Herbstzug
Der Herbst ist die Zeit der reifenden Früchte, des bunten Laubes und auch der ziehenden Vögel. Abertausende Vögel fliegen nun Richtung Süden, um in wärmeren Gefilden zu überwintern. So ist Trischen derzeit nicht nur von tausenden Watvögeln bevölkert, die sich hier Fett anfressen, um hier zu überwintern oder noch weiter gen Afrika zu ziehen, sondern auch zeitweise voll von Singvögeln.
Den Vogelzug kann man hier auf Trischen gut beobachten. Zum einen, weil man freie Rundumsicht hat. Zum anderen, weil viele Vögel sich an der Küste orientieren. Je nach Länge des Zugweges unterscheidet man Lang-, Mittel- und Kurzstreckenzieher.
Bis nach Afrika
Die Langstreckenzieher fliegen dabei bis nach Afrika südlich der Sahara. Aufgrund des sehr langen Zugweges machten sie bereits im August den Anfang. Dazu gehört z. B. Rohrsänger, Trauer- und Grauschnäpper, Fitis, Schafstelze und die Schwalben. Den Zug der Rohrsänger bekommt man kaum mit, da sie nachts ziehen und tagsüber in der Vegetation versteckt nach Nahrung suchen. Ebenfalls nachts ziehen die Schnäpper. Doch da sie tagsüber in typischer Schnäppermanier Insekten fangen, bemerkt man ihren Durchzug an ihrem plötzlich gehäuften Auftreten, v. a. in Gebieten, wo man in der Brutzeit keine oder nur wenige gesehen hat. Ebenso verhält es sich mit dem Fitis (Phylloscopus trochilus). Schafstelzen (Motacilla flava) ziehen dagegen v. a. während des Tages. So lässt sich deren Durchzug direkt beobachten, wenn sie in kleinen oder größeren Trupps geradlinig unter „tslie“-Rufen nach Süd bzw. Südwest fliegen.
Ab Anfang September kamen dann Mittelstreckenzieher hinzu. Diese ziehen nur bis ins Mittelmeergebiet. Mönchsgrasmücke (Sylvia atricapilla) gehören z. B. dazu. Sie ziehen nur teilweise bis südlich der Sahara. Viele überwintern im Mittelmeergebiet oder bereits in England. Da sie auch Nachtzieher sind, sieht man sie tagsüber in Büschen nach den letzten Insekten oder Beeren suchen. Manch Vogel suchte aber auch in der Hütte nach Nahrung, fand nicht mehr selbst hinaus und musste händisch vor die Tür gebracht werden.
Ab ans Mittelmeer
Es folgen derzeit u. a. Zilpzalp (Phylloscopus collybita), Rotkehlchen (Erithacus rubecula) und erste Singdrosseln (Turdus philomelos), die es ebenfalls ans Mittelmeer zieht (Zilpzalpe teilweise bis in die Sahelzone). Auch die Stare (Sturnus vulgaris), von deren Zwischenzug ich im Juni berichtete, ziehen nun in die Überwinterungsgebiete.
Bloß nicht zu weit
Schließlich Kommen auch Kurzstreckenzieher durch. Zu diesen kann man viele Wiesenpieper (Anthus pratensis) zählen, da sie von der Nordseeküste bis zum Mittelmeer überwintern, wobei die hiesigen Brutvögel nach Südwesten ausweichen und skandinavische Brutvögel schon an der Nordsee halt machen. Zu dieser Zeit mischen sich auch immer mehr Strandpieper (Anthus petrosus) unter die Wiesenpieper. Sie zieht es an die Atlantikküste. Der Zug der Pieper lässt sich an der Küste besonders gut beobachten, da sie besonders vormittags in lockeren Trupps übers Grünland ziehen. An guten Zugtagen folgt dann Trupp auf Trupp.