Anne Evers Beiträge

Neue Federkleider

Das Vogeljahr ist geprägt von verschiedenen Abläufen. Es gibt eine Brutzeit, eine Zugzeit, eine Zeit in der die Vögel überwintern und eine Zeit der Mauser. Während der Mauser erneuern Vögel ihre Federn. Die alten und abgenutzten Federn werden abgeworfen und neue Federn wachsen nach.

Je nach Vogelart passiert dies zu unterschiedlichen Zeiten. Manche Vögel machen eine Teilmauser in der nur bestimmte Teile des Gefieders erneuert werden. Andere Arten machen eine sogenannte Vollmauser. Hier wird das gesamte Gefieder erneuert. Während der Vollmauser sind diese Vögel flugunfähig.

Von Trischen aus ist das Phänomen der Vollmauser jedes Jahr gut zu beobachten. Ab Mitte Juli versammeln sich Tausende Brandgänse auf dem Wasser rund um die Insel um hier ihr gesamtes Federkleid zu erneuern. Ende Juli habe ich über 10.000 Tiere gezählt!

Mit den Strömungen gleiten sie an der Inselkante entlang oder ruhen sich am Strand aus. In dieser Zeit sind die Brandgänse besonders sensibel gegenüber Störungen, da das Wachstum der neuen Federn eben auch viel Kraft benötigt. Bei Störungen versuchen die Vögel panisch davonzufliegen oder tauchen schnell ab. Gut, dass sie weitestgehend durch die Verordnungen des Nationalparks geschützt werden.

Die abgeworfenen Federn schwimmen auf dem Wasser und landen anschließend im Spülsaum der Insel. Ich habe ein paar Federn gesammelt, um sie hier zu zeigen. Es ist gut zu sehen das ein neues Federkleid dringend nötig ist. Manche Federn sind ganz abgetragen während andere dagegen noch ganz okay aussehen. Mittlerweile dürfte die Mauer weitestgehend abgeschlossen sein. Die Brandgänse erstrahlen wie neu in frischen Farben und sind wieder bestens mit ihren neuen Federkleidern ausgestattet.

 

Dänischer Besuch

Auf Trischen beobachte ich natürlich Wildvögel. Hausgänse, Hühner oder Wellensittiche kommen hier wohl kaum vorbei. Doch vor einigen Tagen kam dann doch plötzlich ein Vogel vorbei, der kein Wildvogel im klassischen Sinne war.

Eine kleine Brieftaube flog mir direkt in die Hütte und landete dort auf dem Schreibtisch! Da habe ich gleich die Tür zugemacht, um das Täubchen zu fangen. Nach ein paar Versuchen konnte ich sie schließlich greifen. Der Ring an ihrem Bein verriet mir das sie von einem dänischen Taubenzüchter stammte. Also habe ich die Nummer notiert, um dann später den Züchter anzurufen. Ich wollte gerne wissen, ob es die Taube denn wieder zurück in ihren Taubenschlag geschafft hatte. Leider konnte ich bis heute den Taubenzüchter nicht erreichen. Also bleibt wohl vorerst ungewiss was mit der Taube passiert ist.

Jedenfalls wollte sie erst einmal gar nicht mehr wegfliegen. Ich war ganz verwundert, dass sie nicht gleich abhebt und fluchtartig davonfliegt. Ganz im Gegenteil, saß sie noch ein paar Minuten ganz entspannt auf meiner Hand und Schulter. Anschließend landete sie auf dem Hüttendach und beäugte mich von oben herab. Bestimmt zwei Stunden verbrachte sie noch auf dem Dach und hat dann ihre Reise fortgesetzt. Der unerwartete dänische Besuch hat an dem Tag für viel Freude gesorgt.

Ich hoffe sie hat ihren Weg gefunden.

 

Möwen mit Geschichte

Auf Trischen brüten in etwa 3.000 Brutpaare von Möwen. Die beiden häufigsten Möwenarten sind dabei die Silber- und Heringsmöwe. Wie bei allen Brutvögeln im Nationalpark, zählen wir die Brutpaare der Möwen um frühzeitig zu bemerken ob sich die Bestände verändern. Das ist eine sehr gute Sache. Aber trotzdem bleiben viele Fragen offen: Wie alt werden die Vögel? Wie gut überleben sie das kritische Kükenalter? Welche Gebiete in Schleswig-Holstein oder Europa suchen sie auf? Kehren die Jungvögel wieder in das Brutgebiet zurück, in dem sie geschlüpft sind?

Solche und weitere Fragen können mit Hilfe der Vogelberingung beantwortet werden. Vogelberingung gibt es schon seit dem Jahr 1900. Dem gefangenen Vogel wird dabei ein Metallring ums Bein gelegt. Diesem Ring ist eine individuelle Nummer eingestanzt und schadet dem Vogel nicht. Es gibt entsprechend große Stahlringe für große Vögel (z.B. Seeadler oder Störche) und ganz kleine und leichte Aluringe für die ganz Kleinen (z.B. Meisen oder Rotkehlchen).

In den letzten Jahrzehnten kamen dann noch Kunststoffringe hinzu. Diese haben den großen Vorteil, dass die Ringkennung mit dem Fernglas oder einer guten Fotokamera aus der Ferne abgelesen werden kann, ohne den Vogel dafür zu fangen oder zu stören. Auf diese Weise werden manche Vögel über viele Jahre immer wieder abgelesen. Jede Ablesung bringt uns dabei weitere Erkenntnisse über das Leben der Vögel. Sie erzählen uns quasi ihre eigene Geschichte.

 

Möwenberingung auf Trischen

Nun wurden vor einigen Tagen auf Trischen etwa 400 Küken der Silber- und Heringsmöwen mit eben diesen Farbringen ausgestattet. Die Organisation übernimmt dabei die Nationalparkverwaltung in Absprache mit der Vogelwarte Helgoland. Ich habe in den Tagen nach der Beringung die Küken am Strand beobachtet und sie dort quasi das erste Mal abgelesen. Jetzt bin ich sehr gespannt, wo diese Vögel jetzt überall wiedergesehen werden.

Möwen am Strand – eine ist beringt.

 

Vielleicht entdecken Sie beim nächsten Besuch an der Nord- oder Ostseeküste ja auch eine beringte Möwe. Melden sie diese gerne an die Vogelwarte Helgoland oder geben sie dem örtlichen Naturschutzverband Bescheid! Denn jede Ablesung hilft bei der Beantwortung wichtiger Fragen in der Vogelforschung.

Viel Spaß beim beobachten!

Es ist Sommer

Es ist schon eine ganze Weile her das ich von Trischen berichtet habe. Wie schön, dass Sie nach wie vor dabei sind und dem Blog treu bleiben! Ich war selber eine Weile auf dem Festland und bin nun glücklich wieder einige Tage auf der Insel zu verbringen.

Seit meinem letzten Inselaufenthalt hat sich einiges verändert. Die Küken der Möwen und Seeschwalben sind inzwischen groß geworden, manche können sogar schon richtig gut fliegen. Die Salzwiesen und Dünen sind mir allerdings als erstes ins Auge gefallen, denn sie erstrahlen jetzt in bunten Farben. Vor allem der Halligflieder durchzieht weite Teile der Salzwiese in zartem Violett. Und überall dazwischen strecken die Salzwiesenpflanzen ihre Blüten in den Himmel. Diese Blütenpracht zieht viele Insekten an. Überall fliegen plötzlich Falter und Heuschrecken auf, wenn ich von der Hütte durch die Wiese zum Dünenübergang laufe. Etliche Fliegen, Ameisen und Schwebfliegen umkreisen die Hütte. Verschiedenste Käfer huschen davon, sobald ich versuche mich ihnen zu nähern.

Es ist auf Trischen richtig sommerlich geworden

Auch die Geräuschkulisse hat sich stark verändert. Vor kurzem haben noch die Rotschenkel den Ton angegeben. Jetzt dominieren abends, wenn die Vögel und auch der Wind etwas zur Ruhe gekommen sind die Heuschrecken. Die Luft ist erfüllt von ihrem zirpen und surren.

Also habe ich mich mal ein bisschen auf die Suche gemacht und habe auf Anhieb drei verschiedene Heuschrecken gefunden. Der Weißrandige Grashüpfer, Roesels Beißschrecke und die Kurzflüglige Schwertschrecke.

 

 

Diese drei Arten habe ich sogleich an die FÖAG gemeldet. Die arbeiten nämlich an einem neuen Atlas für Heuschrecken in Schleswig-Holstein. Also, liebe LeserInnen aus Schleswig-Holstein, wenn auch Sie sich auf die Suche nach Heuschrecken in Ihrer Nähe machen möchten, dann schauen Sie doch einfach mal hier.

Und Allen LeserInnen sende ich viele Grüße von Trischen und wünsche Ihnen schöne Heuschreckenkonzerte an ruhigen Sommerabenden!

Hightech auf Trischen

Bis vor wenigen Jahren wurden die Brutvögel im Nationalpark Wattenmeer ausschließlich durch VogelwartInnen, amtliche oder ehrenamtliche OrnithologInnen erfasst. Nicht immer eine einfach Aufgabe, vor allem wenn es um große Vogelkolonien geht. Diese großen Brutkolonien werden vor allem von Möwen, Seeschwalben, Kormoranen und Löfflern gebildet. Zudem sind eben diese Kolonien oft in Gebieten, welche schlecht zu erreichen und einzusehen sind. Für genau diese Standorte wird seit einigen Jahren eine Technik erprobt, welche die Vogelzählung vereinfachen soll. Eine Drohne fotografiert diese Vögel aus der Luft. Anschließend werden die Fotos am Computer angeschaut und die Brutpaare ausgezählt.

noch ist die Drohne am Boden

 

Werden Drohnen in der Nähe von brütenden und rastenden Vögeln fahrlässig eingesetzt, können sie große Störungen verursachen. Die Vögel können nicht unterscheiden ob es sich um einen Greifvogel handelt, oder ob es eben „nur“ eine Drohne ist. Deshalb ist das fliegen lassen von Drohnen an den meisten Stellen nicht erlaubt.

Auf Trischen und an den anderen Koloniestandorten im Nationalpark wird die professionelle Erfassung durch die Drohne deshalb auch intensiv wissenschaftlich begleitet, um ihre Wirkung auf die Vögel zu untersuchen.

Auf Trischen war es dann vor Kurzem soweit. Zwei Mitarbeiter von BioConsult waren mit mir auf Trischen um dort die Möwen, Kormorane und Löffler zu befliegen. Die Drohne ist insgesamt drei Mal in die Luft gegangen. In 70 Meter Höhe hat sie sie Insel in geraden Bahnen überflogen und dabei über 3.000 Fotos gemacht!

Ich selber habe während der Flüge ein Protokoll von der Hütte aus erstellt und genau notiert welche Vögel wie reagierten. Insgesamt war die Störung recht gering. Einige Austernfischer flogen für einige Minuten hinter der Drohne her, Möwen und Kormorane sind dagegen nur kurz in die Luft gegangen und haben sich auch gleich wieder hingesetzt. Nun warte ich gespannt was die Drohne fotografiert hat und wie viele Brutpaare ausgezählt werden.

 

Trotz der technischen Zählung werde ich die Tiere auf Trischen natürlich weiter beobachten. Denn viele Erkenntnisse, welche ich im Gebiet erlange, können durch die Drohne nicht ersetzt werden. Der Bruterfolg zum Beispiel, also wie viele Küken flügge werden oder eben kleine Vogelarten oder versteckt brütende Arten. Und so werden künftig wohl auch weiterhin VogelwartInnen und VogelzählerInnen im Nationalpark Brutvögel erfassen, so wie es eben schon immer gemacht wurde.