Vom Ankommen, Balzen, Brüten und Küken führen

In den letzten drei Tagen konnte ich sehr unterschiedliche Stadien des Brütens, beziehungsweise der Brutvorbereitung, miterleben. Denn Vögel erreichen ihre Brutorte im und am Wattenmeer nicht alle gleichzeitig, sondern, je nach Art, zeitlich versetzt. Auch der Nestbau, die Balz und das Eier legen, geschehen in unterschiedlichen Monaten. Auf Trischen brüten in der Regel über zwanzig Arten und so erstreckt sich die Brutsaison über einen ganz ordentlichen Zeitraum.

Als morgendliche Überraschung entdeckte ich am 16. April im Hafenpriel zwei Graugänse mit den ersten fünf Küken der Saison! Leider verschwanden sie schnell wieder in der Salzwiese, sodass ich sie nicht fotografieren konnte. Ich hoffe, dazu wird es noch Gelegenheit geben. Die Graugänse sind somit die frühesten Vertreter unter den brütenden Vögeln auf Trischen. Bei Saisonstart Mitte März ist das Brutgeschehen also schon in den Gängen.

Die Rotschenkel sind zur Zeit mit ganz anderen Dingen beschäftigt. Sie befinden sich teilweise mitten in der Balz. Rund um die Hütte finden aufgeregte Flugmanöver statt und der Rotschenkel wird seinem Norddeutschen Spitznamen „Tüter“ gerecht. Von früh bis spät gibt er stimmlich alles und in nicht wenigen Momenten scheint ihm vor lauter „Getüte“ der Ton im Halse stecken zu bleiben oder heiser in falsche Tonlagen zu geraten. Das ist schon eine lustige Klangkulisse.

Und wiederum in einem ganz anderen Stadium befinden sich die Seeschwalben. Denn heute erst konnte ich irgendwo zwischen mir und Trischens Nachbarin, der Bohrinsel Mittelplate A, die erste ausmachen. Eine Zwergseeschwalbe. Und sie steuerte Trischen an. Ihre Verwandten, die Fluss- und Küstenseeschwalben, werden hoffentlich bald folgen und vielleicht kommt auch die ein oder andere Brandseeschwalbe dazu. Sie werden sich nach und nach als Kolonien, vermutlich an der Südspitze, niederlassen. Bis die ersten Küken schlüpfen, wird aber noch einige Zeit vergehen.

Gerne würde ich an dieser Stelle auch all die anderen Vogelarten vorstellen, die Trischen als ihren Brutort auserkoren haben. Aber dann würde das hier ein sehr sehr langer Beitrag werden. So müssen diese drei erst einmal stellvertretend herhalten. Bei Zeiten werde ich wieder berichten.

Anne de Walmont

Vogelwartin 2019