Bioabfall – doppelt gut!
Um es gleich vorweg zu nehmen: Ja, Mülltrennung bringt was! Und ja, Bioabfall getrennt zu entsorgen, ist in vielerlei Hinsicht sinnvoll und keine spinnerte Idee einiger Öko-Hardliner. Warum das so ist? Rund fünf Millionen Tonnen Bioabfälle werden pro Jahr in Deutschland über die Biotonne gesammelt, vor allem Küchen- und Gartenabfälle. In den Vergärungs- und Kompostierungsanlagen entsteht daraus zum einen Biogas, das uns hilft, energetisch unabhängiger von Erdgasimporten zu werden und das Klima zu schützen. Andererseits produzieren diese Anlagen aus dem Bioabfall gewaltige Mengen Kompost, der im Gartenbau und in der Landwirtschaft gute Dienste leistet. So brauchen wir weniger Kunstdünger und weniger Torf, was wiederum die Moore und damit Natur und Klima schützt.
Bioabfall getrennt zu sammeln und zu verwerten, ist also doppelt sinnvoll!
Das hat auch der Gesetzgeber erkannt. Seit 2015 sind Städte und Gemeinden in Deutschland verpflichtet, ein System zur Getrenntsammlung von Bioabfällen bereitzustellen. Nicht alle Kommunen kommen dieser Pflicht nach. Und viel zu viele bieten die Biotonne nur freiwillig an, statt sie verpflichtend einzusetzen. Die Folge: Millionen Tonnen wertvolles Biogut landen in der Restmülltonne.
39,3 Prozent Bioabfall im Restmüll
Bei der Sammlung von Bioabfällen läuft noch lange nicht alles reibungslos. Viele verwertbare Abfälle landen nach wie vor im Restmüll. In einer durchschnittlichen deutschen Restmülltonne finden sich:
- 39,3 Prozent Bioabfall
- 27,6 Prozent Wertstoffe wie Plastik, Metall und Glas
- 0,5 Prozent Problemstoffe
- und nur 32,6 Prozent echter Restmüll!
Würden wir in Deutschland konsequent sammeln, kämen schätzungsweise acht Millionen Tonnen Bioabfall zusammen – als wertvoller Rohstoff zur Energiegewinnung und für die Landwirtschaft. Da ist also beim Mülltrennen noch gewaltig Luft nach oben!
Zu viele „Fehlwürfe“
Fatalerweise landet nicht nur zu viel Bioabfall im Restmüll, sondern andersrum auch zu viel Restmüll und Wertstoff in den Biotonnen. „Fehlwürfe“ nennen das die Fachleute. Dabei ist klar: Plastiktüten, Gläser und Dosen haben in der Biotonne nichts zu suchen! Sie verunreinigen den Bioabfall und damit auch den wertvollen Kompost, der am Ende entstehen soll. Es ist schließlich wenig sinnvoll, zusammen mit dem Kompost auch Mikroplastik und anderen Müll auf die Felder auszubringen. Die Fehlwürfe aus dem Bioabfall heraus zu sammeln, ist leider extrem aufwändig und daher keine praktikable Option.
Grundsätze für die Biotonne
Daher ist es wichtig, dass wir alle vernünftig mit der Biotonne umgehen. Das ist keine Raketenwissenschaft, man muss sich nur ein paar Grundregeln merken. Wobei ich da gleich eine Einschränkung machen muss: Was in die Biotonne darf und was nicht, kann regional unterschiedlich sein. Die Abfallbetriebe vor Ort regeln die Details jeweils individuell. Es lohnt sich also, mal auf der Internetseite der Kommune oder des Abfallbetriebs vor Ort nachzuschauen.
Grundsätzlich gilt aber:
- In die Tonne gehören zum Beispiel Küchenabfälle, verdorbene Lebensmittel, Kaffeesatz, kleinere Mengen Gartenabfälle, Schnittblumen und vieles mehr.
- Nicht in die Tonne gehören Asche, Windeln, Verpackungen, Hygieneartikel und Kunststoff – auch wenn er als „biologisch abbaubar“ bezeichnet wird!
- Am besten sammelt man Bioabfall in separaten kleinen Behältern, die man dann regelmäßig in die große Tonne kippt. Die Abfälle lassen sich in (wenig) Papier einwickeln, damit es keine Sauerei gibt. Wichtig: Kein bunt bedrucktes Papier verwenden! Auch spezielle, beschichtete Tüten aus (Recycling-)Papier sind okay.
- In der Regel nicht geeignet sind dagegen spezielle „kompostierbare“ Plastiktüten. In den meisten Verwertungsanlagen zählen sie als Störstoff. Auch hierzu informiert die örtliche Kommune oder der Abfallbetrieb.
Noch ein Wort zur Entsorgung von Lebensmitteln: Zwölf Millionen Tonnen werden in Deutschland pro Jahr weggeschmissen – eine unglaublich große Zahl. Höchste Priorität muss es haben, die Lebensmittel, die wir kaufen, auch tatsächlich zu konsumieren, statt sie zu entsorgen. Und nur wenn dann doch einmal etwas verdorben ist, gehört es in die Biotonne!
#biotonnenchallenge
Es ist also eigentlich nicht allzu schwierig, den Bioabfall sinnvoll zu entsorgen – wenn man die Grundsätze kennt. Um möglichst viele Menschen damit vertraut zu machen und zur Nutzung der Biotonne zu motivieren, unterstützen NABU und IKEA die „Aktion Biotonne Deutschland“. Am 7. November 2022 startet im Rahmen dieser Aktion die #biotonnenchallenge. An 28 Tagen informieren Kommunen, Abfallbetriebe und Unterstützer auf ihren Social-Media-Kanälen über den richtigen Umgang mit der Biotonne und motivieren die Menschen zum Mitsammeln. Denn Küchenabfälle sind kein Restmüll, sondern wertvoller Rohstoff!
Dieser Tipp ist als Gastbeitrag des NABU auf dem IKEA-Unternehmensblog erschienen. Seit Januar 2020 veröffentlichen wir jeden Monat einen Tipp für ein nachhaltigeres Leben. Der NABU und IKEA sind seit 2011 Kooperationspartner. Die Illustrationen stammen von der Grafikerin Jule Roschlau.
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