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Alltag auf Trischen: Ein Tag im Leben einer Naturschutzwartin

Alltag auf Trischen: Ein Tag im Leben einer Naturschutzwartin

In den letzten Tagen standen einige dringende Aufgaben an, deshalb hat sich dieser Blogeintrag etwas verzögert. Jetzt aber ist wieder etwas mehr Luft und Muße da.

Normalerweise fällt mir im Laufe der Woche etwas ein, was ich euch von meinem Inselalltag berichten möchte. Diesmal ist mir das schwerer gefallen – vielleicht auch ein Grund warum ihr diesmal länger auf den nächsten Blogartikel warten musstet. Doch Inselalltag ist das Stichwort, denn oft werde ich gefragt: „Wie sieht eigentlich dein Tagesablauf auf Trischen aus?“  Deshalb gebe ich euch heute einen Einblick in meinen Alltag auf der Insel:

 

Heute klingelt kein Wecker, aber ich wache trotzdem früh auf. Die ersten Sonnenstrahlen fallen in die Hütte. Die pfeifenden Rotschenkel und  die kreischenden Möwen und Seeschwalben machen mir deutlich: Zeit aufzustehen!

Nach dem Frühstück checke ich das Wetter und meine E-Mails: Eine Essensbestellung muss bestätigt werden, eine Anfrage für ein Zeitungsinterview trudelt ein und ein Termin für die Löfflerberingung will koordiniert werden.

In zwei Stunden ist Niedrigwasser – ein guter Zeitpunkt mich auf den Weg zur Löfflerkolonie zu machen. Hier müssen die SD-Karten der Wildtierkameras und ggf. Akkus ausgetauscht werden. Der Weg Richtung Norden der Insel führt mich an viel angespültem Müll vorbei, sowie an einer toten Eiderente. Ich dokumentiere jeden Vogelfund: Art, Fundort, Zustand – alles notiere ich in meinem Notizbuch.

An der Löfflerkolonie angekommen ziehe ich vorsorglich meine Kapuze über den Kopf: Möwen kreisen kreischend über mir und lassen mich mit der ein oder anderen Kotattacke wissen, was sie von meinem Besuch halten (ein Glück treffen sie nicht besonders gut). Die Löffler sind scheuer, sie fliegen auf die nahegelegenen Wattflächen und warten bis der Spuk vorüber ist. Auf dem Weg zur Kolonie muss ich aufpassen, dass ich keine Herings- und Silbermöweneier zertrete. Die beiden Arten zählen zu den häufigsten Brutvögeln auf Trischen und ihre Brutplätze sind über die gesamte Insel verteilt. Bei meinem konzentrierten Blick auf den Boden entdecke ich auch die ersten Möwenküken des Jahres, die wegen meiner Anwesenheit ganz ruhig am Boden sitzen und sich auf ihre Tarnung verlassen.

Ich will die Störung so kurz wie möglich halten und beeile mich: SD-Karten tauschen, Akkus wechseln, Kameras umstellen und gut positionieren. Während meiner Arbeit scheuche ich eine weibliche Brandgans neben mir im hohen Gras auf. Diesen Brutplatz erfasse ich noch schnell mit Artangabe und GPS-Koordinaten auf einer digitalen Karte auf meinem Smartphone. Geschafft! Schnell raus aus der Salzwiese zurück an den Strand.

Links: Möwenküken Rechts: Löfflernest mit Wildtierkamera im Hintergrund

An der Nordspitze gönne ich mir eine kleine Pause. Seehunde mit frisch geborenen Jungen liegen entspannt am Strand – sie stört meine Anwesenheit kaum. Auf dem Rückweg erfreue ich mich am blühenden Meersenf und einem vorbeiflatternden Tagpfauenauge – auch sie landen in meinem Notizbuch.

Zurück an der Hütte  bekomme ich Hunger und koche mir ein leckeres Mittagessen. Für heute ist eine Gemüsepfanne mit Feta und Nudeln geplant. Da ich meine Lebensmittel eine Woche vorher ordern muss, steht der Speiseplan schon früh fest. Das nimmt mir dann die Entscheidung ab, wenn ich hungrig nach Hause komme, denn die Zutaten sind alle da – eigentlich ganz praktisch. Da es draußen zu nieseln anfängt, fällt ein Mittagessen in der Sonne, vor der Hütte aus und ich nehme meine Mahlzeit drinnen ein. Hier kann ich immerhin durchs Fenster über die Insel und das Watt blicken.

Nachmittags übertrage ich meine Notizen in die Datentabellen und erledige Hausarbeiten: abspülen, Wasserkanister holen und den nicht zu vermeidenden Sandeintrag vom Hüttenboden auffegen. Das Waschen verschiebe ich mal wieder – Wäsche von Hand zu waschen ist wirklich aufwendig und anstrengend und das Ergebnis in Relation zum Aufwand eher mittelmäßig.

Schreibtischarbeit auf Trischen

Die Tage hier, ähneln sich, doch während ich auf der Insel unterwegs bin begegnen mir immer wieder Überraschungen und ich kann mich auf meinen Entdeckungstouren treiben lassen.

Natürlich bin ich es auch einfach nicht gewohnt so lange Zeit an ein und demselben Ort zu verbringen. Der Inselaufenthalt entschleunigt mein Leben. Die viele Zeit, die ich hier plötzlich habe, kann ich mit dem Füllen für das sonst wenig Zeit bleibt: lesen, lange Briefe schreiben, ausführlich mit alten Freunden und Freundinnen telefonieren, sogar meine Aquarellfarben habe ich seit Jahren mal wieder in die Hand genommen.

Ich habe Glück: Abends klart es auf und der Wind legt sich. Das verspricht einen schönen Sonnenuntergang. Ich setzte mich auf den Hüttenumlauf, gönne mir ein Glas Wein und lasse den Tag revue passieren – und freue mich schon auf morgen.

Egal wie viele Sonnenuntergänge ich hier schon erlebt habe – sie werden einfach nicht langweilig.

Denn morgen ist Samstag, da kommt Axel mit der Luise und bringt meine Lebensmittelbestellung, Trinkwasser, Post – und das wichtigste: Gesellschafft! Ich sehe die Luise schon von weitem auf die Insel zusteuern und mache mich dann auf den Weg zum Anlandungsplatz an der Südspitze. Dort angekommen gibt es, je nach Tageszeit, ein leckeres Frühstück, heißen Kaffee oder ein kühles Bier. Wir tauschen Neuigkeiten aus, beschweren uns über das Wetter und ich freue mich über die vielen Seemannsgeschichten die Axel zu erzählen weiß.

Der samstägliche Besuch von Axel ist mir zu einem liebgewonnenen Ritual geworden und strukturiert meine Wochen hier auf Trischen. Und das anschließende Wasserkanister zur Hütte transportieren nehme ich dafür gerne in kauf.

Links: Die Luise Rechts: Mein Handkarren mit Wasserkanistern und Lebensmitteln

Morgen steht die Anbringung eines Datenempfängers für besenderte Zwergseeschwalben auf dem Plan, der heute mit der Post kam, mal sehen welche Überraschungen mich morgen auf dem Weg erwarten.

 

Bis bald,

Eure Naturschutzwartin 2025
Mareike Espenschied

 

 

Ein unbedachter Schritt – oder: Die (unfreiwillige) Trischen-Taufe

Ein unbedachter Schritt – oder: Die (unfreiwillige) Trischen-Taufe

Es gibt diese Situationen im Leben, in denen man sich ärgert, dass man vor einer Sekunde nicht erst 3 Sekunden nachgedacht hat – gestern war genau so ein Moment. Aber von Anfang an:

Vom Abschied

Moin liebe Blogleser:innen,

die Saison ist zuende, ich bin seit Samstag Abend wieder am Festland. Der heutige Blogbeitrag ist etwas ungewöhnlich, es ist mein Abschiedsbrief an meinen Brieffreund und irgendwie auch an Trischen. Heinz-Lothar Heimbach war 1970 Vogelwart auf Trischen. Seitdem hält er stetigen Briefkontakt zu den Vogelwärter:innen und begleitet sie durch ihre Zeit. Meinen Brief habe ich ihm in meinen letzten Stunden auf der Insel geschrieben.

„Lieber Heinz-Lothar,

Nun kommt endlich meine Antwort und auch die von dir gewünschte Beschreibung einer meiner Tage hier auf unserer Sandbank. Ich bin ein Mensch, der wie man so schön sagt vieles „auf den letzten Drücker erledigt“, das wird sich wohl nicht mehr ändern. Aber so kannst du an einem ganz besonderen Tag teilhaben. Morgen werde ich abreisen.

Heute morgen bin ich wie gewohnt zu Sonnenaufgang mit dem Kaffee in der einen, der Zigarette in der anderen Hand an der Hütte gesessen und habe die ziehenden Vögel beobachtet. Ich war dabei, wie jeden Morgen, in engem Austausch mit meinem Freund Kilian, dem Vogelwart von Scharhörn. Wir halten uns stetig auf dem Laufenden was es zu sehen gibt und was auf unseren Inseln so los ist. Anschließend habe ich mich nochmal in mein warmes Bett verkrochen, es ist mittlerweile recht herbstlich. Zu Mittag habe ich dann mit Axel telefoniert. Eigentlich war meine Abreise für Sonntag geplant, da ist es aber zu windig, also wagen wir die Überfahrt morgen. Der Tag wurde plötzlich hektisch. Ich musste noch Holz für das nächste Jahr machen, packen, putzen, alles was eben so ansteht. Bei einer Zigarettenpause auf dem Umlauf rief ein Reporter vom NDR an. Wir hatten gerade mit dem Interview begonnen als ich einen Singvogel auf einem der Pfosten entdeckte. Der Blick durchs Fernglas verriet mir, dass es ein Schwarzkehlchen war. Aber mit dem Vogel stimmte etwas nicht: seine Beine sahen merkwürdig aus. Ich würgte den Reporter ab und beendete das Telefonat, was sich gelohnt hat. Der Vogel kam näher zur Hütte und der Blick durchs Spektiv bestätigte meinen Verdacht: das Schwarzkehlchen war farbberingt. Alles ging sehr schnell, aber ich konnte ein gutes Foto machen. Wenige Stunden später kam auch schon die Rückmeldung: der Vogel wurde dieses Jahr als Jungvogel in Norwegen beringt. Meine wohl spektakulärste Ablesung und ein tolles Abschiedsgeschenk. Anschließend habe ich das Interview weitergeführt, meine Arbeit erledigt und bin dann noch einmal bei schönster Sonne und kräftigem Wind zur Nordspitze spaziert um mich zu verabschieden. Jetzt habe ich noch mit Kilian telefoniert und aktuell gönne ich mir ausnahmsweise ein wenig Rum, höre Lieder über das Meer und Inseln und schreibe dir diese Zeilen.

Unvergessliche Momente gab es viele, es fällt mir schwer das auf einen zu konzentrieren. Was ich sicherlich niemals vergessen werde und was mich überwältigt hat war die Sturmflut im späten Sommer. Der Himmel war voll von zigtausenden Vögeln, die Hütte stand mitten im Meer und ich war unfassbar beeindruckt und glücklich. Aber es gab auch viele Momente die wenig herausragen und trotzdem unvergesslich waren. Ich habe es immer sehr genossen in der Düne zu liegen und der Brandung zu lauschen.

Die Ringelgänse die mich hier im März begrüßt haben verabschieden mich nun. In den letzten Monaten bin ich über Bernsteine gestolpert, habe die ersten Gelege und dann die ersten Küken bewundert, mich über die ersten blühenden Pflanzen gefreut, habe gesehen wie die Insel sich verändert hat, wie junge Seehunde geboren wurden, wie alles lila vor Halligflieder wurde, wie die Vögel wieder begonnen abzuziehen, wie Stürme über Trischen gefegt sind und die Wiesen unter Wasser setzten, und schließlich habe ich bemerkt, dass der Queller sich rot gefärbt hat, dass die Seeschwalben im Süden waren, und dass die Ringelgänse zurückgekehrt sind. Du wirst verstehen was ich beschreibe.

Morgen werde ich diese kleine Heimat für immer aufgeben. Das schmerzt. Aber ich werde Trischen und meine Zeit als Robinson nie vergessen, so wie auch du.

Ich danke dir für den stetigen Kontakt und deine Briefe, es hat meine Zeit bereichert.

Ich wünsche dir von Herzen alles Gute.

Viele liebe Grüße
Jakob“

Der Vogelwart und seine Hütte

Und so endet meine Zeit als Vogelwart. Ich bin gespannt, was Mareike im nächsten Jahr erleben und berichten wird und werde, wie auch ihr, den Blog verfolgen. Ich danke euch für euer Interesse und die vielen Nachrichten im Gästebuch!

Die besten Grüße aus Soest,

Jakob

Moin liebe Blogleser:innen,

entschuldigt bitte die lange Funkstille, ich habe seit einigen Wochen nur sehr eingeschränkt funktionierendes Internet zur Verfügung. Mittlerweile ist es sehr herbstlich hier auf Trischen. Der rotgefärbte Queller erinnert an das bunte Laub des Waldes, im Spülsaum finden sich Walnüsse, die wohl die Elbe ins Meer getrieben hat und am Himmel ziehen die Gänse nach Süden. Die Seeschwalben sind schon lange abgereist und nun irgendwo im Warmen. Die meisten Blumen sind mittlerweile verblüht und die Insel ist in den vergangenen Monaten wieder ein paar Meter gewandert. Vieles an der aktuellen Stimmung hier auf Trischen erinnert mich an die Zeit im März, als ich hier ankam. Ich sitze morgens wieder in warmer Winterkleidung an der Hütte, drinnen wird der Holzofen wieder wichtiger, das Sonnenlicht und damit der Strom werden knapper und die Tage kürzer. Am Strand liegt wieder viel Bernstein und auch die Ringelgänse, die mich hier bei meiner Ankunft begrüßt haben, sind zurückgekehrt. Der Kreis schließt sich, ein schönes Gefühl.

Trischens „Herbstlaub“

Der Herbst ist auch die Zeit, in der Trischen sich wieder selbst überlassen wird. Die ungemütlichen Herbststürme, die in der nächsten Zeit wieder erwartet werden, verhindern es, die Insel weiterhin wöchentlich zu versorgen. Für mich heißt es deshalb, Abschied nehmen und vermutlich werde ich am kommenden Sonntag die Insel, die mir so vertraut geworden ist, verlassen. In dieser Woche bin ich damit beschäftigt, die Hütte winterfest zu machen, Feuerholz für Mareike im nächsten Jahr zu sägen und zu stapeln, Ordnung in den kleinen Haushalt zu bringen und meine Sachen zu packen. Daneben verbringe ich viel Zeit draußen. Ich gebe mir Mühe, nochmal alle Eindrücke zu verinnerlichen, noch tolle Beobachtungen zu machen und die letzten Ringe bei den Vögeln abzulesen. Jetzt am Ende meiner acht Monate auf der Insel wird mir noch einmal bewusst, wie außergewöhnlich es ist, hier zu sein, hier auf Zeit leben und arbeiten zu dürfen. Ich bin sehr dankbar für diesen Aufenthalt und hoffe, ich konnte euch während dieser Zeit ein bisschen mitnehmen. Meinen nächsten und wahrscheinlich letzten Blogbeitrag werde ich dann vom mittlerweile gefühlt sehr fernen und für mich erstmal ungewohnten Festland schreiben. Trischen fehlt mir schon jetzt.

Genießt euren Herbst!
Jakob

Vogelwärterfreunde

Moin liebe Blogleser:innen,

Trischen ist nicht der einzige Außenposten in der Nordsee mit Vogelwart oder Vogelwartin. Auf einigen Inseln und Halligen in den drei deutschen Wattenmeer Nationalparks haben eine Handvoll Personen das Glück, zwischen unseren gefiederten Freunden leben und arbeiten zu dürfen. Manchmal sind sie etwas näher an der Zivilisation und weniger einsam, manchmal sind sie für kürzere Zeitfenster im Einsatz und manchmal auch gleich mit mehreren Personen gleichzeitig. Ihre Situation ist insgesamt aber doch sehr ähnlich wir hier bei mir. Einen dieser Kolleg:innen durfte ich während meiner Inselzeit kennenlernen.

Wenn ich über das Wattenmeer nach Südwesten schaue, kann ich meist problemlos die Insel Neuwerk sehen. Sie liegt auf der anderen Seite der Elbe und im Nationalpark Hamburgisches Wattenmeer. Und wenn ich mit dem Spektiv etwas weiter nach Norden schwenke und genau hinsehe, erkenne ich einen dünnen Streifen von Sand und Vegetation, eine weitere Insel: Das ist Scharhörn. Auch dort sind Vögel streng geschützt. Auch dort steht eine Hütte. Und auch dort darf ein Vogelwart für sieben Monate ein Inselleben führen. Ende April schrieb mir eine Freundin folgende Nachricht: „Ist es okay wenn ich deine Nummer an einen Vogelwart da bei dir in der Ecke weiter geb? Der hat grad nen ganz seltenen Vogel gefunden und will dich irgendwas fragen“. Seltene Vögel finde ich natürlich spannend und andere Vogelwarte auch, also habe ich selbstverständlich zugesagt und wenig später hatte ich Kontakt zu Kilian. Kilian war nach der Schule als Freiwilliger bei der Schutzstation Wattenmeer im Einsatz und hat hier seine Liebe zur Nordsee und zu den Vögeln entdeckt, genau wie ich. Und nun ist er auf Scharhörn, arbeitet als Vogelwart und dreht nebenbei einen Film über die Insel. Seit der ersten Nachricht ist der Kontakt immer mehr geworden, wir tauschen uns mittlerweile täglich dazu aus, was hier auf unseren Inseln passiert, welche Vögel da sind und wie das Eremitenleben läuft. Aktuell zählen wir beide in den ersten Stunden des Tages die Zugvögel und ich kann mich eigentlich immer darauf verlassen, dass, wenn ich zu Sonnenaufgang mit Kaffee und Fernglas in der Hand an der Hütte sitze, Kilian das gleiche tut und von seinen Beobachtungen berichtet. Häufig zeigt sich uns ein sehr ähnliches Bild, die gleichen Arten ziehen über unsere Inseln und teilweise haben wir auch schon die gleichen Vögel gesehen, erst waren sie auf Scharhörn, wenig später dann auf Trischen.

Für mich ist der Kontakt zu meiner Nachbarinsel sehr wertvoll. Wenige Menschen führen ein Leben wie ich es gerade tue, wenige Menschen dürfen mitten im Nationalpark Wattenmeer leben und sehen jeden Tag diese beeindruckende Landschaft mit ihren Wetterspektakeln und den tausenden Zugvögeln. Mir fällt es oft schwer zu beschreiben, wie es ist hier zu sein, umgeben von dieser außergewöhnlichen Situation. Die schönsten Bilder, die ich hier gesehen habe und die Gefühle, die sie ausgelöst haben, sind nur schwer zu vermitteln, die Stimmung der Momente mit der Kamera einzufangen, war immer unmöglich. Und direkt teilen kann ich diese Momente meist mit niemandem. Von Kilian denke ich, dass er versteht was ich hier erlebe, weil er da drüben ganz Ähnliches erlebt. Das ist ein schönes Gefühl, so verbunden zu sein, obwohl uns 18 Kilometer Watt und Wasser trennen. So ein gutes nachbarschaftliches Verhältnis hatte ich noch nie, das ist schon absurd. Und auch wenn wir nicht wirklich zusammenarbeiten, für zwei unterschiedliche Vereine tätig sind und uns nicht einmal im selben Nationalpark befinden, ist er ein geschätzter Kollege für mich. Und das alles, obwohl wir uns noch nie persönlich gesehen haben.

Kilians Blick auf Trischen

Wobei das nicht ganz richtig ist: Vor wenigen Wochen hatten wir morgens sehr klare Sicht. Ich habe meine Taschenlampe gezückt, Kilian sein Handylicht und wir haben uns ein paar Lichtzeichen über die Elbe geschickt, auf dem Foto gut zu sehen. Die Umrisse des Nachbarn an seiner jeweiligen Hütte konnten wir ganz leicht erahnen. Ich hoffe, dass es nicht bei dieser Sichtung bleibt, und dass ich meinen Vogelwartfreund nach meiner Abreise von Trischen dann doch auch mal von nahem sehen und sprechen kann.

Viele Grüße,

Jakob