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Alle Jahre wieder

Liebe LeserInnen,

wir alle kennen diese Tage oder Wochenenden, an denen wir immer das Gleiche vorhaben. Alle Jahre wieder, feiern wir unsere kleineren und größeren Traditionen an festgelegten Tagen. Mit der Familie oder mit Freunden gehen wir wandern, feiern, machen Musik oder treffen uns zu einem gemütlichen Abendessen. Am ersten Wochenende im Mai kommen jedes Jahr deutschlandweit Menschen zu so einer Tradition zusammen. Sie wollen an einem Tag so viele Vogelarten wie möglich entdecken: das Birdrace.

Auch freue mich jedes Jahr auf diesen Tag, an dem ich mit Freunden von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang auf dem Fahrrad durch Nordfriesland fahre. Der Tag beginnt damit, bei geöffnetem Küchenfenster nach draußen zu lauschen während auf dem Herd der Kaffee brodelt. Und meistens endet er damit, in der späten Dämmerung, nach einem gemeinsamen Essen und Bierchen unglaublich müde aber glücklich nach Hause zu radeln und ins Bett zu fallen.

In diesem Jahr läuft Alles etwas anders ab. Zum einen durften wir nur zwischen 5 und 22 Uhr racen, damit die Menschen mit Ausgangssperren keine Nachteile erfahren und man kann sich zu virtuellen Teams zusammenfinden um auch in Coronazeiten in Teams ungebremst den Vögeln „nachjagen“ zu können. 2582 Menschen waren gestern in 943 Teams dabei.

 

Und was war das für ein genialer Tag!

Nach den schweren Sturmtagen und kalten Wintertemperaturen der letzten Woche, war gestern der erste windstille Morgen mit milden Temperaturen und Sonne. Nur am Abend kam der Regen. Und los ging es dann auch mit gutem Kleinvogelzug und ein paar tollen Überraschungen. Insgesamt habe ich 52 Vogelarten gesehen, wovon 17 Singvögel waren. Morgens sang ein Fitis vom Hüttengeländer und das Sommergoldhähnchen kam so nahe, dass es fast auf meinem Schoß gelandet wäre.

Steinschmätzer, Ring- und Singdrossel, Garten- und Dorngrasmücke, Rotkehlchen und Zaunkönig hielten sich rund um die Hütte auf. Nachmittags ein weiteres Highlight: Ein Kranich flog über die Südspitze der Insel, drehte dann nach Westen ab und kam schön nahe der Hütte vorbei, verfolgt von Brandgänsen die den Kranich offensichtlich unheimlich fanden. Später dann doch noch ein Paar Spießenten und am Abend gleich drei Seeadler auf einmal. Die Gesamtartenliste finden Sie hier.

 

Ein Tag voller Überraschungen – das ist für mich Birdrace. Und manche Arten von denen man ganz genau weiß das sie vor Ort sind, sieht man dann den ganzen Tag nicht. Gestern war das für mich der Knutt. Zigmal habe ich die Wattflächen abgesucht, aber kein Knutt weit und breit. Und wer fliegt heute Morgen an der Hütte vorbei?

Sie können es sich denken.

 

 

Und nun?

Liebe LeserInnen,

ich denke jeder der in der Natur Tiere beobachtet hat kennt das. Man entdeckt etwas, ein Tier, kann es aber noch nicht genau sehen. Es hüpft im Gebüsch oder raschelt im Unterholz. Dann! Eine „Sekundenbeobachtung“ und das Objekt der Begierde ist weggeflogen oder abgetaucht oder einfach auf mysteriöse Weise plötzlich verschwunden. Eigentlich habe ich schon eine Idee was es für eine Tierart war, bin mir aber eben nicht so ganz sicher. Und nun? Was stelle ich mit so einer Beobachtung an?

ornitho

In der Vogelbeobachtung werden die Sichtungen gerne im zentralen Online-Forum „ornitho.de“ gemeldet. „Ornitho“ ist seit dem Jahr 2011 online und jeder kann sich anmelden, um die eigenen Vogelsichtungen dort einzutragen. Auch die auf Trischen aufgenommen Vogelsichtungen trage ich in Ornitho ein. Am Ende der Saison kann ich dann meine Daten dort abrufen und zusammenfassen. Aber auch andere Interessierte können meine Beobachtungen dort ansehen.

Aber was geschieht mit solchen Sekundenbeobachtungen? Und macht es denn Sinn das Rotkehlchen in meinem Garten immer wieder auf ornitho zu melden? Und ist das Forum was für mich, oder doch eher für professionelle Beobachter?

Diese und andere Fragen habe ich an Martin Kühn gestellt. Martin ist für die Kreise Nordfriesland und Dithmarschen Regionalkoordinator bei ornitho. Wenn ich auf Trischen Beobachtungen mache, bei denen ich mir nicht ganz sicher bin, dann rufe ich ihn an. Heute aber habe ich ihn angerufen, um mit ihm über ornitho und „Sekundenbeobachtungen“ zu sprechen:

Und dann kamen die Beiden doch noch einmal zurück und ich konnte sie wunderbar beobachten…

 

die Saison geht weiter

Liebe LeserInnen,

seit vorgestern weile ich wieder auf Trischen. Am Montag konnte ich gemeinsam mit meinem Mann René, der mich ein paar Tage nach Trischen begleitet, von Büsum aus übersetzen. Diesmal fährt uns Patrick, mit der „See-Eule“ des ITAW. Die Überfahrt ist wunderbar, bei sehr ruhiger See und strahlendem Sonnenschein.

Kurz vor Hochwasser, gegen 12 Uhr, legen wir an der Südspitze an und gehen zur Hütte. Nach einer kleinen Kaffeepause gehen wir gemeinsam zurück zum Anlegeplatz, die leeren Wasserkanister für die nächste Versorgungsfahrt dabei. Das Wasser ist schneller abgelaufen, als wir erwartet haben. Die „See-Eule“ sitzt schon ein klein wenig auf Grund, bewegt sich aber noch. Mit aller Kraft versuchen wir sie in tiefere Bereiche zu schieben. Ein Wettlauf gegen die Zeit, denn mit jeder Minute zieht sich das Wasser weiter zurück. Nach etwa 15 Minuten wird klar: Das wird nichts mehr, Patrick muss bis zum nächsten Hochwasser bleiben. Das bedeutet etwa 10 Stunden warten. Im Wattenmeer haben eben immer die Gezeiten das letzte Wort.

Nach einer ersten Inspektion des Strandes und der Vogelwelt, endet der Tag ganz gemütlich in der Hütte und einem nächtlichen Spaziergang zur Südspitze. Bei absolutem Vollmond ist die „See-Eule“ schließlich gegen 23:30 Uhr gut losgekommen und unerwartet spät ging der erste Tag für uns zu Ende.

Nach zwei Wochen hat sich auf Trischen einiges verändert. Die ersten Seeschwalben sind angekommen und bereichern die Geräuschkulisse der Insel. Außerdem flitzen jetzt jeden Tag Rauchschwalben flach über die Wiesen. Die Rotschenkel, Brandgänse und Möwen balzen fleißig und auch die Austernfischer stehen jetzt überall schon als Paare zusammen.

Fast täglich kommt auch der Seeadler vorbei. Seine Präsenz wird durch das Auffliegen aller Vögel angekündigt, so dass ich oft erst den Trubel höre und ihn dann erst im riesigen Vogelschwarm entdecke. Heute hatte ich das Glück, den wohl gefährlichsten Prädator der Insel gut vor die Kamera zu bekommen.

kurze Werbepause

Liebe LeserInnen,

heute Morgen gab es für mich Gute und Schlechte Neuigkeiten zugleich. Die Schlechte: Die Schleuse bleibt mindestens bis zum 15. Mai geschlossen. Die Gute: Es gibt eine Vertretung für Axel. Patrick wird mich voraussichtlich am Montag (so denn das Wetter mitspielt) von Büsum aus nach Trischen bringen und mich so lange dort versorgen, bis die Schleuse irgendwann wieder aufmacht. Patrick arbeitet für das ITAW (Institut für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung) in Büsum, die sich netterweise bereit erklärt haben für Trischen auszuhelfen. Vielen Dank dafür!

Und bis dahin möchte ich hier für zwei Spannende Veranstaltungen werben, an denen Jeder, der Interesse hat teilnehmen kann.

 

Vögel und Klimawandel

Am Mittwoch, den 21. April von 20:00 – 21:00 (Eintritt ab 19:30 Uhr) wird online ein Vortrag gezeigt. Die Teilnahme ist kostenlos.

Der Klimawande hinterlässt auch in der Vogelwelt seine Spuren. Verändertes Zugverhalten führt bei vielen Arten zu verlängerten Aufenthaltszeiten im Brutgebiet. Manche Kurzstreckenzieher werden immer mehr zu Standvögeln, viele Wasservogelarten verschieben ihre Winterareale nordwärts. Veränderungen bei Nahrungsangebot und -qualität haben Auswirkungen auf den Bruterfolg und die Bestände vieler Vogelarten. Der Vortragende, Franz Bairlein ist vielfach ausgezeichneter Ornithologe und unter anderem ehemaliger Präsident der Deutschen Ornithologischen Gesellschaft.

Zoomlink: https://us02web.zoom.us/j/82238856156?pwd=OUdERTI0MUIvamR4aXBldTlIcUJqQT09

 

Weniger ist Meer

Am Donnerstag, den 22. April um 19:30 Uhr wird das Prokjekt „Weniger ist Meer“ vorgestellt. Mikroplastik kennt jeder, aber kaum jemand hat es schon mal mit eigenen Augen gesehen. Das wollen Caro und Lauren ändern indem sie das Mikroplastik selber aus dem Wasser fischen, gemeinsam mit vielen Menschen genau hinsehen und dem Problem nachgehen. Auch Trischen ist im Sommer eventuell dabei. Wir haben angedacht bei einer Versorgungsfahrt auch vor der Insel nach Mikroplastik zu „fischen“. Aber jetzt erst einmal der lang ersehnte Auftakt – viel Spaß dabei!



Hier einschalten:

            www.weniger-ist-meer.com

                    >> „Hier gehts zum Webinar“

                            >> unterer Link „Treten Sie über Ihren Browser bei“

                                    >> Name und E-Mail eintragen

und schon seid ihr dabei!!!

Zwangspause

Nach etwa zwei Wochen auf dem schönen Trischen muss ich nun doch noch einmal die Insel verlassen. Seit Samstag Abend bin ich wieder zuhause. Der Grund ist eine Verlängerung der Bauarbeiten an der Meldorfer Hafenschleuse. Die „Luise“ kann also den Hafen nicht verlassen und mir wären in ein paar Tagen dann eben Wasser und Lebensmittel ausgegangen. Wir hatten am Freitag davon erfahren und nach langem Überlegen und durchdenken aller Möglichkeiten entschieden, dass es für mich sicherer ist erst einmal wieder nach Hause zu fahren.

Am Samstag bin ich dann also mit kleinem Gepäck und sehr schwerem Herzen bis an die Nordspitze von Trischen gelaufen. Dort ist das Fahrwasser etwas tiefer als an der Südspitze, wo wir normalerweise anlegen. Abgeholt wurde ich von der „Egidora“, einem Forschungskatamaran des FTZ (Forschungs- und Technologiezentrum der Christian-Albrechts-Universität Kiel). Diese hatte ein kleines Schlauchboot dabei, welches bis zum Strand fahren konnte.

Wann und wie es nun genau weitergeht, entscheidet sich voraussichtlich kommende Woche. Ich hoffe nur sehr das meine Zwangspause schnell endet und sie dann für die restliche Saison meine einzige Pause bleiben wird.

Also machen mir die immer noch recht frostigen Temperaturen in Schleswig-Holstein gar nichts aus, da diese den Kleinvogelzug noch stark ausbremsen, den ich so gerne einmal auf Trischen erleben wollte. Und in der Zwischenzeit beobachte ich die Brutvögel in meinem Garten, das Gerangel der Stare um die Nistkästen, das emsige herbei schleppen von Nistmaterial bei den Feldsperlingen, die Bachstelzen und Ringeltauben auf dem Rasen und die singenden Meisen und Zaunkönige in den Büschen und Bäumen.

Zum Glück kennt die Vogelbeobachtung keine Grenzen und geschlossenen Schleusentore – das geht einfach immer und überall!

Eure Anne