Anne Evers Beiträge

Frühlingserwachen

Schneeglöckchen, Krokusse und erste Narzissen zeigen uns: Es wird Frühling. Auch hier auf Trischen zeigt sich, wenn auch noch sehr zaghaft, ein erstes Frühlingserwachen. Trotz stürmischen Wetters und gerade mal 6-7 Grad, strecken kleine grüne Pflänzchen ihre ersten Blätter in die Luft. Salzmiere und Meersenf wachsen gleich unterhalb der Dünen am Strand. Ich finde es sehr erstaunlich, was diese kleinen Pflänzchen aushalten, wenn ich heute an den Strand schaue. Bei momentan etwa 40 km/h werden diese zarten Blätter nämlich geradezu sandgestrahlt.

Man muss aber schon ganz genau hinschauen, um das Frühlingsgrün zu entdecken, denn im Großen und Ganzen zeigt sich die Insel noch in recht winterlichen Farben. Bei Dunst recht trüb und gülden bei Abendsonne.

Neben den ersten Vogelzählungen und Beobachtungen habe ich meine ersten Tage genutzt, um mich in und um die Hütte herum einzurichten. Ich war vor allem damit beschäftigt Holz zu sammeln und klein zu sägen, das gesägte Holz in der Hütte zu verstauen usw. Laut Wettervorhersage wird es die kommenden Tage stürmisch und regnerisch – da werde ich mich über den Vorrat freuen.

Außerdem habe ich mir einen ersten Eindruck von den Dünen gemacht. Es ist immer spannend, wie gut die Dünen den vergangenen Herbst und Winter überstanden haben. Im letzten Jahr gab es zum Teil größere Durchbrüche, das heißt die Wellen sind über die flachen Dünen gegangen und haben im Inneren der Insel große Sand- und Muschelflächen gebildet, die man Wash-Over nennt.

In diesem Frühjahr sieht es anders aus. Wir hatten im Winter an der Nordsee nicht allzu schwere Stürme. Entsprechend sind die Dünen eher gewachsen und erscheinen mir zum Teil viel höher als im letzten Jahr. Auch die kleinen Primärdünen, welche sich über den Sommer am Strand gebildet hatten sind noch da.

 

Die Insel Trischen verliert tendenziell an Fläche. Im Laufe der letzten Jahrzehnte ist sie immer kleiner geworden. Von daher freue ich mich über den Zustand der Dünen, da die Insel so vielleicht noch ein klein wenig länger existieren wird.

Ich wünsche Ihnen schöne Ostertage mit vielen bunten Frühlingsblumen,

Ihre Anne

Unverhofft

…kommt oft.

Liebe LeserInnen, wie bei meinem letzten Beitrag versprochen melde ich mich schneller als gedacht mit positiven Nachrichten. Ich bin jetzt nämlich doch schon da.

Ein kurzer Blick auf meine letzte Woche:

Am Dienstag hatte ich erfahren das wir den Hafen definitiv nicht vor Ostern verlassen können. Nachdem ich mich schon mit der Verschiebung bis Anfang April arrangiert hatte, bekam ich am Donnerstag einen Anruf von der Nationalparkverwaltung. Das Schiff „MS Trischen“ könnte mich am Montag von Büsum aus nach Trischen bringen. Ich müsse dann nur genügen Wasser und Proviant mitnehmen, um auch sicher bis zur nächsten Versorgungsfahrt zu überdauern. Nach kurzer Überlegung ob das gehen kann und Rücksprache mit Axel habe ich zugesagt. Nun ging alles ganz schnell. Am Freitag einkaufen und letzte Besorgungen machen. Samstag packen und am Sonntag bei Axel Wasserkanister und Handkarren abholen. Umzugshelfer organisieren, mit der Presse telefonieren, mit Freunden sprechen, Mails schreiben usw.

Die „MS Trischen“

Die „MS Trischen“ gehört zum Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz (LKN). Ihr eigentlicher Betriebsplan wurde so geändert, dass sie nun Zeit hatte mich heute nach Trischen zu bringen. Ich gestehe, dass ich eigentlich lieber mit Axel und seiner „Luise“ übergesetzt wäre, bin aber natürlich froh und dankbar das alle Hebel in Bewegung gesetzt wurden, um mich auf die Insel zu bringen.

Die Überfahrt hat wunderbar funktioniert. Zwei Freundinnen, Tieneke und Julia (die ebenfalls schon einmal Trischenwartin war) haben mir geholfen. Auch vor Ort ist alles in Ordnung, die Hütte hat den Winter gut überstanden. Ich bin immer noch etwas ungläubig nun tatsächlich hier zu sein, ganze zwei Jahre nachdem ich mich für die Stelle beworben habe.

Erschöpft und glücklich sende ich noch ein paar Eindrücke von der Überfahrt und freue mich riesig auf die kommenden Wochen und Monate 😊

Warten

Liebe LeserInnen,

herzlich Willkommen in der neuen Trischensaison 2021. Wie schön, dass Sie wieder dabei sind. Ich freue mich riesig, in diesem Jahr zum zweiten Mal hier in diesem Blog schreiben zu dürfen, auch wenn mein erster Beitrag leider schlechte Nachrichten beinhaltet.

Denn wie im letzten Jahr, startet die Trischensaison mit „warten“.

Normalerweise beginnt die Trischensaison ab dem 15. März, bzw. in den darauffolgenden Tagen. Aber genau wie im letzten Jahr kommen Axel und ich nicht zur Insel. Die „Luise“ liegt startklar im Wasser, auch meine Taschen sind wieder so gut wie fertig gepackt, die Coronatests liegen bereit und auch meine Umzugshelferinnen stehen parat. Nur, wir kommen nicht aus dem Hafen. Die Schleusentore sind zu, da in diesen Tagen Reparaturen an der Elektronik durchgeführt werden. Wir haben alles versucht, uns mit dem Baubetrieb des Hafens besprochen – es ist leider nichts zu machen.

Und so befinden wir uns seit gestern mal wieder in Warteposition und das letzte Jahr scheint sich zu wiederholen. Die Reparaturen sollen mindestens zwei Wochen dauern, so dass unsere Überfahrt wohl frühestens in der zweiten Aprilwoche stattfinden kann.

Klar könnte ich mich jetzt jeden Tag ärgern, da für mich jeder Tag zuhause ein Tag weniger auf Trischen bedeutet. Aber schöner ist es wohl hinzunehmen was ich ohnehin nicht ändern kann und das Beste daraus zu machen. Und so werde ich die kommenden Tage mit schönen Dingen füllen, mich weiter auf Trischen freuen und hoffen das es dann bald losgehen wird. In diesem Sinne endet mein Beitrag heute mit einem wunderschönen Zitat von Marc Aurel:

„Das Glück deines Lebens hängt von der Beschaffenheit deiner Gedanken ab“

Das nächste Mal bestimmt mit positiven Nachrichten,

eure Anne

Abschied auf Zeit

Es ist Mitte Oktober. Die Trischensaison geht zu Ende und so trete auch ich meine letzte Überfahrt für das Jahr an. Bei glatter See und strahlendem Sonnenschein setzen wir nach Trischen über, um die Dinge zu holen, welche nicht den Winter über auf der Insel bleiben sollen. Außerdem muss die Hütte winterfest gemacht werden. Die Matratzen werden eingerollt und verschnürt, Wassertonnen entleert und getrocknet, Strom und Gas werden abgestellt und die Fenster mit schweren Holzladen verschlossen. Alle Bänke, Tonnen und der Tisch werden im Innenraum der Hütte verstaut. Ich bin froh, dass zwei Helfer mit dabei sind. Ich blicke nun zurück auf eine sehr ungewöhnliche Trischensaison. Für insgesamt 41 Tage habe ich die Insel gehütet. In einem „normalen“ Jahr sind es bis zu 200 Tage. Und trotz der kurzen Zeit überkommt mich etwas Wehmut – die Insel hat mich offenbar schnell in ihren Bann gezogen. Wenn ich auf die letzten Wochen und Monate zurückblicke, dann bin ich sehr dankbar für all die schönen Momente und Erlebnisse an diesem besonderen Ort. Auch die vielen Stunden an Bord der „Luise“ werden mir in guter Erinnerung bleiben, so bin ich im Vergleich zu den vorherigen Vogelwarten ja außerordentlich häufig zwischen Meldorf und Trischen hin und her gefahren. Und ich freue mich riesig, dass mein Abschied nur ein Abschied auf Zeit ist. Denn ich kann nächstes Jahr noch einmal als Vogelwartin nach Trischen zurückkommen. Und dann werde ich hoffentlich wie meine VorgängerInnen dauerhaft von Mitte März bis Mitte Oktober auf Trischen verweilen.

Auch wenn ich in diesem Jahr nur wenig von der Insel berichten konnte, hoffe ich das Ihnen der Blog weiterhin gefallen hat. Ich denke ich freue mich ebenso wie Sie auf die vielen Geschichten, die mich nächstes Jahr erwarten und die ich mit Ihnen an dieser Stelle teilen werde. Ich habe mich sehr über Ihre Zuschriften gefreut und hoffe, dass Sie auch im kommenden Jahr wieder mit dabei sind.

Bis dahin wünsche ich Ihnen Alles Gute, beste Gesundheit, und verabschiede mich mit einigen Impressionen von der Insel,

Ihre Anne Evers

Das hässliche Geschenk

Wie auch meine VorgängerInnen habe ich mich bei meinem Septemberaufenthalt auf Trischen am International Coastal Cleanup Day (ICCD) beteiligt. Auch ich bin mit dem Handkarren und der Checkliste losgestiefelt und habe gesammelt was das Meer auf Trischen zurückgelassen hat.

Auf einer Strecke von gerade mal 570 Metern habe ich ca. 140 kg Müll eingesammelt. Da ich mir nicht sicher war wie viel denn überhaupt auf die „Luise“ passen würde, habe ich dann aufgehört zu sammeln.

Ich denke ich muss an dieser Stelle nicht wiederholen, welche Auswirkungen Plastikmüll auf unsere Meeresumwelt hat. Auf Trischen wurden ja bereits mit Bändern eingeschnürte Seehunde gesehen. Ich selber, habe zwei Tage später in der Kormorankolonie viele Nester mit eingearbeiteten Plastikschnüren gesehen. So stellt man sich unberührte Natur in einem Nationalpark und UNESCO Weltnaturerbe doch eigentlich nicht vor.

Was also tun?

Jeder Einzelne kann dazu beitragen, der Plastikflut ein Ende zu setzen.

Bei meinem gesammelten Müll auf Trischen fand ich zum Beispiel sehr viele Getränkeflaschen (32 Stück). Saft, Wasser, Milch usw. kann man auch in Mehrweg-Glasflaschen kaufen. Und für unterwegs einfach die eigene Trinkflasche mitnehmen und immer wieder auffüllen – eigentlich doch ganz simpel.

Ein weiteres Thema, welches mich schon fast ärgert, sind Luftballons (13 Stück). Zur Einschulung, zur Hochzeit oder beim runden Geburtstag: Immer noch werden massenweise Luftballons mit Glückwunschkarten in den Himmel geschickt.

Der Anblick der bunten Ballons am Himmel, die Hoffnung das jemand einen Ballon findet und die vorgefertigte Glückwunschkarte zurückschickt – das ist schön. Nach wenigen Minuten ist der schöne Moment jedoch vorbei. Aus den Augen und aus dem Sinn fliegen die Ballons in unsere Natur und verbleiben dort als hässliches Geschenk. Die Schnüre verheddern sich mit Pflanzen und Tieren und die Glückwunschkarte ist längs unlesbar geworden. Wenige Minuten Glück und Freude stehen einer unglaublichen Umweltverschmutzung gegenüber, da Plastik nicht gänzlich abgebaut werden kann, sondern als Mikroplastik für immer in unserer Natur und sogar unseren eigenen Körpern verbleibt. – ein schlechtes Verhältnis.

Es ist ganz einfach sich ein nachhaltiges Geschenk zu überlegen und damit tolle und festliche Momente zu schaffen – fliegen denn zum Beispiel Seifenblasen oder selbst gefaltete Origami-Kraniche nicht genauso schön dem Brautpaar oder Geburtstagskind zu?

 

Was ich nicht gesammelt habe

Ich habe an dem Tag kein Holz gesammelt, da es einfach viel zu schwer für den Transport war. Und natürlich Mikroplastik, denn das kann ich mit meinen Händen ja gar nicht einsammeln. Aber dennoch ist es da. Und genauso wie beim ICCD hunderte Menschen sich aufmachen, um Müll einzusammeln machen sich im Projekt „Weniger ist Meer“ zwei engagierte Frauen auf, um Mikroplastik in der Nord- und Ostsee aufzuspüren.

Egal ob Sie sich in einem Projekt engagieren oder einfach immer wieder einen prüfenden (Plastik-)Blick in Ihren Einkaufswagen werfen – Alles zählt!

Starten wir gleich heute und machen es besser!