Saisonabschluss auf Trischen

Völlig menschenleer liegt sie nun wieder da: Die Insel Trischen vor der Dithmarscher Küste in der Schutzzone 1 des Nationalparks Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer und im UNESCO Weltnaturerbe. Am Montag hat der Vogelwart die Insel verlassen. Er durfte von März bis Oktober als einziger menschlicher Bewohner dort leben und arbeiten. Die Hütte wartet nun Winter- und Sturmflut-sicher, verrammelt und verriegelt auf den nächsten Menschen in der neuen Saison.

An das Leben im Rhythmus von Tag und Nacht, Ebbe und Flut gewöhnt man sich schnell. Das Rauschen der Wellen und des Windes, das Trillern der Austernfischer und das Knistern im Watt, der Sand zwischen den Zehen und das Salz auf der Haut; all das prägt auf Trischen Tag für Tag. Sich zu entwöhnen, geht sicher nicht so schnell.

Doch wie jede Saison auf Trischen, ging auch diese Saison am 15. Oktober zu Ende. Wie allerdings sicherlich nicht jede Saison bei dem besten Wetter, das man sich nur vorstellen kann: über 20 °C, blauer Himmel, ein bisschen Dunst, aber strahlender Sonnenschein und kaum Wind – ein goldener Oktobertag. Bei diesem Wetter die Hütte winterfest und Sturmflut-sicher zu machen, schien fast paradox.

In den letzten Stunden wurde das Leben im Rhythmus der Gezeiten noch einmal richtig stressig, denn es gab einiges zu packen, zu fegen, zu verstauen, festzubinden und von der Insel zu schaffen. Und alles musste erledigt sein, bis das Wasser kam. Da blieb selbst für Fotos keine Zeit.

Der Abschied fiel mir wirklich ausgesprochen schwer, da ich die wilde Insel, die Perle im Wattenmeer fest in mein Herz geschlossen habe! Zusätzlich herrschte in den letzten Tagen ein sehr reges Zuggeschehen und auch einige für die Saison noch neue Vogelarten kamen hinzu. Absolutes Highlight war eine durchziehende Zwergammer (Emberiza pusilla), die nach zwei Individuen im Jahr 2014 der dritte Nachweis dieser Art auf Trischen war. Sie war damit die letzte neue und somit 183. Art der Trischen Saison 2018. Es hätte sicher noch einige spannende Beobachtungen geben können, doch ab Mitte Oktober wird es dann irgendwann wirklich ungemütlich im Wattenmeer und so bleiben die Vögel auf Trischen bis zum Beginn der nächsten Saison erst einmal wieder unbeobachtet.

Die Überfahrt ging gleich in den Meldorfer Hafen, wo die „Luise“, das Versorgungsboot, den Winter an Land verbringen wird. Für mich steht nun zunächst die Auswertung der vielen gesammelten Daten an und vielleicht können Sie auch außerhalb der Saison hin und wieder Interessante Trischen-Rück- oder Überblicke auf diesen Seiten nachlesen. Zumindest werden noch einige Informationen zur Artenliste, den Brutvögeln, „Trischen in Bildern“ im Laufe der nächsten Tage aktualisiert.

An dieser Stelle möchte ich mich aber erst einmal ganz herzlich bei Ihnen, den Leserinnen und Lesern des Trischen-Blogs für Ihr reges Interesse und die vielen herzlichen Gästebuch-Einträge bedanken und mich verabschieden. Es war mir stets eine große Freude, Ihnen virtuelle Inselbesuche zu ermöglichen und über die wilde Insel, ihre Vögel sowie das Inselleben zu berichten. Ich freue mich schon darauf, mich im nächsten Jahr wieder selbst zu den Lesern des Blogs zählen zu dürfen.

Auf Wiedersehen und alles Gute!

Ihr NABU-Naturschutzwart Jonas

Jonas

Naturschutzwart Trischen 2018