Steuer auf Coffee-to-go-Becher?
Um der wachsenden Coffee-to-go-Becherflut Einhalt zu gebieten, denken Berliner Politiker derzeit über eine Steuer auf die Einwegbecher nach. Diese könnte einen Becher bis zu 20 Cent teurer machen. Nach Schätzungen der Verbraucherzentrale Hamburg fallen in Deutschland fast 6,5 Milliarden Einwegbecher jährlich an. Daher ist es – unabhängig von der Diskussion um juristische Machbarkeit einer Steuer – ein wichtiger Vorstoß, damit das Thema mehr in der Öffentlichkeit diskutiert wird.
Denn die Einwegvarianten bei Bechern, Tellern, Besteck und Getränkeflaschen nehmen stetig zu. Selbst beim Verzehr im Lokal wird mitunter sogar Einweggeschirr ausgegeben. Selbstredend stellt dies eine enorme Verschwendung von Ressourcen wie Papier, Pappe und Plastik – nach einen kurzem kulinarischem Genuss – dar.
Appelle an Verbraucherinnen und Verbraucher, doch bitte öfters eigene Becher mitzubringen, reichen nicht aus. Auch Aufrufe an Bäckereien, Bistros und Imbisse, mehr Mehrweggeschirr anzubieten, genügen nicht, um die fatale Fehlentwicklung zu stoppen. Auf staatliche Intervention zu verzichten, verkennt das Ausmaß der globalen ökologischen Probleme. Wir können es uns ökologisch nicht leisten, wertvolle natürliche Rohstoffe für Wegwerfprodukte zu verschwenden.
Einwegbecher gehören in die Gelbe Tonne. Nur so hätten sie eine Chance, recycelt zu werden. Doch dort landen sie natürlich nie, denn wer nimmt schon den benutzen Becher mit nach Hause, um ihn dann fachgerecht zu entsorgen? In Wirklichkeit wandern die allermeisten Becher derzeit über die öffentlichen Mülltonnen direkt in den Müllverbrennungsanlagen dieser Nation.
Doch allein mit dem Wurf des Bechers in die richtige, d.h. die gelbe Tonne, ist es nicht getan. Es muss vielmehr um ABFALLVERMEIDUNG gehen. Denn was in Deutschlands erfolgreicher Recyclingwelt oft vergessen wird ist: Vermeidung kommt vor Recycling!
Dass man in viele Geschäfte sogar seine eigenen Thermobecher mitbringen kann, bekommt niemand wirklich mit. Zwar gibt es auch Initiativen, die noch weiter gehen. Doch so unterstützenswert sie auch sein mögen, sie erreichen noch lange keine Massenströme und fußen eher auf persönlichem Engagement.
Letztlich braucht es auch mehr Kooperation: Wie phantastisch wäre z.B. ein Pfandsystem, bei dem man einen benutzten Becher nicht den ganzen Tag mit sich herumschleppen muss, sondern einfach nach dem Kaffeegenuss im nächstbesten Café wieder abgeben kann. In Bern wurde das mit Suppenschalen ausprobiert – mit Erfolg: Die Grüne Tatze. Was aber für eine dauerhafte Organisation eines solchen Pfandsystems natürlich fehlt – ist das Geld.
Einwegtrend stoppen
Mehrwegalternativen – ob vor Ort herausgegeben, selber mitgebracht oder als Pfandgeschirr – sind Voraussetzung für einen Stopp des Einwegtrends. Sie werden sich aber nur dann durchsetzen, wenn Mehrweginitiativen gefördert, Unsicherheiten bezüglich Hygienevorschriften abgebaut und Gesundheitsfragen geklärt werden. Hier ist es die Aufgabe des Staates, Rechtssicherheit zugunsten von Mehrwegsystemen zu schaffen. Auch finanziell muss Mehrweg attraktiver gemacht werden, indem überflüssige Einwegvarianten durch staatliche Steuern oder Abgaben teurer werden. Das gilt für Coffee-to-go Becher ebenso wie für Plastiktüten oder Einweggetränkeflaschen. Eine gesetzeskonforme Ausgestaltung muss in allen Bereichen einzeln geprüft werden. Dass es durchaus gesetzeskonforme Möglichkeiten zur Besteuerung von Einwegplastikflaschen gibt, zeigt etwa die Studie des NABU zur Getränkeverpackungssteuer.
Die Verantwortung darf nicht alleine auf die Konsumenten abgewälzt werden. Diese haben schon längst die Übersicht verloren, was eine Einweg- und was eine Mehrwegplastikflasche ist. Und solange im Außerhausverzehr die Alternative zum Einweg meistens Verzicht bedeutet, darf man auch nicht darauf warten, dass der Kundenwunsch alles schon richten wird.
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9 Kommentare
John
25.11.2016, 14:22Ich bin ebenfalls der Meinung, dass man auf Einwegbehälter stärker achten sollte. Allerdings sind in vielen Bereichen - blickt man einige Jahrzehnte zurück - auch schon Verbesserungen zu sehen. Vielleicht erinnert sich hier noch jemand an den Verpackungswahnsinn von McDonalds, die bis in die 90er Jahre jeden Burger in einem Styroporbehälter lieferten, incl. Tüten aus Plastik, etc. Aber klar ist auch: Ein Blick auf die Weltmeere und den darin schwimmenden Müll, sollte uns davon überzeugen, dass wir generell weniger Plastik verwenden sollten.
Dominik
16.11.2016, 19:09Ach her je, ich bin gerade auf diesen Artikel gestoßen und er löst bei mir mal wieder diesen einen Gedankengang aus: Eigentlich wird ja immer viel zu spät oder meist auch gar nicht über die Entsorgung von Produkten nachgedacht. Das ist ja nicht nur bei Kaffee-To-Go-Bechern so. Es muss ein generelles Umdenken her. Die Entsorgung von Produktion muss bereits Bestandteil der Konzeption eines Produkts sein. Ich meine, es ist doch absehbar ob ein Produkt über kurz oder lang zum Müllproblem werden wird. Wenn man das von vornherein erkennt muss halt umgeplant oder das Produkt anders hergestellt werden.
Julian
09.03.2016, 21:03Hallo zusammen, ich finde die Idee auch gut um die Verbraucher mehr in Richtung Nachhaltigkeit und weniger Müllproduktion zu lenken. Aktuell scheint es eher in die andere Richtung zu gehen. Hoffentlich setzt sich dieser oder ein ähnlicher Ansatz durch, um die Coffee-to-go-Becher-Flut etwas zu drosseln. Thermobecher sind da eine gute Alternative. Wer einen guten Thermobecher sucht, wird beispielsweise bei diesem Thermobecher-Test fündig. Gruß Julian
Astrid Schaper
15.09.2015, 15:25Auch bei den Lieferdiensten gibt es leider nur die Einwegverpackungen. Dabei wäre hier ein Pfandsystem relativ einfach zu installieren. Wenn man ohnehin meist beim erprobten -sagen wir mal Chinesen - bestellt, bräuchte einfach der Chinese einen "Henkelmann" ( stapelbare Boxen aus Metall) und man selbst zuhause eben auch (bzw. eben den vom letzten bestellen). Dann : voll kommt zu mir, leer geht zurück (bis zum nächsten mal... Müsste auch von der Gesetzeslage klar gehen, denke ich. Vielleicht greift ja jemand meine Idee auf? Würde mich freuen und sofort bestellen (Smile...)
Bibo
29.06.2015, 23:18Bei einer Steuer glauben sich die Vollpfosten, die überall ihren Müll hinterlassen doch noch im Recht. Sie haben ja dafür bezahlt, dass jemand hinter ihnen her räumt, oder? 2go = No go!
Sylvia Schaab
09.06.2015, 17:03Ob sich der Ansatz durchsetzt ist fraglich, aber ein Zeichen gegen diesen Wahnsinn zu setzen, wäre sehr gut! Wenn jeder mehr bezahlen müsste, um einen Einwegbecher mitzunehmen, dann würde sicherlich ein Umdenken stattfinden. Wer täglich seinen Kaffee unterwegs kauft, würde dann aus Kostengründen schnell zum Thermobecher greifen. Die Kaffee-Ketten könnten diese werbewirksam bedrucken oder gar Sammlerobjekte daraus machen. Das hätte dann auch gleich noch Kundenbindungswirkung. Abgesehen davon, dass sie sich ein grünes Image geben könnten.
Michaela Cremer
02.06.2015, 09:45Einwegbecher, Plastihktüten etc. gehört schlicht weg verboten. Eine Steuer darauf zu erheben ...was soll das bringen? Wo genau gehen diese Steuern dann genau hin? Außerdem, Menschen welche Einwegbecher und Co benutzen sind so hirnlos, die zahlen auch die Steuern dafür.
Niklas Zimmermann
29.05.2015, 19:31Hallo ich bin Niklas. Also ich finde es auch nicht gut das es immer mehr Kaffee to go gibt. Ich Hannover auf dem Hauptbahnhof konnte man sich vor einiger Zeit bei Schibo noch aussuchen ob man einen Kaffee to go möchte oder ihn da trinken möchte. Mittlerweile gibt es da nur noch Kaffee im Becher. Ich währe dafür das es beides geben sollte aber der Kaffee zum mitnehmen etwas teurer ist. Ich gebe zu das ich wenn ich es eilig hatte um den Zug zu bekommen einen Kaffee to go genommen habe. Aber ansonsten finde ich kann man sich ruig die Zeit nehmen und den Kaffee da trinken. Ansonsten glaube ich das die Steuer auf Pappbecher nur dann etwas bezwegt wenn in einem Laden beides angeboten wird und der Kaffee im Pappbecher ungefähr 0,50€ mehr kostet. Und ich bin der Meinung so etwas wie Mc Donnnels oder Burger King wo das komplette Essen eingepackt ist dürfte es nicht geben. Und was ich nicht verstehe das im Laden die normalen Bananen nicht verpackt sind und ausgerechnet die Bio Bananen verpackt sind.