Naturschätze-Lektüre zum Wochenende #10

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Foto: Der Waldkauz ist Vogel des Jahres 2017 Foto: Tom Dove

Der Waldkauz ist Vogel des Jahres 2017, Foto: Tom Dove

Lautlos jagend und des nachts gespenstisch rufend: Der Waldkauz wurde vom NABU und dem LBV zum Vogel des Jahres 2017 gekürt! Erkennungsmerkmale sind unter anderem seine großen dunklen Knopfaugen, die von einem schwarz umrandeten Gesichtsschleier umgeben sind, ein gelblicher und stark gekrümmter Schnabel sowie rindenfarbiges Gefieder, das dem Waldkauz als Tarnung dient. Maßgebliche Gefährdungsursachen sind eintönige Wälder ohne höhlenreiche Altholzbestände und monotone Agrarlandschaften, die dem Waldkauz weder Lebensraum noch Nahrung bieten. Mehr… Welche Arten und Lebensräume für 2017 ebenfalls auserkoren wurden, erfahren Sie hier.

 

Foto: S.Koschinski/Fjordbelt DK

Schweinswal, Foto: S.Koschinski/Fjordbelt DK

Schutz der Nord- und Ostsee: Die für sechs Gebiete vorgelegten Entwürfe der Bundesregierung für eine Schutzgebietsverordnung weisen nach Ansicht des NABU erhebliche naturschutzfachliche Mängel auf. Die Kritik wird auch von einem Rechtsgutachten gestützt, das im Auftrag des NABU und weiterer Umweltschutzverbände in Auftrag gegeben und vor wenigen Tagen veröffentlicht wurde. Demnach werden nicht nur regionale Meeresschutzabkommen ignoriert oder die Umsetzung der EU-Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie weiter auf die lange Bank geschoben. Auch Aktivitäten wie der Rohstoffabbau oder die Fischerei sollen in Schutzgebieten nicht grundsätzlich verboten werden. Mehr…

 

Maisanbau, Foto: H. May

Anfang November soll vom Bundeskabinett der Entwurf  eines Vierten Gesetzes zur Änderung des Gentechnikgesetzes beschlossen werden, der die auf EU-Ebene ausgehandelte Opt-Out-Richtlinie in nationales Recht umgesetzen soll. Entgegen früherer Regelungen, wonach nationale Anbauverbote gentechnisch veränderter Pflanzen nur nach vorliegen von Studien durchzusetzen waren, die die Gefahren für Mensch und Natur nachwiesen, ermöglicht es der Opt-Out-Mechanismus den Mitgliedsstaaten nun, auch ohne zwingende Gründe auf ihrem Territorium den Anbau transgener Pflanzen zu verbieten. Neben 15 weiteren EU-Mitgliedstaaten hat auch Deutschland das Opt-Out beantragt, die eine Änderung des Gentechnikgesetzes notwendig macht. Das Problem: Der nun vorgelegte Entwurf widerspricht dem im Frühjahr 2016 ausgehandelten Kompromiss zwischen Bund und Ländern in vielen Punkten, wodurch ein bundeseinheitliches Verbot gentechnisch veränderter Pflanzen unmöglich gemacht werde. Es droht ein Flickenteppich länderspezifischer Anbauverbote und Genehmigungen, der Bund zieht sich aus seiner Verantwortung. Aus diesem Grund verfassten zehn Bundesländer einen offenen Brief, durch welchen die wesentlichen Kritikpunkte des Entwurfs an Bundeslandwirtschaftsminister Schmidt herangetragen wurden. Demnach sollten unter anderem für ein bundesweites Anbauverbot von den Ländern keine „begründete Erklärung aufgrund zwingender Gründe“ darzulegen und nicht das Einvernehmen ganzer sechs Bundesressorts erforderlich sein. Es bleibt zu hoffen, dass in den nächsten Wochen der Druck auf das BMEL steigt, eine Regelung zu finden, die keine Schlupflöcher für ein bundesweites Verbot des GVO-Anbaus offen lässt.

 

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Am kommenden Montag beginnt eine EU-weite Initiative zum besseren Schutz unserer Böden. Mit der Europäischen Bürgerinitiative (EBI) „People4Soil“ wollen Umwelt- und Verbraucherschützer innerhalb eines Jahres mehr als eine Million Unterschriften sammeln, um so die EU-Kommission zu einem besseren Schutz der Böden zu verpflichten. Ziel ist es, erstmals ein EU-weit einheitliches Bodenschutzgesetz zu erreichen. Weitere Infos erhalten Sie auf der Website der Kampagne. Die Petition können Sie hier einsehen.

Neustart für die EU-Naturschutzfinanzierung?

Internationaler NABU-Workshop in Bratislava

Die Slowakei hat gerade den Vorsitz im Rat der Europäischen Union inne. Daher führt der Weg vieler Diplomaten und Experten derzeit an die Donau nach Bratislava.

Foto: Kristina Richter

Als Teil eines vom Bundesumweltministerium geförderten Projekts veranstaltete der NABU dort am 10.Oktober einen internationalen Workshop zur EU-Naturschutzfinanzierung. Schirmherr der Veranstaltung war die Slowakische Ratspräsidentschaft, mitorganisiert wurde der Workshop von unserem Dachverband BirdLife Europe und dem Naturschutzverband SOS/BirdLife Slowakei.

Viele Gewinner, einige Verlierer

Wir reiben uns noch immer die Augen. Eigentlich wollten wir Euch gestern (am Dienstag) „nur“ die gute Nachricht überbringen, die sich gestern zu späterer Stunde noch abgezeichnet hat: Sowohl der Seidenhai, als auch die Fuchshaie, die Mobularochen und die Perlboote haben es gleich beim ersten Anlauf auf Anhang II (Handelskontrolle) bei CITES geschafft. Das ist eine Sensation – bisher hat es immer mehrere CITES-Konferenzen gebraucht, bis es eine neue marine Art auf einen Anhang geschafft hat. Und dieses Mal ging alles schon beim ersten Mal glatt. Vielleicht haben es ja mittlerweile auch die Delegierten langsam satt, der Plünderung der Meere tatenlos zuzusehen. Das lässt für die nächste Konferenz hoffen.
Gecko - Foto: iStock / reptiles4all

Der Himmelblaue Zwergtaggecko ist einer der Gewinner der 17. CITES-Konferenz – Foto: iStock / reptiles4all

Aber das ist nur ein Grund, warum wir uns die Augen reiben. Der andere: Wir waren bereits gestern am Abend (Dienstag) mit allem durch. Einen Tag früher als geplant!! Unglaublich – schließlich haben wir alle diverse Abendsessions eingelegt, weil die Sorge groß war, dass wir das Mammut-Programm im vorgegebenen Zeitrahmen nicht bewältigen würden. Und jetzt plötzlich sind wir schneller durch als erwartet. Das haben wir so auch noch nicht erlebt. So kommt es auch, dass wir Euch den Blog gestern schuldig bleiben mussten – es war einfach zu viel auf einmal zu tun.

Wie lange wird es die „Big Five“ noch geben?

Der Schutz der Löwen kommt bei CITES nicht voran – statt eines Handelsverbotes (Anhang I Listung) für alle Löwenpopulationen, konnte sich die Konferenz gestern nur zu einem sehr schwachen Kompromiss durchringen.
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Foto: Barbara Maas

Und dass, obwohl es um den König der Tiere mittlerweile schlecht bestellt ist. Zwar ist ab sofort der kommerzielle Handel mit Löwenknochen, die von freilebenden Tieren stammen, verboten, aber für gezüchtete Löwen muss Südafrika nur eine Exportquote dafür festlegen. Woher die Knochen stammen? Aus sogenannten „Captive Breeding Farms“, die Löwen oft nur zum Zweck des „canned huntings“ (Gatterjagd) züchtet.

Noch zwei andere Mitglieder der legendären „Big Five“ standen heute zur Verhandlung – Elefant und Nashorn. Die Ergebnisse (die immer noch im Plenum umgestoßen werden können) sind bei den Elefanten bestenfalls als gemischt zu bezeichnen. Zwar wurde der Antrag von Namibia und Zimbabwe, wieder mit Elfenbein handeln zu dürfen, abgeschmettert, aber die Hochlistung aller Elefantenpopulationen Afrikas auf Anhang I scheiterte. Leider hat hier die EU eine unrühmliche Rolle gespielt und den Antrag nicht unterstützt. Dabei wäre es so wichtig gewesen, mit einem Handelsverbot, gültig für alle afrikanischen Elefanten, ein starkes Signal in die Welt und vor allem an die Wilderer, Schmuggler und Käufer da draußen zu schicken. Nun ja, vielleicht kommt der Antrag im Plenum noch einmal zurück und die eine oder andere Delegation überdenkt ihre Position noch einmal. Möglicherweise hat auch das Chaos mit dem elektronischen Wahlsystem, das ausgerechnet vor der Abstimmung ausgebrochen ist, seinen Beitrag dazu geleistet.

Auch beim Nashorn gab es hitzige Debatten. Was uns immer wieder und unangenehm auffällt – Nutzerländer sehen „ihre“ Tiere nur als Ressource, als Rohstoff an, die zu Geld gemacht werden können – nicht anders als Gold oder Öl. Swasiland hat in seiner Präsentation alle Register gezogen (Details ersparen wir Euch) und jede Menge Unterstützer um sich geschart , trotzdem: Die CITES-Delegierten haben in einer Geheimwahl entschieden, dass Swasiland auch künftig nicht mit Rhinozeros-Horn handeln darf. 100 Stimmen dagegen (dieses mal auch die EU) und nur 26 dafür. Das ist eindeutig! Wir freuen uns wie verrückt!

Handelsverbot für Graupapagei-Wildfänge in greifbarer Nähe

Zwei Tage Konferenzpause – wir besuchen unter anderem einen Markt, auf dem traditionelle Heiler ihre „Zutaten“ kaufen und stolpern dabei über einige „CITES-Arten“. Pangolin-Stücke, Schlangen- und Krokodilshäute, Nilpferd-Schädel, Raubkatzenfelle und vieles mehr. Der Anblick ist nicht einfach zu ertragen, aber uns ist es wichtig, auch den „praktischen“ Hintergrund unserer Arbeit noch besser kennenzulernen.

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Graupapagei – Foto: iStock/kung mangkorn

Trotzdem – es hat gut getan, nach den vielen Arbeitsstunden, die wir hier alle schon auf dem Buckel haben, wenigstens für ein paar Stunden an die Luft zu kommen. Einigermaßen frisch sind wir heute wieder angetreten und das ist gut so, denn die schwierigsten Tage stehen uns noch bevor.

Umsetzung von Natura 2000: Wie fit ist Deutschland?

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Teilnehmer der Podiumsdiskussion. Foto: Adam Sevens

Der Fitness-Check der EU-Naturschutzrichtlinien ist auf politischer Ebene leider immer noch nicht zu einem formalen Ende gebracht worden, insofern bietet der Herbst womöglich noch manchen Spannungsbogen; rein fachlich ist das Ergebnis der Überprüfung aber eindeutig: die Richtlinien sind „fit for purpose“, wie die auf Druck der Verbände veröffentlichte Fachstudie zeigt. Zumindest gilt dies demnach für die Richtlinien selbst. Der Umsetzung in den Mitgliedsstaaten hingegen  werden in der Studie erhebliche Defizite bescheinigt: Fehlende Kriterien für den günstigen Erhaltungszustand, unzureichender Schutz der Gebiete vor Eingriffen, fehlende Managementpläne und ausbleibende oder ineffektive Managementmaßnahmen,  mangelhafte Integration der Ziele und Vorschriften der Richtlinien in andere Politikbereiche (vor allem in die GAP), Wissenslücken sowie eingeschränkte Datenverfügbarkeit und fehlender Austausch von Daten, Erfahrungen und Ergebnissen,  unzureichende Verfügbarkeit finanzieller Mittel. Parallel läuft zudem weiterhin das im Frühjahr 2015 von der EU-Kommission eingeleitete Vertragsverletzungsverfahren gegen die Bundesrepublik wegen zeitlicher Verzögerungen bei der rechtlichen Sicherung der Gebiete und der Festlegung von Managementmaßnahmen. Grund genug also um einmal genauer hinzu schauen – unter der Überschrift „Umsetzung von Natura 2000 – wie fit ist Deutschland?“ fand dazu am 27. September ein NABUtalk in Berlin statt.

Nun sind die Nashörner dran…

Heute ist es sehr hektisch hier: Wir wirbeln über die Flure, hetzen von Committee zu Committee, besuchen wichtige Side Events. Unter anderem konzentrieren wir uns auf die Nashorn-Events – die Dickhäuter kommen wohl ziemlich zeitgleich mit den Elefanten nächste Woche zur Verhandlung.
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Foto: Ann und Steve Toon

Ein Antrag von Swasiland liegt vor – es geht um den Verkauf von Lagerbeständen und die Enthornung von Nashörnern. Aber wir sind vorbereitet und gut munitioniert dank unserer Kollegin Dr. Barbara Maas, die kurz vor der Eröffnung der CITES-Konferenz die neueste NABU-Studie (Pointless: A quantitative assessment of supply and demand in rhino horn and a case against trade) vorgestellt hat.

Alle acht Pangolin-Arten stürmen auf Anhang I

Alle acht Pangolin-Arten stürmen auf Anhang I

Ein großer Tag für die Pangoline (Schuppentiere) – alle acht Arten wurden heute auf Anhang-I gelistet! Das haben die scheuen Tiere, die ein wenig an einen Tannenzapfen erinnern, auch dringend nötig, denn sowohl um die vier asiatischen als auch die vier afrikanischen Arten steht es sehr schlecht.

Pangoline sind die am häufigsten illegal gehandelten Säugetiere der Welt. Zum Verhängnis werden ihnen ihr Fleisch und ihre Schuppen, die in der traditionellen chinesischen Medizin eingesetzt werden. Heute haben die CITES-Delegierten im Konsens (ohne Abstimmung) die so dringend nötige Anhang-I-Listung durchgewunken.

Von Geiern und Elefanten

Gestern noch auf einem Side-Event unserer Partnerorganisation Birdlife zum Thema „Die letzten afrikanischen Geier“ gewesen. Interessanter Vortrag über die bedrohten Vögel, der zudem gezeigt hat, wie sehr in der Natur alles miteinander verwoben ist: Werden Elefanten mit Cyanid an den Wasserlöchern vergiftet (damit Wilderer „bequem und ungefährlich“ an die wertvollen Stoßzähne kommen können) sterben durch das Gift auch unzählige Geier.

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Werden Elefanten an Wasserlöchern mit Cyanid vergiftet, hat das oft auch gefährliche Auswirkungen auf Geier – Foto: NABU/Barbara Maas

CITES-Konferenz nimmt Fahrt auf

Langsam nimmt die Konferenz Fahrt auf – nicht nur in den beiden Committees, sondern auch hinter den Kulissen. Positionen werden abgeklopft, die Diskussionen in den Meetingräumen und auf den Fluren intensivieren sich. Auch wir haben mittlerweile Kontakt zu jenen Delegierten aufgenommen, mit denen wir in der Vergangenheit schon viele konstruktive Gespräche geführt haben.

Gemeinsam mit unseren Weggefährten von anderen NGOs sammeln wir Stimmungen und Trends zu den Listungsanträgen, die vermutlich am Mittwoch erstmals auf den Tisch kommen, und versuchen zu evaluieren, wo unsere Überzeugungsarbeit am dringendsten gebraucht wird.

Weißspitzenhochseehai

Auch über Haie wird verhandelt werden. Hier: Weißspitzenhochseehai – Foto: NABU/Jürgen Schrön

In Committee II standen heute zum ersten Mal Elefanten auf der Agenda. Es ging unter anderem um Themen wie Vernichtung von Elfenbein-Lagerbeständen, den Handel mit lebenden Elefanten und die Schließung von „domestic markets“ für Elfenbein. Der Gesprächsbedarf war enorm – die Liste jener, die einen Redebeitrag angemeldet haben, war schier unendlich lang.

Und dann kam auch schon der erste Kracher: Namibia, mit Unterstützung von Swasiland, stellt sich gegen die Forderung, die „domestic markets“ zu schließen und führt an, dass CITES keine Kompetenz hätte, sich mit dem Binnenhandel zu befassen. Warum überrascht uns das nicht? Schließlich werden Arbeitsgruppen gebildet, die sich mit den einzelnen Themen auseinandersetzen werden – wir halten Euch auf dem Laufenden!