Reisetagebuch Teil 2: Learning by doing – Umweltbildung auf Äthiopisch
Nach einer erholsamen Nacht startet der zweite Tag am Tanasee endlich mit Umweltbildung. Das NABU-Team des Biosphärenreservats Lake Tana (Abdu, Mengistu, Wondwosen, Getinet, Tadesse und Tadesse) und unsere Gruppe von NABU- und NAJU-Ehrenamtlichen aus Deutschland treffen sich bei strahlendem Sonnenschein auf der Dachterrasse des Projekt-Büros. Zum Kennenlernen stellen wir uns wie die Orgelpfeifen auf: Wer ist schon wie lange beim NABU und wer ist eigentlich größer als wer? Gerade hier kommt es zu manchen Überschätzungen, aber die Namen sitzen – zumindest halb – und alle sind wach für den nächsten Teil.
Unsere äthiopischen Kollegen geben uns einen Einblick, was seit 2012 in der Tana Region schon alles erreicht wurde. Ein Erfolg ist der Schutz der letzten Wälder, welche, wie wir aus dem Flugzeug schon beobachten konnten, nur noch um die Kirchen bestehen. Über die größten Herausforderungen für die Region könnten wir ewig reden: Neben der zunehmenden Verschmutzung des Sees durch Plastikmüll, sind das auch die Ausbreitung der invasiven Wasser-Hyazinthe, Überfischung oder Eutrophierung.
Nach einer angeregten Diskussion geht’s an die frische Luft: Wir schütteln Bäume und Sträucher und fangen mit einem großen Tuch auf, was uns entgegen kommt. Alles, was krabbelt oder fliegt, zählt! Der erste Versuch – eine nicht einheimische Zierpflanze – bleibt erfolglos. Aber davon lassen wir uns nicht entmutigen und beobachten beim zweiten Mal genauer. Kurz daneben steht ein einheimischer Baum, in dem es von Vögeln wimmelt. Und siehe da: Hier fallen uns die Insekten nur so entgegen. Lektion gelernt, einheimische Bäume haben mehr Insekten und ernähren so auch die Vögel! Zum Mittag gibt es das äthiopische Nationalgericht Injeera, das mit den Händen gegessen wird (was einigen von uns noch ganz schön zu schaffen macht).
Danach startet im Park die große Blättersammel-Challenge: 10 Minuten haben wir Zeit, um in Zweierteams möglichst viele verschiedene Blätter zu sammeln, aber ohne Doppelung, das gibt Punktabzug. Um unsere Gruppe, die aufgeregt Blätter abgleichend durch den Park rennt, schart sich schnell eine Menschenmenge. Alle wollen wissen, was die „Farenji“ (die Weißen) da Verrücktes veranstalten. Und da Spielen mit mehreren witziger ist, werden sie gleich mit eingebunden. Die auserkorene Fledermaus muss nun nur über ihre Laute und deren Echo ihre Beute fangen und in die Höhle zurückfinden. Es schallt piep piep, fence, piep piep piep Butterfly. Gar nicht so leicht! Neben der Belustigung der Zuschauermasse lernen wir so, wie Fledermäuse sich über Echoortung orientieren. Zur Belohnung gibt es in einem kleinen Lokal gegenüber einer Moschee den schon am zweiten Tag obligatorischen äthiopischen Arabica-Kaffee!
Es wird gemeinsam in die Bestimmungsbücher geschaut oder sich gegenseitig über die Ländersitten ausgefragt. Zurück im Büro begrüßt uns die anfangende Regenzeit mit einem dicken Gewitter. Neben frischer, feuchter Luft und einer Abkühlung beschert uns dies auch unseren ersten Stromausfall. Ein wenig überrascht von der Dunkelheit – die Straßenlaternen gehen auch nicht – schleichen wir nach dem Abendessen im Licht einer Taschenlampe zurück nach Hause. Kurz vor dem Schlafengehen herrscht nochmal große Aufregung, als der erste Frosch vor uns über die Straße hüpft. Nach einem aufregenden Tag sind beide Teams zusammengewachsen und bereit, die nächsten neun Tage zusammenzuarbeiten.
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