Jakob Wildraut Beiträge

Land unter

Moin liebe Blogleser:innen,

leider gibt es schlechte Nachrichten von der Insel. Seit Tagen ist es sehr windig hier oben. Der beständige Wind drückt das Wasser in die Deutsche Bucht, das führt zu ungewöhnlich hohen Wasserständen. Am vergangenen Sonntag hat sich die Lage dann zugespitzt, die Wasserstände waren bis zu einem Meter über dem normalen Pegel. Zu hoch für Trischen, große Teile der Insel standen unter Wasser. Der breite Strand war verschwunden, das Wasser hat fast überall bis an die Dünen gereicht. Die Salzwiesen waren flächig überschwemmt. Die Brutvögel hat das zu einem ungünstigen Zeitpunkt erwischt. Stundenlang musste ich mit ansehen wie vor allem die Flussseeschwalben und die Lachmöwen in großer Aufregung in der Luft über ihren Kolonien standen. Ein paar der Gelege der Flussseeschwalben vor meiner Hütte hatte ich in den letzten Wochen mit Stecken markiert, diese Stecken ragten nun nur noch etwa zur Hälfte aus dem Wasser heraus, kein gutes Zeichen. Die beiden Arten hatten, soweit ich es beobachten konnte, noch keine Küken, es lagen wohl noch hauptsächlich Eier in den Nestern, die das Wasser mit sich gerissen hat. Andere Arten, bei denen der Nachwuchs schon geschlüpft war hatten wohl etwas bessere Karten, sie konnten sich teilweise mit dem Nachwuchs in höhere Bereiche retten. Vor der Hütte saß ein Rotschenkel der seine Jungen unter seine Flügel nahm und so vor Kälte und Nässe schützte.

Gestern bin ich dann die Insel abgelaufen um zu sehen was das Unglück angerichtet hatte. In der Seeschwalben- und Lachmöwenkolonie waren die meisten Gelege leer, nur ein paar wenige Eier lagen noch an ihrem Platz. Am Strand konnte ich eine verendete Trauerente und eine Trottellumme finden, Arten, die an sich weiter draußen auf dem Meer leben, die das Unwetter aber nicht überstanden haben und bei mir angekommen sind. In der Zwergseeschwalbenkolonie, die es auch getroffen haben dürfte, waren ungewöhnlich viele Vögel anwesend, um die 120 Tiere. Ich gehe davon aus, das anderswo Kolonien abgesoffen sind, und dass sich die Vögel nun auf Trischen gesammelt haben.

Ein Rotschenkel trotzt mit seinem Nachwuchs dem Sturm

Ich hoffe, dass einige der betroffenen Brutpaare einen weiteren Versuch starten und ein Nachgelege versuchen. Für viele Arten hier auf der Insel dürfte der Schaden ansonsten imens sein, hunderte Paare haben ihre Brut für ein Jahr verloren. Heute waren die Wasserstände wieder sehr hoch, nicht so schlimm wie am Sonntag, aber die Salzwiesen und der Strand waren wieder flächig überschwemmt. Ab morgen soll es endlich wieder ruhiger werden.

Viele Grüße,

Jakob

Trischen International Teil 2

Moin liebe Blogleser:innen,

heute geht es mal wieder um Vogelringe. Ein Teil meiner Arbeit besteht im Ablesen bereits beringter Vögel (LINK). Diese Tätigkeit ist in den letzten Wochen zu meiner Lieblingsbeschäftigung und zu einem Nebenprojekt geworden. Ich war nicht untätig und stehe schon bei über 500 Ablesungen.

Hier auf der Insel werden bald die Löffler, Silber- und Heringsmöwen beringt, ich freue mich sehr darauf. 2014 war ich während meines FÖJs in Friedrichskoog bei der Löfflerberingung auf Trischen dabei, ein tolles Erlebnis. Mit drei der Vögel, die ich damals als Küken sehen und vielleicht auch einfangen durfte, gab es jetzt nach zehn Jahren ein Wiedersehen an ihrem Schlupfort. Ich konnte ihre Ringcodes in den letzten Tagen ablesen.

Neue Vögel aus Norddeutschland waren auch dabei. Der Löffler ist noch relativ frisch als Brutvogel im Wattenmeer, seit 2000 brütet er in Schleswig-Holstein und außerdem auf mittlweile sieben Inseln und Halligen. Ich hatte vor kurzem einen Löffler von Hallig Oland, einer von Hallig Südfall war auch schon vertreten. Die Kolonien hier an der Westküste tauschen sich also aus. Eine der hier brütenden Silbermöwen stammt weit aus dem Nordosten, von Hiddensee. Eine weitere kommt von der Hallig Nordstrandischmoor, außerdem ist eine Silbermöwe aus Schleswig immer wieder vor meiner Kamerafalle herumgelaufen. Der Sandregenpfeifer, über den ich bereits berichtet hatte, hat übrigens wieder auf Trischen gebrütet, sein Gelege lag unweit der Hütte unter einem Plastikeimer.

Silbermöwe H40W – treuer Gast vor der Kamerafalle

Und jetzt wird es wieder international: Zu den internationalen Gästen kam ein Alpenstrandläufer, der in Wales beringt wurde hinzu, eine Heringsmöwe die aus der Nähe von Rotterdam stammt, Löffler vom Ijsselmeer, von Schiermonnikoog und Terschelling und zwei besonders tolle Sanderlinge: Der eine der beiden wurde 2017 in Hampshire, genauer am Strand von Mengham beringt. Dort blieb er den Winter über, wurde noch einige Male abgelesen und dann im April 2018 von Jonas Kotlarz, einem meiner Vorgänger, hier auf Trischen am Südstrand wiederentdeckt. Dort blieb er für mindestens drei Tage, um dann im August wieder in Hampshire aufzutauchen. Seither wird er jährlich im Süden von England beobachtet. Wieder im April, allerdings sechs Jahre später, saß der Vogel plötzlich wieder vor dem Vogelwart von Trischen, und zwar wieder am Südstrand. Ich habe mich riesig gefreut, einen Sanderling zu finden, der ein Stammgast auf Trischen zu sein scheint. Zwei Wochen später konnte ich ihn noch einmal beobachten.

Gestern war ich für die Springtidenzählung an der Südspitze unterwegs, hier rasten zu Hochwasser immer viele Arten von Watvögeln. Beim Zählen fielen mir die bunten Beine an einem hin- und herrennenden Sanderling auf –  ein beringter Vogel! Ich konnte Fotos durch mein Spektiv machen und so den Code ablesen. Kaum eingetragen auf der Meldeplattform kam auch das Ergebnis: Der Vogel wurde 2020 im Osten Grönlands beringt. Ich musste sofort an meinen Freund Benoît aus dem Elsass denken, wir zählen jeden Winter gemeinsam die Wasservögel am Rhein und Benoît reist jährlich für Forschungseinsätze nach Grönland. Ich schrieb ihm also eine Mail, dass ich einen grönlandischen Vogel entdeckt hatte und heute kam direkt die Antwort: Mit zwei Kollegen hat er seit 2010 an die 1.400 Sanderlinge im Nordosten Grönlands beringt. Ich habe also einen Vogel gesehen, den ein Bekannter von mir vermutlich schon in den Händen hatte, allerdings 2.650 km entfernt. Wie klein die Welt doch ist.

Die Herkunft des Sanderlings

In den nächsten Wochen werden die Zugvögel weniger, sie sind in ihren Brutgebieten im hohen Norden eingetroffen. Ich muss mich mit dem Ablesen der hier ansässigen Vögel begnügen. Aber ich freue mich jetzt schon sehr auf die Rückkehr der nordischen Zugvögel, die dann zahlreich und hoffentlich mit vielen Ringen an den Beinen wieder hier auftauchen werden.

Viele Grüße,

Jakob

Ungebetene Gäste Teil 2

Moin liebe Blogleser:innen,

leider war die Geschichte mit den Nagern auf Trischen nach dem Fund der Spuren am Strand doch noch nicht vorbei. Einige Tage später fand ich Bauten im Treibsel auf der Südspitze. Diese sahen dann doch verdächtig nach Wanderratten aus, und die Lage wurde wieder brisant. Das Nationalparkteam reagierte sofort und lieferte mir zwei Kamerafallen über meine nächste Versorgungsfahrt. Diese stellte ich an den Eingängen der Bauten auf und schnell zeigte sich ein erstes Ergebnis: In der Nacht kam eine große Wanderratte aus dem Bau. Nun war klar, dass auf Trischen eine akute Bedrohungslage herrschte. Es bestand dringender Handlungsbedarf, um die gerade mit dem Brüten beginnenden Vögel zu schützen. Die Wanderratte ist eine invasive Art und in Deutschland nicht heimisch. Sie stellt weltweit eine der größten Gefahren für Seevögel auf Inseln dar. Die Populationen der Wanderratte in Norddeutschland wachsen, sie besiedelt mittlerweile viele Inseln und Halligen im Wattenmeer.

Die wohl erste und hoffentlich letzte Wanderratte auf Trischen

In den nächsten Tagen behielt ich die Ergebnisse der Kamerafallen im Auge, suchte verstärkt nach Spuren im Sand und nach weiteren Bauten. Die Rattenaktivität konzentrierte sich auf einen kleinen Bereich auf der Südspitze, mit wenigen Ausnahmen von Spuren am Weststrand der Insel. Auf den Kamerafotos war ausschließlich eine männliche Ratte zu sehen, ich fand insgesamt fünf Baueingänge. Die Chancen standen gut, dass sich nur eine einzelne Ratte auf der Insel aufhielt. Sicherheit bestand jedoch nicht. Die Rattensuche wurde intensiviert, um auszuschließen, dass sich eine möglicherweise vorhandene Population durch das zunehmende Nahrungsangebot mit Küken und Eiern noch weiter vermehren konnte. Als nächster Schritt wurden Fallen und ein Nachtsichtgerät auf die Insel gebracht. Nun galt es, tagsüber die Fallen zu kontrollieren und nachts mit dem Nachtsichtgerät nach der Ratte zu suchen. Und tatsächlich: In meiner ersten Nachtschicht konnte ich eine Ratte in wenigen Metern Entfernung in der Düne beobachten. Nach einem kurzen Anblick war sie aber verschwunden. Leider blieben die Fallen leer, auch in den kommenden Tagen, weshalb verschärfte Maßnahmen notwendig wurden.

Die Baueingänge der Ratte

Ich bekam in Abstimmung mit der Nationalparkverwaltung Besuch und professionelle Unterstützung durch zwei spezialisierte Biologen, die mit dem Versorgungsschiff anreisten und mir für drei Nächte Gesellschaft auf der Insel leisteten. Am dritten Tag fanden wir einen frischen Rattenbau. Innen bot sich ein erschreckendes Bild: Im verzweigten Bau der Ratte fanden sich diverse Depotkammern mit Beute: ein Kiebitzregenpfeifer, ein Knutt, drei Steinwälzer, ca. zehn Alpenstrandläufer, diverse Singvögel und weitere Überreste von Vögeln, zudem sieben Eier von Silber-/Heringsmöwen. Ein Möwenei dieser Arten wiegt etwa 92 Gramm, ein Hühnerei zum Vergleich etwa 45 Gramm. Wanderratten sind also ziemlich kräftig und können große Beute machen. Wohlgemerkt ist diese Masse an Beute einer einzigen Ratte zuzurechnen. Eindrücke davon, welche Schäden die Säuger bei Brutvögeln anrichten können, findet ihr in folgenden Videos: LINK; LINK. Kurz vor Abreise meiner Kollegen konnte die Ratte entnommen werden. Unser Eindruck war weiterhin, dass es sich um die einzige Ratte auf der Insel handelte. Damit ist Trischen jetzt vermeintlich wieder rattenfrei, ein Glück!

Die Fallen sind abgebaut, meine Sonder-Nachtschichten sind vorbei und die Vögel haben wieder ihre Ruhe. Zu den bisherigen Aufgaben als Vogelwart ist für mich und für meine Nachfolger:innen nunmehr wichtig, noch intensiver nach Spuren der Nager Ausschau zu halten und auf Bauten zu achten. Wir bleiben hier wachsam und gegebenenfalls muss wieder reagiert werden, damit Trischen der sichere Brutplatz bleibt, der er ist.

Viele Grüße,

Jakob

Trischen und der Klimawandel

Liebe Blogleser:innen,

eines der größten Probleme in unserer Zeit ist der menschengemachte Klimwandel. Er bedroht und vernichtet natürliche Ökosysteme und führt zu Bestandsrückgängen wildlebender Arten bis zu ihrem vollständigen Aussterben. Hier bildet Trischen keine Ausnahme.

Der Anstieg des Meeresspiegels bedroht die Insel, das liegt auf der Hand. Trischen ist keine Insel im klassischen Sinne, sondern vielmehr eine verlandete Sandbank. Das Eiland ist nicht besonders hoch und wird heute schon regelmäßig überflutet. Die Salzwiesen könnten im Zuge erhöhter Wasserstände schrumpfen und je nach Szenario sogar ganz verloren gehen. Das Problem beschränkt sich hierbei nicht nur auf Trischen, sondern betrifft das gesamte Wattenmeer. Von hinten wird die Salzwiese von Deichen begrenzt, von vorn rückt das Meer näher, die Pflanzen haben keinen Raum, um auszuweichen. Ein einzigartiger Lebensraum ist in Gefahr, denn in den Salzwiesen finden sich viele spezialisierte Pflanzen- und Insektenarten, zudem brüten hier tausende Vögel. Auch der Strand und die Dünen sind vom Klimawandel bedroht, ihre Fläche kann ebenso abnehmen. Zudem würden bei erhöhten Wasserständen große Teile der Wattflächen vermehrt unter Wasser stehen, das Wattenmeer würde kleiner werden. Das würde eine Verringerung der Fläche für die hier rastenden Zugvögel darstellen, sie benötigen den freiliegenden Meeresboden um sich für Ihren Zug zu stärken.

Eine Überflutung auf Trischen

In den letzten Jahren haben die Überflutungen im Frühjahr und im Sommer zugenommen. Mein Versorger Axel hat mir kürzlich bei einem seiner Besuche auf der Insel erzählt, dass er sich nicht erinnern kann, dass es in seiner Kindheit hier an der Küste solche Ereignisse gab. Die Wetterlage wird unbeständiger, das System ist aus dem Gleichgewicht geraten. Salzwiesen werden bei den Sturmfluten überflutet, und die hier brütenden Vögel verlieren ihre Eier und Küken. Auf Trischen ist das im vergangenen Jahr passiert (LINK). Bei einer Überflutung können sich dramatische Szenen abspielen, ganze Kolonien werden einfach weggespült. Ich hoffe, dass mir dieser Anblick in diesem Jahr erspart bleibt und, dass die Vögel hier auf Trischen sichere Plätze haben.

Mit dem Klimawandel verändern sich Lebensräume und das Ökosystem. Manche Arten leiden darunter, andere profitieren auch. So wurde auf Trischen in 2022 der Kastweißling nachgewiesen, ein Schmetterling in Ausbreitung, seit 2020 in Schleswig-Holstein vorkommend (LINK). Ein weiteres Beispiel für eine Art, die mit dem Klimawandel nach Trischen gekommen ist, ist der invasive Einsiedlerkrebs Pagurus longicarpus, den Till 2022 hier gefunden hat (LINK). Invasive Arten können zur Konkurrenz und Bedrohung für heimische Arten werden.

Auch auf die Zugvögel hat der Klimwandel einen Einfluss. Für viele Arten ist nachgewiesen, dass sich der Zug zeitlich verschiebt, einige Arten erreichen uns im Frühling deutlich zeitiger als noch vor ein paar Jahrzehnten. Manche Arten überwintern zunehmend bei uns und lassen den Zug in wärmere Gefilde gleich ganz bleiben. Ein anschauliches Beispiel, wie der ausgeglichene Zustand des Ökoystems durch den Klimawandel angegriffen wird, ist der Knutt, eine Limikole die auch hier rund um Trischen rastet. Er brütet in der Arktis und rastet im Wattenmeer, um sich für den weiten Weg zu stärken. Durch die Erwärmung des Klimas verschieben sich die Lebenszyklen seiner Beute in den Brutgebieten, kleine Insekten. Die Insektenlarven entwickeln sich bereits bevor die jungen Knutts schlüpfen, vor einigen Jahren schlüpfte der Nachwuchs zeitgleich. Durch das verringerte Nahrungsangebot sind die Jungvögel in ihrer Entwicklung deutlich eingeschränkt.

Über die negativen Folgen und Gefahren des menschengemachten Klimawandels ist schon viel geschrieben und gesprochen worden. Hier im Nationalpark sind die Auswirkungen heute schon spürbar und sichtbar. Mögliche Szenarien wirken bedrohlich für den Lebensraum im Wattenmeer und auf Trischen. Eine Nordseeküste ohne Salzwiesen, Wattflächen, tausende von Vögeln und ohne Trischen möchte ich mir nicht vorstellen.

Viele Grüße,

Jakob

Vogelrennen 2024

Moin liebe Blogleser:innen,

gestern war es endlich wieder so weit, der DDA (Dachverband Deutscher Avifaunisten) hat das jährlich stattfinde Birdrace, den Tag der Vogelartenvielfalt, ausgerichtet. In ganz Deutschland gingen Teams an den Start, um zu versuchen, innerhalb von 24 Stunden so viele Vogelarten wie möglich zu beobachten. Dabei sind die Teams meist in einem Landkreis unterwegs, manche mit dem Auto, viele mit dem Rad und einige auch zu Fuß. Die letzten acht Jahre war ich mit meinem Team in Freiburg und im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald unterwegs, um Auerhuhn und Ringdrossel im Schwarzwald, Bienenfresser und Wiedehopf am Kaiserstuhl zu suchen. Dieses Jahr war jetzt alles etwas anders. Seit Corona ist es möglich, die Ergebnisse als virtuelles Team zusammenzuzählen und dieses Jahr haben wir diese Gelegenheit genutzt. Mareike und David waren am dithmarscher Festland unterwegs, Hannah in unserer Heimat im Süden und ich hier auf Trischen.

Der Start an der Hütte

Am Vortag konnte ich schon gegen 21 Uhr schlafen, so ausgeschlafen war ich noch nie bei einem Birdrace. Um 5:30 Uhr ging es dann los auf Trischen, da hatte mein Team am Festland schon die ersten 14 Arten beobachtet. Den Start bei mir machten Singdrossel und Fitis, beide nicht alltäglich hier, aber auch nicht allzu selten. Die üblichen Brut- und Rastvögel kamen schnell zusammen und eine Stunde später waren wir als Team schon bei 50 Arten. Auf Trischen wurde es dann aber recht schnell ruhig, die Standardarten waren abgehakt, Ausnahmen blieben aus und das Lockgebüsch sehr leer. Ich fing langsam an mir Sorgen zu machen. Dann aber eine Überraschung, aus der Hütte heraus hörte ich eine singende Türkentaube, die eine Weile auf dem Dach saß, das war ein kleiner Energieschub. Für mich war es Zeit die Hütte zu verlassen, ich habe mein Glück in der Salzwiese versucht, um Rohrammer, Bekassine oder andere, schwerer zu findende Arten zu suchen, leider ohne Erolg. Deshalb machte ich mich auf zur Südspitze, das Hochwasser stand an. Leider blieb der Wasserstand sehr niedrig, dadurch hielten sich nur wenige Watvögel am Hochwasserrastplatz auf. Also war für mich Rückzug angesagt, auf dem Weg sah ich immerhin einen Merlin. Das Wetter war herrlich, also nutzte ich den Mittag, um an der Hütte zu sitzen, auf ziehende Greifvögel zu warten und die Sonne zu genießen. Nach drei Stunden wurde das Warten mit einer durchziehenden Kornweihe belohnt. Dann kam Axel auf eine kurze Stippvisite vorbei, um mir Wasser, Post und Lebensmittel zu liefern. Im Watt um das Boot gab es dann die ersten Knutts, Dunkelwasserläufer und Rauchschwalben des Tages. Ich wechselte zur Nordspitze, um die Mantelmöwe abzuhaken. Beim Absuchen des spiegelglatten Wassers bot sich dann ein ungefiedertes Highlight: meine erste Schweinswal-Sichtung dieses Jahr! Das Tier ließ sich in einiger Distanz vor dem Weststrand immer mal wieder beim Auf- und Abtauchen beobachten. Danach ist nicht mehr viel passiert, zwei Brandseeschwalben patroullierten noch den Strand, zwei Graureiher landeten in der Salzwiese der Ostspitze und ein Flussuferläufer rief in der Dämmerung aus der Südostbucht. Um 21:30 Uhr war dann Feierabend.

 

Am Ende stand ich bei 46 Arten, kein schlechtes Ergebnis für Trischen, ich bin zufrieden. Als Team konnten wir 149 Arten beobachten, das ist auch ein gutes Ergebnis! So ganz alleine am Birdrace teilzunehmen war eine neue Erfahrung für mich, meine Teamkolleg:innen haben mir gefehlt. Von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang draußen zu sein und zu Vögel zu beobachten, macht großen Spaß, kann aber auch sehr müde machen. Da ist es gut, in motivierender Gesellschaft zu sein. Außerdem sieht und hört man als Team mehr. Ich war den Tag über immer wieder telefonisch und per Chat in Kontakt mit meinem Team. Wir haben uns über neue Sichtungen ausgetauscht und so unsere Erlebnisse geteilt und die Motivation hoch gehalten.

Außerdem hatte ich viel Kontakt mit Kilian, dem Vogelwart von Scharhörn, der Insel hier nebenan. Er hat auch am Birdrace teilgenommen und wir haben immer mal wieder versucht, uns ziehende Vögel anzusagen. Zwei Höckerschwäne, die er und sein Team auf Scharhörn sehen konnten, kamen wenig später tatsächlich auf Trischen an, rasteten in der Bucht und bereicherten meine Artenliste.

Warten auf die Kornweihe

So war es ein schöner Tag auf Trischen und ein spannendes Birdrace! Einige der Arten, die ich gestern auf meine Liste schreiben durfte, werde ich wohl nicht noch einmal bei einem Birdrace sehen. Ich freue mich jetzt schon aufs nächste Jahr und empfehle allen, die Spaß an der Vogelbeobachtung haben, einmal selbst am Birdrace teilzunehmen!

Viele Grüße von Trischen

Jakob