Herber Rückschlag für Klimaschutz in der Schifffahrt

Herber Rückschlag für Klimaschutz in der Schifffahrt

Die internationale Seeschifffahrt ist für etwa drei Prozent der global emittierten Treibhausgase verantwortlich. Um diese Emissionen zu reduzieren, hat die zuständige UN-Organisation IMO 2023 eine Strategie beschlossen. Doch die finale Entscheidung wurde kurzfristig vertagt.

Die Strategie der IMO (International Maritime Organization) setzt das verbindliche Ziel, bis 2050 Netto-Null-Emissionen zu erreichen. Dafür wurde ein Maßnahmenpaket, das Net-Zero Framework, erarbeitet. Dieses beinhaltet eine Reduktion der Treibhausgasintensität von Kraftstoffen sowie eine Bepreisung von Treibhausgasen, um die angestrebte Emissionsreduktion zu erreichen. Trotz inhaltlicher Kritik sprachen sich zwischen April und Oktober 2025 zahlreiche Staaten, Umwelt- und Industrieverbände für den erzielten Kompromiss des Net-Zero Frameworks aus und befürworteten die Einführung der Maßnahmen. 

In der letzten Sitzung der IMO im Oktober 2025 sollte das im April inhaltlich beschlossene Net-Zero Framework rechtsverbindlich verabschiedet werden. Es kam jedoch anders. Während der Sitzung arbeiteten die USA vor allem mit Saudi-Arabien, aber auch mit Russland, dem Iran, dem Irak, Kuwait, Venezuela und weiteren ölexportierenden Ländern zusammen, um den Prozess und die inhaltliche Einigung anzugreifen. Im Rahmen einer beantragten Abstimmung stimmte eine knappe Mehrheit der anwesenden Staaten dafür, die Sitzung für ein Jahr zu unterbrechen. Dies bedeutet, dass eine Entscheidung über das Net-Zero Framework im Oktober 2026 neu angesetzt wird.  

Die verpasste Chance für Klimaschutz in der Schifffahrt

Die Verschiebung stellt einen erheblichen Rückschlag für die weltweiten Bemühungen zur Bekämpfung der Klimaauswirkungen der Schifffahrt dar. Durch die Verzögerung hat die IMO eine entscheidende Gelegenheit zum Schutz des Klimas verstreichen lassen. Verbindliche Maßnahmen können somit frühestens im Jahr 2028 eingeführt werden. Ambitionierte Staaten, die maritime Branche sowie Umwelt- und Klimaschutzverbände zeigen sich enttäuscht.

Viele Unternehmen der Schifffahrtsbranche haben ihre Unternehmensstrategie bereits auf die Dekarbonisierung der Schifffahrt ausgerichtet. Ohne ein globales und gerechtes Regelungssystem werden diese Bemühungen jedoch nicht die gleiche Wirkung erzielen können und bestehende Ungleichheiten auf dem globalen Markt verschärfen. Denn ohne verbindliche Regulierung fehlen Anreize zur Nutzung nachhaltiger Kraftstoffe für die Schifffahrt, während mit billigen fossilen Kraftstoffen wie Schweröl weiterhin zulasten des Klimas gewirtschaftet wird.  

Gleichzeitig zeigt sich die Wichtigkeit regionaler und nationaler Maßnahmen. Die EU verfügt bereits über ein solides System an Regelungen zur Dekarbonisierung der Schifffahrt. Der Reduktionspfad für Treibhausgase (die sogenannte Fuel EU Maritime) und der Emissionshandel für die Schifffahrt in der EU (der sogenannte EU ETS) werden durch weitere technische Maßnahmen zur Förderung synthetischer E-Fuels, zur Begrenzung klimaintensiver biogener Kraftstoffe und direkten Nutzung von erneuerbarem Strom und Windkraft ergänzt.

Die EU und ihre Mitgliedstaaten müssen dieses Regelwerk weiterentwickeln und eine lokale Wertschöpfungskette aufbauen, um die Dekarbonisierung weiter voranzutreiben und dem aktuellen Stillstand auf globaler Ebene etwas entgegenzusetzen.  Nur so können die klimaschädlichen Emissionen der Schifffahrt reguliert und reduziert werden. 

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Lukas Leppert

Referent für Verkehrspolitik

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