Alle(s) für die Biotonne

Alle(s) für die Biotonne

Seit 2015 muss laut Kreislaufwirtschaftsgesetz in den Kommunen Bioabfall getrennt gesammelt werden. Der NABU hat jedoch nachgewiesen, dass sich nach wie vor viele Kreise gegen die Einführung einer Getrenntsammlung sperren und weitere Kreise die Biotonne nicht flächendeckend anbieten. Die Folge ist, dass viel zu viele Bioabfälle in der Müllverbrennung landen, statt als Biogas und Kompost verwertet zu werden.

Erst kürzlich hat eine Studie des Öko-Instituts im Auftrag des NABU berechnet, dass durch eine umfassende Getrenntsammlung von Bioabfällen 3,7 Millionen Tonnen weniger Abfall in der Verbrennung landen würde. Die Verbrennungskapazitäten in Deutschland könnten allein dadurch um 14 Prozent reduziert werden.

Der NABU setzt sich deshalb seit langem für eine flächendeckende und verpflichtende Biotonne in Deutschland ein. Und es tut sich was: Einige Kommunen, die sich jahrelang geweigert hatten, die Biotonne einzuführen, haben mittlerweile den ökologischen Wert der Tonne erkannt und planen die Umsetzung der Biotonne – so etwa der Landkreis Leipzig. Doch es gibt auch gegenläufige Entwicklungen. Der Landkreis Vulkaneifel plant derzeit die Abschaffung der Biotonne und möchte damit ein funktionierendes und seit langem bewährtes Sammelsystem zerstören. Der NABU stellt die beiden Beispiele vor.

Der Landkreis Leipzig: Biotonnen für alle!

Vergangenen Monat wurde im Landkreis Leipzig das Konzept zur Einführung der Biotonne vorgestellt. Bislang gab es nur eine Biotonne auf freiwilliger Basis, die von privaten Entsorgern bereit gestellt wurde. Da dieses Angebot kaum genutzt wurde, waren die Sammelmengen minimal. Stattdessen landete der Bioabfall vorrangig in der Restmülltonne und somit in der Müllverbrennung. Hausmüllanalysen im Landkreis Leipzig zeigten, dass knapp 50 Prozent in den Restmülltonnen Bioabfall war. Das große Ressourcenschutzpotenzial der Bioabfälle ging dadurch bis jetzt im wahrsten Sinne des Wortes in Rauch auf.

Ab März 2020 werden nun  schrittweise in allen Kommunen des Landkreises flächendeckend Biotonnen aufgestellt. Aktuell werden die Bürger*innen informiert, wann die Biotonne angeliefert wird. Nur im Falle eines eigenen Komposts bei einer Gartenfläche von mindestens 50m² kann man sich von der Biotonne befreien lassen.Biotonnen vor Auslieferung - Foto: Harald Heinritz / abfallbild.de

Zukünftig wird das gesammelte Biogut hochwertig verwertet. Zunächst wird damit Biogas erzeugt, mit dem unter anderem der Energiebedarf des lokalen Entsorgungsstandorts gedeckt wird. Anschließend werden die festen Gärreste nachkompostiert und als Dünger und Bodenverbesserer landwirtschaftlich eingesetzt.

Der Landkreis Vulkaneifel: Wie ein funktionierendes System zerstört wird

Der Landkreis Vulkaneifel in Rheinland-Pfalz ist eigentlich schon viel weiter als der Landkreis Leipzig. Seit vielen Jahren gibt es dort ein funktionierendes Sammelsystem über die Biotonne. Doch dieses soll nun abgeschafft und durch ein Bringsystem ersetzt werden. Bürger*innen sollen zukünftig ihre Bioabfälle in einer sogenannten Biotüte sammeln und zu einer zentralen Sammelstation bringen – doch seien wir mal ehrlich, wer macht das dann wirklich?  Es ist ziemlich sicher, dass über dieses Sammelsystem deutlich weniger Biogut gesammelt wird als über eine bequeme Biotonne direkt vor dem Haus.

Die NABU-Gruppe Daun informiert auf ihrer Webseite über das Problem mit der Biotonne im Landkreis Vulkaneifel.

Ein lesenswerter Beitrag, der zeigt, wie ein funktionierendes Sammelsystem aufgrund politischer Interessen zerstört wird – zu Lasten von Natur und Ressourcen.

Der NABU fordert: Biotonnen flächendeckend und für alle!

Wir brauchen nicht weniger sondern mehr Biotonnen und fordern daher eine deutschlandweit flächendeckende und verpflichtende Biotonne, die abgeholt wird. Nur wer ausreichend Gartenfläche zur Verfügung hat, kann von der Nutzung einer Biotonne befreit werden, da der/diejenige selber kompostieren kann. Sammelquantität und -qualität müssen dabei Hand in Hand gehen. Ein Schlüssel hierfür ist eine umfassende kommunale Abfallberatung, die die Bürger*innen darüber aufklärt, was in die Biotonne gehört und was nicht. Diese Beratung kann außerdem noch durch Kontrollen der Biotonnen bei der Abholung ergänzt werden.

Diesen Beitrag teilen:

Michael Jedelhauser
Letzte Artikel von Michael Jedelhauser (Alle anzeigen)

2 Kommentare

Kyra Voight

02.01.2020, 14:10

Es ist schon sehr nachhaltig, wenn mit Biogut Biogas erzeugt wird. Ich kann mir vorstellen, dass in Zukunft, jedes Haus eine kleine Biogas-Anlage hat. Was denken Sie?

Michael Jedelhauser

09.01.2020, 09:35

Inwieweit dezentrale Mini-Biogasanlagen ökologischer sind als eine zentral organisierte Bioabfallsammlung und -verwertung lässt sich schwer beurteilen, denn meines Wissens gibt es bislang nur sehr wenige Anbieter dieser individuellen Biogasanlagen. Ich kann mir vorstellen, dass eine derartige Anlagen nur in Haushalten oder Geschäften mit hohem Aufkommen an Küchenabfällen Sinn ergibt. Das Biogaspotenzial von Grünschnitt aus dem Garten ist hingegen sehr gering. Ein gut organisiertes kommunales Biotonnensystem mit richtig getakteten Abholrhythmen, sinnvoll gestalteter Logistik und moderner Vergärungstechnik ist in meinen Augen aktuell der wirkungsvollste Ansatz für eine ökologische Verwertung der Bioabfälle.

Kommentare deaktiviert

%d Bloggern gefällt das: