2016 Beiträge

Wegzug der Gänse aus den arktischen Brutgebieten in vollem Gange

In den letzten Tagen beobachtete ich immer mehr ziehende Gänse. Meist kommen sie aus ihren arktischen Brutgebieten und sind auf dem Weg in die Überwinterungsgebiete. Zum großen Teil werden diese Gänse bei uns in Deutschland oder in den Niederlanden ihren Winter verbringen. Auch in Dithmarschen – hier direkt am Festland, werden im Winter wieder einige Grau- und Nonnengänse zu sehen sein.

Am heutigen Morgen beobachtete ich innerhalb von nur eineinhalb Stunden (7:10 – 8:40 Uhr) 720 Nonnengänse und insg. 33 Graugänse in südwestliche Richtungen ziehend beobachten. Über dem Festland bei Friedrichskoog bemerkte ich zu Sonnenaufgang (7:30 – 7:40) etwa 1.500 Gänse in insg. 19 Trupps, ebenfalls in südwestliche Richtungen ziehend. Die Gänse waren so weit entfernt, dass ich keine gesicherte Aussage über die Art machen möchte – da über Trischen allerdings fast ausschließlich Nonnengänse zogen, kann man davon ausgehen, dass auch die Gänse über dem Festland zum größten Teil dieser Art angehört haben werden.

Doch Gänse ziehen nicht nur in den Morgenstunden: auch in der Nacht konnte ich immer wieder die Rufe von ziehenden Nonnen- und Graugänsen vernehmen und über den Tag hinweg erwarte ich ebenfalls noch den ein oder anderen Trupp.

Ich werde mich nun mit einer Tasse Kaffee in den Windschatten der Hütte setzen und das Vogelzug-Spektakel beobachten und genießen.

Offshore-Windpark in Sicht!

Heute war es das erste Mal, dass ich die Windkrafträder am Horizont sehen konnte – so klar ist die Sicht selten. Ein Blick auf die Seekarte lässt den Schluss zu, dass es sich um den Windpark „Nordergründe“, etwa 15 Km östlich der Insel Wangerooge handeln muss.
Informationen der Firma TenneT zufolge wurden die Windkraftanlagen erst im August dieses Jahres aufgebaut. Der Windpark wurde von der Firma TenneT erfolgreich mit einem 32 Km langen Seekabel in Inhausen (nördlich von Wilhelmshaven) an das Stromnetzt angeschlossen. TenneT zufolge noch in diesem Jahr ans Netz gehen.

Weitere Infos zu dem Thema:

Aller guten Dinge sind drei – Landunter auf Trischen

Der erste Herbststurm in dieser Saison fegte ganze drei Tage über die Insel und ließ die Hütte ordentlich wackeln: teilweise maß ich Windgeschwindigkeiten von über 60 Km/h (8Bft)! Auch jetzt gerade pfeift es um die Hütte – was sehr gemütlich sein kann. Da die Sonne in den vergangenen Tagen nur sehr spärlich schien, war mein Akku heute Morgen aufgebraucht und ich den halben Tag ohne Energieversorgung. Doch nach Regen folgt meist Sonnenschein – nun ist mein Akku wieder voll aufgeladen und ich kann live von der Insel berichten.

Die vergangenen Hochwasser waren „richtige“ Hochwasser: dreimal hintereinander lief das Wasser der  Nordsee nun so hoch auf, dass die Hütte jedes Mal im Wasser stand. Ich bin sehr froh, dass ich auf Stelzen wohne, denn so konnte ich beruhigt auf dem Umlauf sitzen und dem Naturschauspiel beiwohnen. Im Gegensatz zu den gefiederten Inselbewohnern musste mir keine Sorgen um meinen „Rastplatz“ machen. Die Vögel, die um die Hochwasserzeit bevorzugt an der Südspitze rasten, wurden in der letzten Zeit stets um ihren Rastplatz beraubt und flogen daher in großen Schwärmen über die Insel – auf der Suche nach einem trockenen Plätzchen. Zum Glück waren am Weststrand noch schmale Streifen nicht überflutet worden, sodass die Vögel sich am Ende doch noch niederlassen und von der Aufregung erholen konnten.

Ich persönlich nutzte die stürmische Zeit um die ersten Sachen zusammen zu packen: morgen werde ich Axel, meinem Versorger, die ersten Dinge mit ans Festland geben. In zwei Wochen werde ich dann selbst die Insel verlassen.

 

Mutterkorn in der Salzwiese

Das Mutterkorn (Claviceps purpurea) ist ein parasitischer Pilz, welcher unter vielen verschiedenen Namen (z.B. Hungerkorn, Tollkorn oder Hahnensporn) bekannt ist und in den Fruchtknoten von Gräsern – auch auf dem Schlickgras (Spartina anglica), wächst. Überwintern kann der Pilz in einer Dauerform (Sklerotium), die wie ein Korn aussieht und einige Zentimeter lang und dunkelviolett – orange gefärbt ist. Dieses „Korn“ wächst aus den Blüten der Wirtspflanze, fällt zu Boden und wird im Herbst mit der Flut verdriftet. Im nächsten Frühjahr bildet sich daraus ein Fruchtkörper, der Schläuche mit Sporen ausbildet, die dann mit dem Wind auf die Naben der Pflanzen vertrieben werden. Dort kommt es  zu einer Infektion der Wirtspflanze. Der Pilz „befiehlt“ der Pflanze zunächst ein klebriges Sekret – den Honigtau zu produzieren, welcher Insekten anlockt. In diesem Honigtau befinden sich Pilzsporen, die dann mit Hilfe der Insekten auf andere Pflanzen verbreitet werden. Aus den infizierten Blüten wächst anschließend ein Pilzgeflecht, welches sich innerhalb weniger Wochen zu einem Sklerotium entwickelt, von der Pflanze zu Boden fällt und so den Kreis schließt.

Der Name „Mutterkorn“ rührt daher, dass das Gift des Pilzes, das sog. „Mutterkorn-Alkaloid“ bereits im Mittelalter bei der Geburtshilfe verwendet wurde: so lässt sich das Gift – in der richtigen Dosis, als Wehenmmittel oder nach der Geburt zur Blutstillung einsetzen. In der falschen Dosierung kann das Alkaloid allerdings höchst abenteuerliche Nebenwirkungen (das Alkaloid ist Grundstoff für eine sehr bekannte Droge – LSD) und im schlimmsten Fall sogar den Tod zur Folge haben. Im Mittelalter war das Mutterkorn vor allem deshalb sehr gefürchtet, weil mit Mutterkorn verunreinigtes Getreide / Mehl schnell zum Tod aller, die davon gegessen haben, führte.

Mutterkorn - die Überdauerungsform ist ein blauviolett-orangenes "Korn", das im Moment vor allem am Schlickgras gut zu sehen ist.

Mutterkorn – die Überdauerungsform ist ein blauviolett-orangenes „Korn“, das im Moment vor allem am Schlickgras gut zu sehen ist.

In der Salzwiese kommt das Mutterkorn vor allem auf dem Schlickgras (Spartina anglica) und der Strandquecke (Agropyron litorale) vor. In den letzten Wochen stellte ich immer wieder fest, dass meine Hose nach einem Streifzug durch die Salzwiese voll von diesem klebrigen „Honigtau“ war. Bei Recherchen im Internet und Gesprächen mit Bekannten und Kollegen vom Festland stellte sich heraus, dass es sich hier nicht um ein Trischen-spezifisches Phänomen handelt, sondern, dass die Infektionsrate beim Schlickgras generell sehr hoch ist. Auf dem Schlickgras gedeiht der Pilz sogar noch besser als auf der eigentlichen Wirtspflanze – dem Weizen oder dem Roggen.

Doch auch, wenn Sie Mutterkorn in der Salzwiese oder im Spülsaum entdecken besteht noch keine direkte Gefahr: Denn nur, wer das Mutterkorn isst, läuft Gefahr sich zu vergiften.

Weiterführende Links:

Morgennebel auf Trischen

In den frühen Morgenstunden ist es draußen oft am Schönsten.
Als ich heute Morgen aufgestanden bin, erwartete mich die Insel mit einem wunderschönen Herbstschleier – rings um die Hütte zog sich ein weißes Band aus Frühnebel und tauchte die Landschaft in ein mystisches Licht.