des Reisens zu entdecken. Oder besser gesagt: Alte Formen wiederzuentdecken.

Ich habe da einen ganz grandiosen Tipp: Wandern! Zugegeben, das mag im ersten Moment wenig aufregend klingen. Aber das täuscht. Ich habe die schönsten und eindrücklichsten meiner Urlaube wandernd verbracht.

Bock auf Berge? Lust auf Meer? Los geht’s!

Urige Almhütten, Berge und weite Ausblicke – wer das mag, wird in den Alpen und in vielen europäischen Mittelgebirgen fündig. Egal wo man wohnt, Erzgebirge, Harz oder Hunsrück sind immer nur ein paar Stunden Zugfahrt entfernt. Wer sich gerne überraschen lässt, kann sich die Anreise auch sparen und einfach von Zuhause aus loslaufen. Zum Beispiel nach Süden. Oder nach Osten – ganz egal. Einfach auf die Karte schauen und starten. Die meisten von uns haben ihre weitere Umgebung ja bislang vor allem durch die Windschutzscheibe oder das Zugfenster betrachtet. Wer ein paar Tage zu Fuß unterwegs ist, entdeckt ganz neue Seiten seiner Heimat. Versprochen.

Auch wer den Urlaub gerne am Meer verbringen möchte, kann das zu Fuß tun. Ob an der Ostsee, in der Bretagne, in Cornwall oder in Südfrankreich: An vielen attraktiven Küsten gibt es Fernwanderwege, auf denen man tage- oder sogar wochenlang tief in die Landschaft eintauchen kann. Bei meinen Wanderungen habe ich so neben Murmeltieren, Hirschen und Steinböcken auch Delfine, Schweinswale, Seehunde und Krabben beobachtet. Selbst das Ruhrgebiet und andere urbane Gegenden lassen sich zu Fuß erkunden. Da kommen auch Kulturinteressierte auf ihre Kosten.

Matratzenlager oder Hotelsuite?

Natürlich ist Wandern die ideale Gelegenheit, um mit sehr leichtem Gepäck unterwegs zu sein. So lässt sich erleben, welche Dinge wirklich nötig sind, um glücklich zu sein, und welche verzichtbar sind – vielleicht ja sogar später im Alltag.

Ein Wanderurlaub muss dennoch nicht spartanisch sein. Es gibt kein Gesetz, das Wandernden vorschreibt, in Jugendherbergen, Berghütten oder im Zelt zu übernachten. Wer gehobene Hotels und erlesenes Essen schätzt, kann auf der Tour auch dort Station machen. Das ist lediglich eine Frage des Geschmacks, der Wanderroute und des Geldbeutels.

Draußen zu übernachten, hat für viele Menschen einen besonderen Reiz – zu Recht. Um weder mit dem Gesetz noch mit dem Naturschutz in Konflikt zu kommen, sollte man allerdings darauf verzichten, das Zelt einfach auf der nächstbesten Waldlichtung aufzuschlagen. Denn auch wenn wir keine Wildtiere sehen, können wir uns darauf verlassen, dass sie uns sehr wohl bemerken und dass wir sie stören.

Wer dennoch draußen campieren möchte, sollte daher einen offiziellen Trekkingplatz buchen. Die gibt es mittlerweile in vielen Mittelgebirgen. Dort lässt sich die einsame Nacht im Freien ganz legal und naturschutzkonform verbringen.

Natürlich gehören zu einer Wanderung in der Natur auch Tierbeobachtungen dazu, seien es Feuersalamander, Füchse oder Falken. Wer auf den Wegen bleibt – insbesondere in Schutzgebieten – und nicht zu viel Lärm macht, kann Tiere prima beobachten, ohne sie zu stören.

Mit Bus und Bahn

Weil sich beim Wandern jedes zusätzliche Kilo Gepäck bemerkbar macht, empfehle ich, nur die wirklich nötigen Dinge mitzunehmen. Das zahlt sich bereits bei der Anreise aus. Wer nur einen überschaubaren Rucksack dabei hat, wird auch das Zugfahren umso mehr genießen können – ohne drei schwere Koffer hinter sich herzuziehen.

Wie kaum ein anderer Urlaub eignet sich das Wandern für die umweltfreundliche Anreise per Bus und Bahn. Diese Art des Reisens macht zudem frei und flexibel. Wer auf der Wanderung schneller vorankommt als geplant oder doch einen Pausentag mehr einlegen möchte und dadurch sein geplantes Ziel nicht ganz erreicht, kann das tun. Denn ob man von Ort A oder Ort B zurückfährt, ist nicht entscheidend. Und das eigene Auto wieder irgendwo abholen zu müssen, kann man sich sparen.

Auch längere Anreisen sind mit dem Zug problemlos machbar. Ich wohne zum Beispiel im Schwarzwald. Von hier kann ich mit dem Zug innerhalb von acht Stunden in der Bretagne sein. Oder in sieben Stunden in der Provence!

Wer dann auf dem Rückweg noch einen Stopp in einer größeren Stadt oder am Strand einlegen möchte, kann sich übrigens problemlos frische Klamotten und sonstiges Gepäck vorab ins Hotel schicken. So muss man nicht mit Wanderstiefeln und verschwitzten Kleidern durch den Louvre schlendern oder in der Oper sitzen …

Du suchst weitere NABU-Tipps für den Sommer in der Heimat? Hier findest du Tipps zum Kauf nachhaltiger Wanderschuhe und Ideen zum Besuch eines der 60 NABU-Naturschutzzentren in ganz Deutschland oder für einen Ausflug in ein NABU-Schutzgebiet.

Dieser Tipp ist als Gastbeitrag des NABU auf dem IKEA-Unternehmensblog erschienen. Seit Januar 2020 veröffentlichen wir jeden Monat einen Tipp für ein nachhaltigeres Leben. Der NABU und IKEA sind seit 2011 Kooperationspartner. Die Illustrationen stammen von der Grafikerin Jule Roschlau.

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hanneshuber
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1 Kommentar

Ute

15.06.2021, 14:18

Als Jugendliche bin ich mit dem Jugendherbergswerk jedes Jahr in den Ferien in Deutschland gewandert. Es dauerte immer 14 Tage, wir wanderten durch den Schwarzwald, das Sauerland, die Mosel entlang und durch die Lüneburger Heide. Übernachtet wurde immer in Jugendherbergen. Leider gibt es das nicht mehr. Auf jeden Fall kann ich jedem, der darüber nachdenkt nur empfehlen, zu wandern. Es ist eine Erholung und Stärkung von Körper, Geist und Seele.

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