Rauchschwalbe Beiträge

Vogelrennen 2024

Moin liebe Blogleser:innen,

gestern war es endlich wieder so weit, der DDA (Dachverband Deutscher Avifaunisten) hat das jährlich stattfinde Birdrace, den Tag der Vogelartenvielfalt, ausgerichtet. In ganz Deutschland gingen Teams an den Start, um zu versuchen, innerhalb von 24 Stunden so viele Vogelarten wie möglich zu beobachten. Dabei sind die Teams meist in einem Landkreis unterwegs, manche mit dem Auto, viele mit dem Rad und einige auch zu Fuß. Die letzten acht Jahre war ich mit meinem Team in Freiburg und im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald unterwegs, um Auerhuhn und Ringdrossel im Schwarzwald, Bienenfresser und Wiedehopf am Kaiserstuhl zu suchen. Dieses Jahr war jetzt alles etwas anders. Seit Corona ist es möglich, die Ergebnisse als virtuelles Team zusammenzuzählen und dieses Jahr haben wir diese Gelegenheit genutzt. Mareike und David waren am dithmarscher Festland unterwegs, Hannah in unserer Heimat im Süden und ich hier auf Trischen.

Der Start an der Hütte

Am Vortag konnte ich schon gegen 21 Uhr schlafen, so ausgeschlafen war ich noch nie bei einem Birdrace. Um 5:30 Uhr ging es dann los auf Trischen, da hatte mein Team am Festland schon die ersten 14 Arten beobachtet. Den Start bei mir machten Singdrossel und Fitis, beide nicht alltäglich hier, aber auch nicht allzu selten. Die üblichen Brut- und Rastvögel kamen schnell zusammen und eine Stunde später waren wir als Team schon bei 50 Arten. Auf Trischen wurde es dann aber recht schnell ruhig, die Standardarten waren abgehakt, Ausnahmen blieben aus und das Lockgebüsch sehr leer. Ich fing langsam an mir Sorgen zu machen. Dann aber eine Überraschung, aus der Hütte heraus hörte ich eine singende Türkentaube, die eine Weile auf dem Dach saß, das war ein kleiner Energieschub. Für mich war es Zeit die Hütte zu verlassen, ich habe mein Glück in der Salzwiese versucht, um Rohrammer, Bekassine oder andere, schwerer zu findende Arten zu suchen, leider ohne Erolg. Deshalb machte ich mich auf zur Südspitze, das Hochwasser stand an. Leider blieb der Wasserstand sehr niedrig, dadurch hielten sich nur wenige Watvögel am Hochwasserrastplatz auf. Also war für mich Rückzug angesagt, auf dem Weg sah ich immerhin einen Merlin. Das Wetter war herrlich, also nutzte ich den Mittag, um an der Hütte zu sitzen, auf ziehende Greifvögel zu warten und die Sonne zu genießen. Nach drei Stunden wurde das Warten mit einer durchziehenden Kornweihe belohnt. Dann kam Axel auf eine kurze Stippvisite vorbei, um mir Wasser, Post und Lebensmittel zu liefern. Im Watt um das Boot gab es dann die ersten Knutts, Dunkelwasserläufer und Rauchschwalben des Tages. Ich wechselte zur Nordspitze, um die Mantelmöwe abzuhaken. Beim Absuchen des spiegelglatten Wassers bot sich dann ein ungefiedertes Highlight: meine erste Schweinswal-Sichtung dieses Jahr! Das Tier ließ sich in einiger Distanz vor dem Weststrand immer mal wieder beim Auf- und Abtauchen beobachten. Danach ist nicht mehr viel passiert, zwei Brandseeschwalben patroullierten noch den Strand, zwei Graureiher landeten in der Salzwiese der Ostspitze und ein Flussuferläufer rief in der Dämmerung aus der Südostbucht. Um 21:30 Uhr war dann Feierabend.

 

Am Ende stand ich bei 46 Arten, kein schlechtes Ergebnis für Trischen, ich bin zufrieden. Als Team konnten wir 149 Arten beobachten, das ist auch ein gutes Ergebnis! So ganz alleine am Birdrace teilzunehmen war eine neue Erfahrung für mich, meine Teamkolleg:innen haben mir gefehlt. Von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang draußen zu sein und zu Vögel zu beobachten, macht großen Spaß, kann aber auch sehr müde machen. Da ist es gut, in motivierender Gesellschaft zu sein. Außerdem sieht und hört man als Team mehr. Ich war den Tag über immer wieder telefonisch und per Chat in Kontakt mit meinem Team. Wir haben uns über neue Sichtungen ausgetauscht und so unsere Erlebnisse geteilt und die Motivation hoch gehalten.

Außerdem hatte ich viel Kontakt mit Kilian, dem Vogelwart von Scharhörn, der Insel hier nebenan. Er hat auch am Birdrace teilgenommen und wir haben immer mal wieder versucht, uns ziehende Vögel anzusagen. Zwei Höckerschwäne, die er und sein Team auf Scharhörn sehen konnten, kamen wenig später tatsächlich auf Trischen an, rasteten in der Bucht und bereicherten meine Artenliste.

Warten auf die Kornweihe

So war es ein schöner Tag auf Trischen und ein spannendes Birdrace! Einige der Arten, die ich gestern auf meine Liste schreiben durfte, werde ich wohl nicht noch einmal bei einem Birdrace sehen. Ich freue mich jetzt schon aufs nächste Jahr und empfehle allen, die Spaß an der Vogelbeobachtung haben, einmal selbst am Birdrace teilzunehmen!

Viele Grüße von Trischen

Jakob

Ich kann nicht aufräumen

Liebe LeserInnen,

vorab ein kleines Update zu meinen Mitbewohnern, den Rauchschwalben. Am 22. Juli flog das erste Küken für einige Zeit aus dem Nest. Ich habe es wegen seinen letzten, lustig abstehenden, Dunen am Kopf „Flusi“ getauft. Die drei Geschwister hatten offenbar noch keine Lust und sind erst am nächsten Tag losgeflogen. Jetzt kreisen Flusi 1-4 täglich für ein paar Stunden rund um die Hütte, sitzen mal im Löckgebüsch, welches gleich nördlich der Hütte ist und ruhen sich dort oder im Nest wieder aus.

Und vor wenigen Tagen habe ich zufällig noch weitere Mitbewohner entdeckt. Ich wollte das Zwischendeck der Hütte ein bisschen aufräumen, da sich dort allerlei Dinge angesammelt hatten. Auf dem Zwischendeck wird Brennholz verwahrt, aber auch Markierungsstecken und auch ein bisschen Strandmüll der später entsorgt werden soll.

Na, jedenfalls räume ich dort ein paar Kisten zur Seite und in dem Moment als ich einen mit Reisig gefüllten Korb greifen will entdecke ich darin ein Bachstelzennest. Erschrocken stelle ich schnell die letzten Kisten wieder zurück, wo sie vorher standen, und verlasse das Zwischendeck.

Am nächsten Tag habe ich mich dann auf halber Treppe in einem Tarnzelt verschanzt, um die Elternvögel beim Füttern der Küken zu fotografieren. Erst kam immer nur das Weibchen. Das Männchen (gut an dem kräftig schwarzen Brustlatz zu erkennen) hielt sich im Hintergrund. Dann endlich kam auch er mit Futter im Schnabel. Etwa alle 10 Minuten haben die beiden fette Beute gebracht. Dicke Larven und verschiedenste Insekten.

 

Es wird wohl noch ein paar Tage dauern bis die kleinen Bachstelzen ausgeflogen sein werden. Und bis dahin stelle ich mir vor, wie ich triumphierend zu meinen Eltern sage: „Ich kann nicht aufräumen – die Bachstelzen brüten doch noch!“

 

meine Untermieter

Liebe LeserInnen,

beim Bericht über die Brutvogelkartierung hatte ich ja bereits meine neuen Mitbewohner, die Rauchschwalben, erwähnt. Diese sind immer noch bei mir und füttern mittlerweile fleißig die Küken im Nest. Angefangen hat alles am 5. Juni. In der Zeit fliegen viele Rauchschwalben über Trischen hinweg. Aber an dem Tag hat sich ein Männchen entschieden an der Hütte zu bleiben. In den darauffolgenden Tagen hat er viel gesungen, vor allem wenn andere Schwalben auf der Insel ankamen. Die meisten aber flogen weiter Richtung Norden. Drei Tage später ist ein Weibchen dann geblieben. Gemeinsam inspizierten sie die Hütte. Und schon am 10. Juni konnte ich die Beiden mit Nistmaterial beobachten. Nur wenige Tage hat es gedauert, bis die Nisthilfe an der Hütte ausgepolstert war und die Eier bebrütet wurden.

 

In den ersten Julitagen sind die Küken geschlüpft und ich hatte Gelegenheit eine kleine Aufnahme zu machen:

bei der Brut

Mittlerweile sind die Küken schon richtig groß geworden. Vier Stück sind es und man kann in der folgenden Aufnahme gut erkennen, wie sich die Federn an den Flügeln aus den Federkielen schieben. Da kann es beim „sich strecken“ schon ganz schön eng im Nest werden!

Fütterung

 

 

Nistplatzsuche – „Wohnungsbesichtigung“

Es sind zwei potentielle Wohnungen frei! Eine steht nun schon eine Weile leer, während die andere meines Wissens zuvor noch nie bewohnt war. Zwei Bewerberparteien haben sich je eine Wohnung angeschaut. Die eine unterm Dach die andere, na sagen wir….Souterrain. Und so lief das Ganze ab: