Goldvogel zieht an Trischen vorbei
Das Sprichwort „Morgenstund hat Gold im Mund“ kam mir heute auf Trischen in den Sinn, als bei der morgendlichen Zugplanbeobachtung eine Besonderheit an der Insel vorbeiflog: Ein Pirol (Oriolus oriolus), im Volksmund auch Goldvogel genannt.
Schon mit Sonnenaufgang zeigte sich ein ausgesprochen guter Tag, um den Vogelzug auf Trischen zu erfassen. Viele Schafstelzen (Motacilla flava spec.) sowie Rauch-, Mehl- und Uferschwalben (Hirundo rustica, Delichon urbicum, Riparia riparia) überflogen die Insel in geringer Höhe. Auch einige Mauersegler (Apus apus) waren dabei und tauchten somit zum ersten Mal für diese Saison hier auf.
Meine Freude sollte aber noch übertroffen werden, als ein etwas größerer, drosselartiger Vogel über die Südspitze flog. Beim Blick durchs Fernglas blitzte mir ein grüngelber Bürzel entgegen, sogar der rötliche Schnabel und die gelben Unterflügel waren zu erkennen. Ein adrenalingeladener Griff zur Kamera und mir gelangen ein paar wenige schlechte Belegbilder von dem überfliegenden Pirol; anhand der Gefiederfärbung ein Weibchen oder junges Männchen.
Pirole überwintern in Afrika südlich der Sahara und sind nun auf dem Weg in ihre Brutgebiete. In Deutschland brüten etwa 31.000 bis 56.000 Brutpaare dieser Art. Nördlich von Deutschland gibt es sie nur in geringer Zahl.
Dass Pirole auf ihrer Reise auch auf Trischen gesehen werden, kommt äußerst selten vor. Bisher gibt es nur eine weitere Beobachtung eines lebendigen Vogels aus dem Jahr 1982. Ein wahrscheinlich vom Wanderfalken geschlagenes Individuum wurde 2007 gefunden.