Ankunft Beiträge

Plötzlich ging alles ganz schnell

Liebe Blogleserinnen und -leser,

am Freitag ging es los! Gefühlsmäßig müsste ich eigentlich ein „endlich“ ergänzen, weil ich es kaum erwarten konnte. Tatsächlich ging aber doch alles schneller als gedacht. Denn bereits zwei Tage nach meinem „Warten“ Beitrag waren die technischen Probleme behoben und der Sturm (fürs erste?) vorbei. Bei ruhiger See und schönstem Sonnenschein sind wir morgens von Meldorf mit Axel Rohwedder und seiner „Luise“ nach Trischen übergesetzt. Neben jeder Menge Gepäck hatte ich tatkräftige und erfahrene Umzugshelfer sowie eine ordentliche Portion Aufregung dabei. Und so war mein Equipment fast genauso schnell aus- wie aufgeladen und musste „nur noch“ auf dem Handkarren den Weg bis zur Hütte finden. Der „Luise“ beim Abschied den Rücken zuzukehren und mich alleine auf den Weg zur Hütte zu machen, war ein merkwürdiges Gefühl. Ein bisschen Wehmut war schon dabei, aber auch die Gewissheit, dass eine unvergesslich schöne Zeit vor mir liegt.

Seitdem gibt es viel zu tun. Nach langen Monaten ohne Bewohner muss die Hütte wieder gemütlich gemacht und beheizt werden, ich muss mir einen Überblick über die Insel verschaffen und die ersten Vorbereitungen für die anstehenden Erfassungen treffen. Auch wenn mir mein Vorgänger Till einen Holzvorrat in der Hütte hinterlassen hat, muss ich für Nachschub sorgen. Und so laufe ich mit dem Handkarren den Strand entlang und sammle Treibholz ein, damit ich es auch weiterhin schön warm habe. Apropos, sollten sie mal in die Verlegenheit kommen einen Handkarren am Strand entlang ziehen zu müssen: laufen sie immer möglichst weit unten am Strand. Das geht am einfachsten.

Und trotz einer langen Ankommens-To-Do-Liste habe ich mich mehrmals dabei erwischt, wie ich mit einem breiten Grinsen im Gesicht dastehe und den Blick über die Landschaft schweifen lasse. In diesen Momenten fühlte sich selbst die Pricke (eine hölzerne Fahrwassermarkierung an flachen Stellen und super Brennmaterial) auf meiner Schulter leicht an. Wobei ich gestehen muss, dass dieses Gefühl nur kurz anhielt. Hatten sie schonmal eine Pricke über der Schulter? Die sind ganz schön schwer! Es könnte aber auch daran liegen, dass ich noch ganz von der Hektik des Festlandes ergriffen bin. Anne, meine Vorvorgängerin, sagte mal zu mir, Trischen habe seine ganz eigene Geschwindigkeit. Aber dass es etwas dauert, bis man die Hektik des Alltags hinter sich gelassen hat. Ich freue mich auf den Moment, denn dann bin nicht nur ich auf Trischen angekommen, sondern Trischen auch in mir.

Nun muss ich meinen kleinen Beitrag fürs Erste beenden. Denn trotz, oder gerade wegen, des einsetzenden Regens hat sich ein Wintergoldhähnchen an meine Hütte verirrt, das mich nach draußen lockt – fehlt es mir doch noch auf meiner heutigen Tagesartenliste.

Bis bald!

Ihre Vogelwartin 2023

 

Eine Aufgabe zum Inselstart: Treibholz sammeln

Danke!

Liebe LeserInnen,

ich bin jetzt seit einigen Tagen zuhause, wo ich mich schon wieder gut eingewöhnt habe. Heute habe ich dann die Seite „Trischen in Bildern“ um den letzten Monat Oktober ergänzt. Beim öffnen der Seite sehe ich, das 17 Kommentare im Gästebuch eingegangen sind – so viele wie noch nie!

Ich bin zutiefst gerührt von den vielen lieben Worten und dem Lob – vielen Dank dafür!

Demnächst wird es dann noch einen „richtigen“ Beitrag geben. Im September haben wir nämlich mit der Luise nach Mikroplastik gefischt. Die Proben liegen noch bei mir zuhause. Sobald diese am Binokular ausgewertet sind, werde ich ausführlich darüber berichten.

bis dahin,

herzliche Grüße

Ihre Anne

 

die Saison geht weiter

Liebe LeserInnen,

seit vorgestern weile ich wieder auf Trischen. Am Montag konnte ich gemeinsam mit meinem Mann René, der mich ein paar Tage nach Trischen begleitet, von Büsum aus übersetzen. Diesmal fährt uns Patrick, mit der „See-Eule“ des ITAW. Die Überfahrt ist wunderbar, bei sehr ruhiger See und strahlendem Sonnenschein.

Kurz vor Hochwasser, gegen 12 Uhr, legen wir an der Südspitze an und gehen zur Hütte. Nach einer kleinen Kaffeepause gehen wir gemeinsam zurück zum Anlegeplatz, die leeren Wasserkanister für die nächste Versorgungsfahrt dabei. Das Wasser ist schneller abgelaufen, als wir erwartet haben. Die „See-Eule“ sitzt schon ein klein wenig auf Grund, bewegt sich aber noch. Mit aller Kraft versuchen wir sie in tiefere Bereiche zu schieben. Ein Wettlauf gegen die Zeit, denn mit jeder Minute zieht sich das Wasser weiter zurück. Nach etwa 15 Minuten wird klar: Das wird nichts mehr, Patrick muss bis zum nächsten Hochwasser bleiben. Das bedeutet etwa 10 Stunden warten. Im Wattenmeer haben eben immer die Gezeiten das letzte Wort.

Nach einer ersten Inspektion des Strandes und der Vogelwelt, endet der Tag ganz gemütlich in der Hütte und einem nächtlichen Spaziergang zur Südspitze. Bei absolutem Vollmond ist die „See-Eule“ schließlich gegen 23:30 Uhr gut losgekommen und unerwartet spät ging der erste Tag für uns zu Ende.

Nach zwei Wochen hat sich auf Trischen einiges verändert. Die ersten Seeschwalben sind angekommen und bereichern die Geräuschkulisse der Insel. Außerdem flitzen jetzt jeden Tag Rauchschwalben flach über die Wiesen. Die Rotschenkel, Brandgänse und Möwen balzen fleißig und auch die Austernfischer stehen jetzt überall schon als Paare zusammen.

Fast täglich kommt auch der Seeadler vorbei. Seine Präsenz wird durch das Auffliegen aller Vögel angekündigt, so dass ich oft erst den Trubel höre und ihn dann erst im riesigen Vogelschwarm entdecke. Heute hatte ich das Glück, den wohl gefährlichsten Prädator der Insel gut vor die Kamera zu bekommen.

Unverhofft

…kommt oft.

Liebe LeserInnen, wie bei meinem letzten Beitrag versprochen melde ich mich schneller als gedacht mit positiven Nachrichten. Ich bin jetzt nämlich doch schon da.

Ein kurzer Blick auf meine letzte Woche:

Am Dienstag hatte ich erfahren das wir den Hafen definitiv nicht vor Ostern verlassen können. Nachdem ich mich schon mit der Verschiebung bis Anfang April arrangiert hatte, bekam ich am Donnerstag einen Anruf von der Nationalparkverwaltung. Das Schiff „MS Trischen“ könnte mich am Montag von Büsum aus nach Trischen bringen. Ich müsse dann nur genügen Wasser und Proviant mitnehmen, um auch sicher bis zur nächsten Versorgungsfahrt zu überdauern. Nach kurzer Überlegung ob das gehen kann und Rücksprache mit Axel habe ich zugesagt. Nun ging alles ganz schnell. Am Freitag einkaufen und letzte Besorgungen machen. Samstag packen und am Sonntag bei Axel Wasserkanister und Handkarren abholen. Umzugshelfer organisieren, mit der Presse telefonieren, mit Freunden sprechen, Mails schreiben usw.

Die „MS Trischen“

Die „MS Trischen“ gehört zum Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz (LKN). Ihr eigentlicher Betriebsplan wurde so geändert, dass sie nun Zeit hatte mich heute nach Trischen zu bringen. Ich gestehe, dass ich eigentlich lieber mit Axel und seiner „Luise“ übergesetzt wäre, bin aber natürlich froh und dankbar das alle Hebel in Bewegung gesetzt wurden, um mich auf die Insel zu bringen.

Die Überfahrt hat wunderbar funktioniert. Zwei Freundinnen, Tieneke und Julia (die ebenfalls schon einmal Trischenwartin war) haben mir geholfen. Auch vor Ort ist alles in Ordnung, die Hütte hat den Winter gut überstanden. Ich bin immer noch etwas ungläubig nun tatsächlich hier zu sein, ganze zwei Jahre nachdem ich mich für die Stelle beworben habe.

Erschöpft und glücklich sende ich noch ein paar Eindrücke von der Überfahrt und freue mich riesig auf die kommenden Wochen und Monate 😊

Los geht´s!

Am 4. Mai erreicht uns eine gute Nachricht. Die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung meldet das der Meldorfer Hafen dem 11. Mai wieder regulär befahrbar ist. Freie Fahrt, für unseren ersten Besuch auf Trischen!

Mit 6 Windstärken war Anfang der Woche jedoch an eine Überfahrt noch nicht zu denken. Donnerstags konnte Axel dann eine erste Erkundungsfahrt unternehmen. Nach dem Herbst und Winter sind viele Sandbänke und Fahrwasser im Wattenmeer stark verändert. In jedem Frühjahr muss die Fahrtstrecke daher neu ausgelotet werden. Am Freitag früh um sechs Uhr ging es für mich dann endlich los. Zwei Monate später als geplant, saß ich nun glücklich an Bord der „Luise“ für meine erste Überfahrt.

Vier Nächte blieb ich auf Trischen. Die ehemalige Vogelwartin Julia hat mich dabei begleitet. Es gab jede Menge zu tun, und so war Julias Hilfe und Erfahrung sehr viel wert. Nach etwa zwei Stunden erreichen wir nach einer schaukeligen Überfahrt die Südspitze von Trischen. Noch ist zu viel Wasser unterm Schiff, um an Land zu gehen. Also sitzen wir zusammen bei Kaffee und einem Frühstücksbrot und warten auf die Ebbe.

wir warten auf die Ebbe

 

Nach dem Verladen des Gepäcks auf die zwei Handkarren, ziehen wir diese bis zur Hütte den Strand hinauf. Sogleich umschwirren uns die kreischenden Seeschwalben, welche erfreulich zahlreich das große Muschelfeld an der Südspitze in Beschlag genommen haben. Entlang der Dünen stehen Möwen und Austernfischer und beäugen uns. Sobald wir am Dünenübergang der Hütte in die Salzwiese gelangen, wechseln die Rufe. Hier dominieren plötzlich die tütütütü-Rufe der Rotschenkel, welche zum Teil ganz nah an der Hütte brüten.

Eine erste Inspektion der Hütte zeigt, dass diese sehr gut über den Winter gekommen ist. Es sind keine Schäden erkennbar, alles ist trocken und die Solarzellen funktioniert einwandfrei. Kurz nachdem wir die Hütte eingerichtet haben, entdecken wir schon einen Seeadler!  Von aufgeregten Möwen verfolgt, kreist er tief über den Dünen. Es scheint, als ob er auf Nahrungssuche ist. Einige Male zieht er seine Runden, bevor er sich auf leichten Schwingen wieder davon macht.

Brütende Möwen entlang der Dünen.

 

Der Seeadler kreist über den Dünen.

 

Von Möwen verfolgt!

Zum Nachmittag hin holen wir die zweite Fuhre unseres Gepäcks. Auf Trischen gibt es keinen Wasseranschluss. Also muss das Trinkwasser in Kanistern mitgebracht werden. Für die 4 Tage standen uns 70 Liter zur Verfügung. Ich hatte ja keine Ahnung, wie unglaublich schwer diese Wasserkanister sind! Um es uns ein wenig zu erleichtern haben wir zwei Kanister oberhalb des Spülsaums abgestellt, um sie am nächsten Tag zu holen. Völlig aus der Puste stellen wir die Kanister ab und zack! Da findet Julia gleich neben dem Kanister einen wunderbar großen Bernstein!

Und so geht schon bald mein erster Tag auf Trischen zu Ende. Leider ist es viel zu windig und zu kalt, um draußen den Abendhimmel zu genießen. Also sitzen wir bei heißem Tee vorm Ofen, lassen den Tag ausklingen und planen unsere Aktivitäten für die kommenden Tage.

Bernstein

 

Abendhimmel

Liebe Trischenfreunde, ich werde hier bald mehr von meinem ersten Besuch berichten. Bis dahin wünsche ich Ihnen schöne Maitage,

Anne