Vögel Beiträge

Wer brütet denn da?

Liebe LeserInnen,

es wurde in der Vergangenheit schon öfter über das Kartieren von Brutvögeln geschrieben. Dennoch möchte ich hier die vorläufigen Ergebnisse für diese Saison vorstellen, zumal die Brutvogelkartierung eine der zentralen Aufgaben im Frühjahr ist.

Ganz grob teilen sich die Brutvögel in zwei Gruppen: Koloniebrüter und Einzelbrüter.

Zu den Koloniebrütern gehören auf Trischen die Kormorane, Löffler, Seeschwalben und Möwen. Eher einzeln brüten dagegen Feldlerchen, Wiesenpieper, Austernfischer und Rotschenkel. Entsprechend verschieden sind dann auch die Methoden, wie diese Arten erfasst werden.

Die Koloniebrüter werden oft anhand von Fotos von auffliegenden Vögeln, Luftbildern (z.B. Drohne) oder Nesterzählungen ausgewertet. Oder es werden einfach alle Vögel gezählt und anschließend mit dem Korrekturfaktor 0,7 multipliziert, was dann die Brutpaarzahl ergibt.

Für die Einzelbrüter, welche hier vor allem in den Salzwiesen brüten, gehe ich die Fläche ab und notiere die einzelnen Brutpaare.

In vielfacher Hinsicht ein herausforderndes Unternehmen. Zum einen brüten auf Trischen sehr viele Vögel und zum anderen ist das Gelände unübersichtlich und teilweise schwer zu begehen. Man kommt nicht drum herum einige der vielen tiefen und schlickigen Priele, welche die Salzwiesen durchziehen, zu durchqueren.

 

Spannend war auch zu sehen, wie viele der alten Siedlungsspuren noch in den Salzwiesen erkennbar sind. Alte Schafdämme und Grüppen, das sind aufgeworfene erhöhte längliche Kuppen, sind heute noch gut zu erkennen. Aber dazu ein anderes Mal mehr. Hier noch eine Übersicht der Verteilung und eine Liste für ein paar ausgewählte Arten:

Kormoran 119 Nester

Löffler 179 Nester

Nonnengans 25

Sandregenpfeifer 3

Austernfischer 72

Rotschenkel 77

Lachmöwe 383

Sturmmöwe 26

Heringsmöwe 1702

Silbermöwe 1298

Mantelmöwe 9

Flussseeschwalbe 267

Küstenseeschwalbe 7

Zwergseeschwalbe 15

Feldlerche 31

Wiesenpieper 39

Rauchschwalbe 1

Ja, Sie haben richtig gelesen. Ein Brutpaar Rauchschwalben habe ich kartiert. Da ist ja klar wo die wohl brüten. Seit einigen Tagen habe ich nämlich neue Mitbewohner bekommen! Die stelle ich demnächst aber noch einmal ausführlich vor.

 

 

 

Im Penthouse

Liebe LeserInnen,

wir alle kennen die verschiedensten Formen von Nestern. Die Meisen und Sperlinge in den Nistkästen, die Amsel und das Rotkehlchen in der Efeuwand und im dichten Gebüsch, der Kiebitz in der Ackerfurche.

Hier auf Trischen brüten alle Vögel am Boden. Die Möwen drehen flache Mulden und staffieren diese mit Grashalmen aus. Die Austernfischer legen manchmal ihre Eier auch einfach in den Sand, genau wie die Zwergseeschwalben und Sandregenpfeifer. Die Rotschenkel wiederum verstecken ihre Nester so gut, dass man sie nie finden kann.

Aber der Löffler übertrifft sie alle in Extravaganz. Hoch hinaus baut er seine Nester. Kunstvoll aufgetürmt, stehen sie mal Einzeln und mal in Gruppen zusammen. Sorgfältig werden Äste zusammengesteckt und das Innere des Nestes mit weicherem Material ausgepolstert, wo der Löffler im Schnitt 3 Eier reinlegt. Der Turm muss schon gut konstruiert sein, damit der recht große Vogel darauf auch Halt findet.

 

Vor einigen Tagen war ich mit drei Helfern in der Löfflerkolonie, um die Nester mit dem GPS-Gerät einzumessen und die Eianzahl aufzunehmen. In manchen Nestern konnten wir leider auch Seile, Schnüre oder Folien finden, die wir entfernt haben. Noch gab es keine Anzeichen, aber schon bald werden die Küken schlüpfen.

Und kurz bevor wir fertig sind, entdecken wir ein Nest etwas abseits der Kolonie. Das war so unglaublich hoch wie kein anderes! Scherzend und lachend, dass das ja wohl das Luxus-Penthouse ist, verlassen wir die Kolonie, mit 179 Nestern im GPS-Gerät und 551 gezählten Eiern – so viele wie noch nie auf Trischen!

 

Das milde Wetter in diesen Tagen ist optimal, damit die Kleinen schlüpfen und dann schnell groß werden können.

 

Wie man Vögel zählt

Liebe LeserInnen,

immer wieder fragen mich Leute: Wie zählst du denn diese vielen Vögel? Doch wohl nicht einzeln? Könnten es statt 12.250 denn nicht auch 12.260 sein?

Also soll es heute ums Zählen gehen, zumal es eine der zentralen Tätigkeiten der Vogelwarte ist. Erst einmal zum grundlegenden Equipment. Ich benötige für eine Zählung mein Fernglas, das Spektiv, eine Zähluhr und ggf. die Fotokamera.

Als erstes schätze ich ab wie groß die Vogelgruppe in etwa ist. Meistens weiß ich das vorab schon recht genau, da ich ja schließlich täglich in die Flächen schaue. Bei einer Gruppe mit bis zu 1.000 Tieren kann man durchaus noch jeden einzelnen Vogel zählen, sofern sie für einige Zeit ruhig sind. Bei Schwärmen, die in Bewegung sind, würde das zu lange dauern. Da muss dann eventuell sogar nur schnell geschätzt werden. So war das teilweise bei den Weißwangengänsen, als große Gruppen schnell hintereinander die Insel überflogen.

Ist die Gruppe größer (über 1.000 Vögel), dann zähle ich am Rand der Gruppe eine kleine Teilgruppe aus. Zum Beispiel zähle ich 10 Vögel einzeln. Dann schaue ich mir an wie viel Platz diese 10 Vögel einnehmen (wie ein Klecks auf einem Bild). Diesen Vogelklecks lege ich dann schrittweise über die restliche Gruppe und zähle dann in 10er Schritten durch. Da Vogelschwärme aber nicht immer gleich dicht sitzen, passe ich die Klecksgröße während der Zählung immer wieder an. Dort wo die Vögel lockerer sitzen, wird er größer, dort wo sich dicht gedrängt sitzen wird er kleiner.

Generell gilt dabei immer: Je kleiner die zu zählende Gruppe, desto genauer das Ergebnis. Man kann sich schon vorstellen, wenn drei Personen gleichzeitig 43 Regenbrachvögel auf einer Wiese zählen, dann ist das Ergebnis bei den drei Personen wahrscheinlich sehr ähnlich. Wenn drei Personen aber 13.200 Eiderenten auf dem Wasser zählen, dann haben die drei Personen wahrscheinlich recht unterschiedliche Ergebnisse. Dieses Problem ist natürlich bekannt und wird bei den Auswertungen der Ergebnisse berücksichtigt.

Eine andere Methode ist das Auszählen von fotografierten Vögeln. Das mache ich hier auf Trischen zum Beispiel bei den Seeschwalben oder Lachmöwen. Da ich die Kolonien nicht gut einsehen kann und zu sehr störe wenn ich hingehe, warte ich in der Distanz auf einen Moment das möglichst alle Vögel der Kolonie auffliegen. Wenn ich Glück habe, fliegt die Rohrweihe oder der Seeadler über – dann sind sie alle in der Luft! Das Bild werte ich dann am Computer aus.

Seeschwalben am Computer ausgezählt

Und manchmal verbinde ich mehrere Techniken miteinander. Wenn ich in diesen Tagen die Möwen zähle, dann gehe ich auf die Düne, zähle Silber- und Heringsmöwen auf dem Boden. Am Ende mache ich ein Foto von den fliegenden Möwen über mir und addiere später alles zusammen.

Also eigentlich gar nicht so schwierig aber dennoch benötigt es etwas Übung und Erfahrung für eine gute Vogelzählung.

 

Alle Jahre wieder

Liebe LeserInnen,

wir alle kennen diese Tage oder Wochenenden, an denen wir immer das Gleiche vorhaben. Alle Jahre wieder, feiern wir unsere kleineren und größeren Traditionen an festgelegten Tagen. Mit der Familie oder mit Freunden gehen wir wandern, feiern, machen Musik oder treffen uns zu einem gemütlichen Abendessen. Am ersten Wochenende im Mai kommen jedes Jahr deutschlandweit Menschen zu so einer Tradition zusammen. Sie wollen an einem Tag so viele Vogelarten wie möglich entdecken: das Birdrace.

Auch freue mich jedes Jahr auf diesen Tag, an dem ich mit Freunden von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang auf dem Fahrrad durch Nordfriesland fahre. Der Tag beginnt damit, bei geöffnetem Küchenfenster nach draußen zu lauschen während auf dem Herd der Kaffee brodelt. Und meistens endet er damit, in der späten Dämmerung, nach einem gemeinsamen Essen und Bierchen unglaublich müde aber glücklich nach Hause zu radeln und ins Bett zu fallen.

In diesem Jahr läuft Alles etwas anders ab. Zum einen durften wir nur zwischen 5 und 22 Uhr racen, damit die Menschen mit Ausgangssperren keine Nachteile erfahren und man kann sich zu virtuellen Teams zusammenfinden um auch in Coronazeiten in Teams ungebremst den Vögeln „nachjagen“ zu können. 2582 Menschen waren gestern in 943 Teams dabei.

 

Und was war das für ein genialer Tag!

Nach den schweren Sturmtagen und kalten Wintertemperaturen der letzten Woche, war gestern der erste windstille Morgen mit milden Temperaturen und Sonne. Nur am Abend kam der Regen. Und los ging es dann auch mit gutem Kleinvogelzug und ein paar tollen Überraschungen. Insgesamt habe ich 52 Vogelarten gesehen, wovon 17 Singvögel waren. Morgens sang ein Fitis vom Hüttengeländer und das Sommergoldhähnchen kam so nahe, dass es fast auf meinem Schoß gelandet wäre.

Steinschmätzer, Ring- und Singdrossel, Garten- und Dorngrasmücke, Rotkehlchen und Zaunkönig hielten sich rund um die Hütte auf. Nachmittags ein weiteres Highlight: Ein Kranich flog über die Südspitze der Insel, drehte dann nach Westen ab und kam schön nahe der Hütte vorbei, verfolgt von Brandgänsen die den Kranich offensichtlich unheimlich fanden. Später dann doch noch ein Paar Spießenten und am Abend gleich drei Seeadler auf einmal. Die Gesamtartenliste finden Sie hier.

 

Ein Tag voller Überraschungen – das ist für mich Birdrace. Und manche Arten von denen man ganz genau weiß das sie vor Ort sind, sieht man dann den ganzen Tag nicht. Gestern war das für mich der Knutt. Zigmal habe ich die Wattflächen abgesucht, aber kein Knutt weit und breit. Und wer fliegt heute Morgen an der Hütte vorbei?

Sie können es sich denken.

 

 

Und nun?

Liebe LeserInnen,

ich denke jeder der in der Natur Tiere beobachtet hat kennt das. Man entdeckt etwas, ein Tier, kann es aber noch nicht genau sehen. Es hüpft im Gebüsch oder raschelt im Unterholz. Dann! Eine „Sekundenbeobachtung“ und das Objekt der Begierde ist weggeflogen oder abgetaucht oder einfach auf mysteriöse Weise plötzlich verschwunden. Eigentlich habe ich schon eine Idee was es für eine Tierart war, bin mir aber eben nicht so ganz sicher. Und nun? Was stelle ich mit so einer Beobachtung an?

ornitho

In der Vogelbeobachtung werden die Sichtungen gerne im zentralen Online-Forum „ornitho.de“ gemeldet. „Ornitho“ ist seit dem Jahr 2011 online und jeder kann sich anmelden, um die eigenen Vogelsichtungen dort einzutragen. Auch die auf Trischen aufgenommen Vogelsichtungen trage ich in Ornitho ein. Am Ende der Saison kann ich dann meine Daten dort abrufen und zusammenfassen. Aber auch andere Interessierte können meine Beobachtungen dort ansehen.

Aber was geschieht mit solchen Sekundenbeobachtungen? Und macht es denn Sinn das Rotkehlchen in meinem Garten immer wieder auf ornitho zu melden? Und ist das Forum was für mich, oder doch eher für professionelle Beobachter?

Diese und andere Fragen habe ich an Martin Kühn gestellt. Martin ist für die Kreise Nordfriesland und Dithmarschen Regionalkoordinator bei ornitho. Wenn ich auf Trischen Beobachtungen mache, bei denen ich mir nicht ganz sicher bin, dann rufe ich ihn an. Heute aber habe ich ihn angerufen, um mit ihm über ornitho und „Sekundenbeobachtungen“ zu sprechen:

Und dann kamen die Beiden doch noch einmal zurück und ich konnte sie wunderbar beobachten…