Umfeldberatung für mehr naturnahe Firmenflächen

Umfeldberatung für mehr naturnahe Firmenflächen

Wer durch die Stadt geht oder durch ein Gewerbegebiet fährt, sieht es auf den ersten Blick: Neben Fabrikhallen, Einkaufszentren und Parkplätzen gibt es häufig jede Menge Freifläche – oft in Form von sterilem Rasen mit ein paar kläglichen Büschen und Bäumen dazwischen. Ökologisch sind diese Flächen leider ziemlich wertlos. Dabei könnte doch für Tiere und Pflanzen ganz schön viel rumkommen, wenn diese Flächen naturnah umgestaltet würden. Oder?

In der Tat! Aus diesem Grund haben wir die „NABU-Umfeldberatung“ gestartet. So nennen wir es, wenn wir Firmen, die ihre Außenflächen naturnah umgestalten wollen, ganz individuell beraten – damit Vögel und Schmetterlinge, Igel und Fledermäuse Lebensraum finden. Das Potenzial ist riesig!

Viele Unternehmen sind gerne bereit, auf ihren Flächen etwas für die Natur zu tun. Aber der Wille alleine reicht natürlich nicht. Man muss auch wissen, was umsetzbar und naturschutzfachlich sinnvoll ist. Und da kommen wir ins Spiel: Je nach Umfeld, vorhandenem Platz und Umweltbedingungen, raten wir zu unterschiedlichen Maßnahmen.

Damit es summt und brummt: Wildblumenwiese statt sterilem Rasen vor dem IKEA-Haus in Ludwigsburg. Foto: Inter IKEA Systems B.V.

Auch IKEA-Einrichtungshäuser haben wir bereits bei der Umgestaltung ihrer Außenbereiche begleitet, etwa die Häuser in Ludwigsburg und Wallau. Dort wurden zum Beispiel viele heimische Stauden gepflanzt und Wildblumenwiesen angelegt.

Bei der Umfeldberatung gehen wir auf die speziellen Anforderungen der Unternehmen ein. Und obwohl sich die gewerblichen Flächen mitunter ganz erheblich von privaten Gärten unterscheiden, sind viele Tipps, die wir Unternehmen geben, auch im privaten Garten umsetzbar – manchmal einfach nur eine Nummer kleiner:

Rasen mähen? Heute nicht!

Tipp Nummer eins für viele Unternehmen und auch Privatgärten: den Rasen wachsen lassen und erst im späten Frühjahr des Folgejahres wieder mähen. Das macht weniger Arbeit und hilft der Natur. Denn so können Wildkräuter im Rasen blühen, deren Samen Vögeln als Nahrung dienen. Zudem finden Insekten Nektar und Pollen und können in den vertrockneten Pflanzenstängeln überwintern. Schneller geht es, wenn man den Rasen entfernt und eine Wildblumenwiese einsäht.

Staudenbeete anlegen: wild und heimisch!

Unsere heimischen Wildpflanzen überraschen mit wunderschönen Blüten und markanten Wuchsformen. Und gleichzeitig bieten sie Wildbienen, Schmetterlingen und Co. ein vielfältiges Nahrungsangebot. Dabei ist es besonders wichtig, dass die Pflanzen heimisch und möglichst wenig züchterisch verändert sind. Denn an die Wildpflanzen, die seit Jahrtausenden bei uns wachsen, haben sich unsere Insekten perfekt angepasst – wie Schloss und Schlüssel.

Mit Exoten können unsere Insekten dagegen meist ebenso wenig anfangen wie mit Blüten, die aus optischen Gründen so gezüchtet sind, dass die Sechsbeiner vor lauter Blütenblättern nicht mehr an Pollen und Nektar herankommen. Dafür sind Rosen ein eindrückliches Beispiel: Unsere ökologisch sehr wertvollen Wildrosen haben ungefüllte Blüten, bei denen die Insekten problemlos ins Innere gelangen können. Bei Zuchtrosen sind die Blüten dagegen oft restlos gefüllt – keine Chance, hier noch Pollen oder Nektar zu finden.

Buntes Leben im toten Holz

Totholz in Haufen, Stapel oder als Benjeshecke bietet Lebensraum und Unterschlupf für eine Vielzahl an Tieren und sind leicht zu bauen. Foto: Inter IKEA Systems B.V.

Ob als Beeteinfassung, als Stapel oder Skulptur im Blumenbeet – Totholz ist extrem vielseitig und kann auch optisch einiges hermachen. Insekten überwintern hier und Vögel profitieren von den Insekten als Nahrung. Gehölzschnitt aus dem Garten lässt sich auf einem Haufen oder in einer Benjeshecke bequem unterbringen. Das spart die aufwändige Entsorgung.

Natürliche Dynamik in wilden Ecken

Selten genutzte Gartenbereiche eignen sich prima dazu, der Dynamik der Natur Raum zu geben. Wer hier nicht mehr mäht und jätet, kann beobachten, wie sich wertvolle Lebensräume für Schmetterlinge, Wildbienen und Vögel von ganz alleine entwickeln.

Wasser ist Leben

Wasserstellen sind für viele Tiere wichtig und schaffen ein angenehmeres Mikroklima. Das Schöne ist: Sie lassen sich wirklich überall realisieren. Ich bin ein echter Fan jeder Art von Wasserstellen. Sie lassen sich in Miniaturausführung mit Schalen oder Blumentöpfen selbst auf Fensterbänken einrichten und dienen vielen Tieren als Tränke oder Badestelle. Wichtig ist, in Schalen und Trögen das Wasser jeden Tag zu wechseln – so haben Bakterien und andere Krankheitserreger wenig Chancen. Wer mehr Platz hat, kann im Garten einen Teich in beliebiger Größe anlegen – von mini in Form einer eingegrabenen Schüssel bis maxi.

Für jede Wasserstelle gilt: Insekten und Kleinsäuger wie Igel brauchen eine Ausstiegshilfe, damit sie nicht ertrinken. Dafür genügt es, ein paar Steine oder ein Brett so an den Rand zu legen, dass ein flacher Ausstieg entsteht. Gefährlich sind dagegen steile, glatte Gefäßränder, an denen Tiere keinen Halt finden.

Wer den Außenbereich eines Unternehmens naturnah umgestalten möchte, kann sich gerne an unser NABU-Team für die Umfeldberatung wenden. Für den Privatgarten sind unter www.NABU.de/gartenvielfalt ganz viele praktische Tipps und Hilfestellungen zu finden. Viel Spaß beim Umgestalten und Gärtnern!

Dieser Tipp ist als Gastbeitrag des NABU auf dem IKEA-Unternehmensblog erschienen. Seit Januar 2020 veröffentlichen wir jeden Monat einen Tipp für ein nachhaltigeres Leben. Der NABU und IKEA sind seit 2011 Kooperationspartner. Die Illustrationen stammen von der Grafikerin Jule Roschlau.

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Verena Jedamczik
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