Land unter

Moin liebe Blogleser:innen,

leider gibt es schlechte Nachrichten von der Insel. Seit Tagen ist es sehr windig hier oben. Der beständige Wind drückt das Wasser in die Deutsche Bucht, das führt zu ungewöhnlich hohen Wasserständen. Am vergangenen Sonntag hat sich die Lage dann zugespitzt, die Wasserstände waren bis zu einem Meter über dem normalen Pegel. Zu hoch für Trischen, große Teile der Insel standen unter Wasser. Der breite Strand war verschwunden, das Wasser hat fast überall bis an die Dünen gereicht. Die Salzwiesen waren flächig überschwemmt. Die Brutvögel hat das zu einem ungünstigen Zeitpunkt erwischt. Stundenlang musste ich mit ansehen wie vor allem die Flussseeschwalben und die Lachmöwen in großer Aufregung in der Luft über ihren Kolonien standen. Ein paar der Gelege der Flussseeschwalben vor meiner Hütte hatte ich in den letzten Wochen mit Stecken markiert, diese Stecken ragten nun nur noch etwa zur Hälfte aus dem Wasser heraus, kein gutes Zeichen. Die beiden Arten hatten, soweit ich es beobachten konnte, noch keine Küken, es lagen wohl noch hauptsächlich Eier in den Nestern, die das Wasser mit sich gerissen hat. Andere Arten, bei denen der Nachwuchs schon geschlüpft war hatten wohl etwas bessere Karten, sie konnten sich teilweise mit dem Nachwuchs in höhere Bereiche retten. Vor der Hütte saß ein Rotschenkel der seine Jungen unter seine Flügel nahm und so vor Kälte und Nässe schützte.

Gestern bin ich dann die Insel abgelaufen um zu sehen was das Unglück angerichtet hatte. In der Seeschwalben- und Lachmöwenkolonie waren die meisten Gelege leer, nur ein paar wenige Eier lagen noch an ihrem Platz. Am Strand konnte ich eine verendete Trauerente und eine Trottellumme finden, Arten, die an sich weiter draußen auf dem Meer leben, die das Unwetter aber nicht überstanden haben und bei mir angekommen sind. In der Zwergseeschwalbenkolonie, die es auch getroffen haben dürfte, waren ungewöhnlich viele Vögel anwesend, um die 120 Tiere. Ich gehe davon aus, das anderswo Kolonien abgesoffen sind, und dass sich die Vögel nun auf Trischen gesammelt haben.

Ein Rotschenkel trotzt mit seinem Nachwuchs dem Sturm

Ich hoffe, dass einige der betroffenen Brutpaare einen weiteren Versuch starten und ein Nachgelege versuchen. Für viele Arten hier auf der Insel dürfte der Schaden ansonsten imens sein, hunderte Paare haben ihre Brut für ein Jahr verloren. Heute waren die Wasserstände wieder sehr hoch, nicht so schlimm wie am Sonntag, aber die Salzwiesen und der Strand waren wieder flächig überschwemmt. Ab morgen soll es endlich wieder ruhiger werden.

Viele Grüße,

Jakob