Biogas aus Schweinemast

Biogas aus Schweinemast

Bis 2030 hofft Dänemark 75 Prozent seines Gasbedarfs aus Biogas decken zu können. Bis 2034 soll die Biogasproduktion sogar den gesamten dänischen Gasverbrauch decken. Ein Vorbild für Deutschland?

Wir haben die Zahlen über die Produktion in Deutschland und Dänemark miteinander verglichen.

Dänemark ist führend in der Biogasproduktion in Europa. Ende 2021 entsprach die Produktion von Biogas, das in das Gassystem eingespeist wurde, knapp 25 Prozent des Gasverbrauchs in Dänemark.

Produktion: Dänemark braucht nicht viel

In Deutschland wird nur eine Menge Biogas produziert, die etwa 1 Prozent des Erdgasverbrauchs entspricht.

Das entspricht in absoluten Zahlen jährlich rund 95 Terawattstunden (TWh). Davon werden rund 85 TWh vor Ort zu Strom und Wärme umgewandelt und rund 10 TWh ins Gasnetz eingespeist.

In Dänemark entspricht die Gesamtproduktion ca. 15 PJ (4,2 TWH). Es wird zu etwa gleichen Teilen ins Gasnetz eingespeist und zur Stromerzeugung genutzt. Deutschland produziert also jetzt bereits 22 Mal so viel Biogas wie Dänemark.

Der große Unterschied im prozentualen Anteil von Biogas liegt auch daran, dass die Gesamtgasnachfrage in Dänemark derzeit etwas unter 3 Milliarden Kubikmeter  pro Jahr beträgt, während sich der Inlandsverbrauch Deutschlands von fossilem Gas auf 93,6 Milliarden m3 belief. Der gesamtdeutsche Verbrauch entspricht also dem 30-fachen des dänischen Bedarfs.

Substrate: Mais versus Gülle

In Dänemark werden die Mehrzahl der Biogasanlagen mit Gülle betrieben und befinden sich in der Nähe von industriellen, vor allem Schweinemastanlagen.

Gülle macht mehr als drei Viertel des gesamten Rohstoffeinsatzes in landwirtschaftlichen Biogasanlagen aus. Der Anteil von Energiepflanzen wie Mais und Rüben darf seit 2018 den Anteil von 12 Prozent bei der Biogasproduktion nicht übersteigen. Die bestehende Grenze wird 2023/2024 auf 8 Prozent gesenkt, 2024/25 auf 6 und dann auf 4 Prozent abgesenkt.

In Deutschland beträgt der sogenannte Maisdeckel bisher 40 Prozent, ab 2024 35 Prozent, ab 2026 30 Prozent. Das bedeutet, dass höchsten 40 Prozent Mais in der Biogasanlage vergärt werden dürfen und die restlichen 60 Prozent Abfallprodukte sein müssen.

Im Gegensatz zu Dänemark werden bei der Biogasproduktion in Deutschland mehr unterschiedliche Substrate genutzt, vor allem aber mehr Anbaubiomasse wie Mais. In Deutschland gibt es außerdem mehr und kleinere Biogas-Produzent*innen.

In Dänemark hingegen hat sich die Schweinehaltung in den letzten Jahrzehnten rasant intensiviert. Das Nachbarland hat sich zu dem Land mit den meisten Schweinen pro Kopf weltweit entwickelt. Dänemark züchtet jedes Jahr 32 Millionen Schweine. Eine Zahl, die in den letzten Jahren stetig zugenommen hat. Für ein kleines Land mit einer Einwohnerzahl von 5,8 Millionen entspricht das mehr als fünf Schweinen pro Person und Jahr.

Die intensive Landwirtschaft hat ihren Preis: Der Zustand der Biodiversität in Dänemark ist laut der Europäischen Umweltagentur (EEA) eine der schlechtesten in der EU. Das Schutzniveau gehört zu den niedrigsten in der gesamten Union.

Zum Vergleich: Deutschland züchtet ca. 26 Millionen Schweine pro Jahr, im Verhältnis zur Bevölkerungsgröße also nur 0,3 Schweine pro Kopf.

Das dänische Modell ist keine Option

Das dänische Biogasmodell lässt sich also weder auf Deutschland übertragen, noch wäre dies wünschenswert. Denn es basiert vor allem auf industrieller Schweinemast und der dort anfallenden Gülle. Diese Mengen sind in diesem Maßstab in Deutschland nicht vorhanden. Wollte man das System auf Deutschland übertragen, müssten über 400 Millionen Schweine gehalten werden. Da schon die jetzige Tierhaltung zu Problemen führt, ist dies keine Option.

Einen Punkt könnte Deutschland allerdings vom Nachbarland übernehmen: Mit dem strengeren „dänischen Deckel“ bei Anbaubiomasse würde in Deutschland auch weniger Mais in Biogasanlagen landen.

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Kenneth Richter
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4 Kommentare

Thomas

06.06.2023, 21:08

Nach meiner Kenntnis haben deutsche Bauer heute schon deutlich mehr Biomasse, als sie vergasen können/dürfen. Auch importiert Deutschland große Mengen Gülle, die vor der Nutzung vergast werden könnten. Ich verstehe die Intention, über Biogas nicht die Viehhaltung fördern zu wollen, dennoch sollte die vorhandene Biomasse energetisch genutzt werden.

Christian B.

06.04.2023, 09:02

Nanu, passen die Zahlen?? 95 TWh sind 1 % in D -> 9500 TWH gesamt 4,2 TWH sind 25% in DK -> 9 TWH gesamt d.h. D verbraucht 1000 mal so viel Gas, bei rund 13 mal so großer Bevölkerung? Was mich auch interessiert: Welche Potenziale für Reststoffe gibt es denn noch in D?

G.W.

31.03.2023, 19:29

Hallo In AltTellin sind im März 2021 bei einer Brand-Katastrophe menschengemachter Art 50.000 (!) Schweine, auch viele Tiermütter in Gankörperkäfigen mit ihren Tier-Babys, verbrannt. Es gab keinen umsetzbaren Feuerschutz. Bei der Menge an Tieren und deren schlechter Verfassung ist ein Schutz davor auch unmöglich. Genehmigt hat man es dennoch. Nun will der Betreiber erneut sowas hochziehen dort. Hat ja die Versicherungssumme kassiert als "Belohnung" für unmöglichen Feuerschutz und will da fröhlich weiter machen. Damit die Bürger auch zusagen, ködert er sie mit Strom und Wärme. (Quelle: https://www.ndr.de/nachrichten/mecklenburg-vorpommern/Alt-Tellin-Betreiber-will-Schweinezucht-wieder-aufbauen,alttellin258.html) Wenn Öko-Energie erzeugt wird auf Grundlage von Qualhaltungen und rücksichtlosem Verhalten gegenüber den Tieren - dann würde ich nie wieder Öko-Strom/Gas ordern! Sowas ist genauso schräg, wie Atom-Strom als "grün" verkaufen zu wollen. Ich danke Ihnen, dass Sie sich für wirklich ökologische, "grüne" Energiegewinnung einsetzen!

Leachim

31.03.2023, 18:48

Da hoffe ich ja jetzt sehr, dass unsere Bundes Landwirtschafts Minister/innen nicht zusammen mit der FT P, jetzt anstelle des Slogans ; mehr Mastbetriebe, wir brauchen Schweine für den Export nach Afrika und so weiter, Jetzt auf die Idee kommen Mehr schweine für mehr Gülle und somit mehr Biogas, dann würde ich den Glauben an unsere Politik wirklich verlieren.

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