Nachwuchs bei Familie Sandregenpfeifer
Letzten Samstag erlebte ich am Strand eine Szene, die mich kurz stutzen ließ: Ein Sandregenpfeifer lief rufend vor mir her, setzte sich, beugte sich zur Seite, stand wieder auf und schleifte plötzlich einen Flügel über den Sand, als wäre er gebrochen. Für einen Moment dachte ich, der Vogel sei verletzt. Doch schnell wurde mir klar: Er ist völlig gesund und verleitet nur.
Dieses schauspielerische Talent zeigen viele Bodenbrüter, wenn sie Nachwuchs haben. Sie imitieren einen verletzten Vogel, um einen vermeintlichen Fressfeind von den Küken wegzulocken. Durch die scheinbare Hilflosigkeit ziehen sie die Aufmerksamkeit des Feindes gezielt auf sich, lenken dadurch von den Küken ab und locken ihn weg.

Verleitender Sandregenpfeifer
Das hat auch bei mir geklappt, aber ein Glück kenne ich dieses Verhalten. Es bedeutet nämlich: Der Nachwuchs bei den Sandregenpfeifern ist geschlüpft! Im Blogbeitrag vom 21.05.2025 , hatte ich bereits vom Nestfund unweit meiner Hütte berichtet (Blogbeitrag). Nun, knapp vier Wochen später, sind aus den Eiern tatsächlich Küken geschlüpft.
Wie viele Bodenbrüter sind Sandregenpfeifer-Küken Nestflüchter. Das bedeutet, sie verlassen bereits kurz nach dem Schlüpfen das Nest. Ihre Augen sind bereits geöffnet, sie sind von Anfang an mobil, mit einem feinen Daunenkleid ausgestattet und folgen ihren Eltern. Auch das ist ein cleverer Schutzmechanismus: Indem sie sich vom Nest entfernen, verringern sie das Risiko, entdeckt zu werden.
Zunächst zählte ich zwei Küken welche mit den Eltern am Strand unterwegs waren. Doch am nächsten Tag entdeckte ich noch ein drittes. Lediglich durch die Warnrufe der Eltern wurde ich auf sie aufmerksam und fand die Küken nur indem ich den Strand mit dem Fernglas absuchte und sie sich in dem Moment bewegten. Mit ihrer sandfarbenen Tarnung fügen sie sich nahezu perfekt in die Umgebung ein und sind zwischen all den Muscheln und Steinchen am Strand fast unsichtbar.

Sandregenpfeifer-Küken können sofort nach dem Schlüpfen laufen
Ich freue mich jedes Mal, wenn ich die kleine Familie sehe. Um sie nicht zu stören, mache ich nun selbstverständlich einen großen Bogen, wenn ich in der Nähe bin. Gerade in dieser empfindlichen Phase ist Rücksichtnahme besonders wichtig – jeder unnötige Stress kann gefährlich für die Jungvögel sein.
Die Küken werden etwa nach 24 Tagen flügge, also flugfähig sein. Bis dahin sind sie auf den Schutz und die Führung ihrer Eltern angewiesen. Ich werde natürlich weiter beobachten und berichten, wie es der kleinen Familie in den nächsten Wochen ergeht.
Und noch eine gute Nachricht: Direkt neben dem Pfad, der vom Strand zu meiner Hütte führt, habe ich ein weiteres Gelege entdeckt – vier Eier liegen dort, gut getarnt im Sand. Auch dieses Nest werde ich genau im Auge behalten – und euch natürlich auch hier auf dem Laufenden halten.
Bis bald,
eure Mareike Espenschied