Vogelzug im Herbst
Wenn die Sonne über der Meldorfer Bucht aufgeht, beginnt für mich die Arbeit. Die ersten Stunden des Tages erfasse ich nach einer standardisierten Methode den von der Hütte aus wahrnehmbaren Vogelzug. Für die Vögel geht es nun wieder zum Überwintern in den Süden. Wer dabei an Trischen vorbeikommt, landet – zumindest als Notiz – in meinem Notizbuch.
Zur Zeit sind es vor allem Wiesenpieper, die in lockeren Trupps die Insel überqueren, noch einige Schafstelzen und schon die ersten Strandpieper, Buchfinken und Erlenzeisige sind dabei. Zwischendurch ziehen immer wieder Pfeif-, Krick- und Speißenten am Horizont entlang und mit etwas Glück bekomme ich auch die Merline mit, die blitzschnell über den Dünenkamm zischen. Sie alle werden gezählt, die Zugrichtung wird bestimmt und ihre Flughöhe abgeschätzt. Am Ende der Saison ergibt das hoffentlich einen schönen Datensatz, der das Zuggeschehen über Trischen widerspiegelt.
Im Lockgebüsch und an der Hütte rasten auch immer mal wieder kleine Singvögel wie Dorngrasmücken oder Grauschnäpper, die sich über das reiche Fliegenangebot freuen und erst später ihre Reise fortsetzen werden. Auch Greifvögel ziehen durch, zum Beispiel Rohrweihen, Seeadler oder Wespenbussarde, manchmal ist auch ein Fischadler dabei. Sie werden oft durch die Aufregung der Rastvögel angekündigt. Diese Aufregung ist nicht unbegründet, denn es kommt auch mal vor, dass Greifvögel einen Zwischenstopp einlegen und auf die Jagd gehen.
Es ist also wieder einiges los hier auf Trischen, ich habe meine Sinne auf Empfang und hoffe nichts Spannendes zu verpassen.