NABU-GAP-Ticker: Die Grüne Architektur optimal nutzen: NABU-Studie zeigt enormen Bedarf auf

12. April 2019. Das Artensterben kann gestoppt werden, wenn die Gelder der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) anders verteilt werden und – statt pauschaler Zahlungen pro Hektar – deutlich mehr in Naturschutz-Maßnahmen investiert wird. Das ist das Ergebnis einer neuen Studie, die der NABU beim Institut für Agrarökologie und Biodiversität (ifab Mannheim) in Auftrag gegeben hat.

Die von der Kommission am 1. Juni 2018 veröffentlichten Vorschläge für eine neue GAP nach 2020 sieht vor, dass die Mitgliedsstaaten nationale Strategiepläne vorlegen, in denen festgelegt wird, wie sie ihre gesteckten Ziele erreichen wollen. Eines der von der Kommission genannten spezifischen Ziele der GAP nach 2020 ist der Erhalt und Schutz von Biodiversität.

Die Autoren der NABU-Studie haben nun eine Bedarfsanalyse für die Erreichung des Zielwertes der Biodiversität in der Agrarlandschaft in Deutschland vorgenommen. Sie haben also untersucht, welche Maßnahmen und welcher Maßnahmenumfang nötig sind, um die Biodiversitätsziele zu erreichen. Sie liefern Vorschläge, wie diese Maßnahmen mit den Instrumenten der zukünftigen Agrarpolitik in Deutschland umgesetzt werden könnten und ermitteln den Umfang der Kosten. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf dem neuen Instrument der Eco-Schemes.

Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass etwa 18 Prozent des Ackerlands und 28 Prozent des Grünlands unter den Maßnahmen der Eco-Schemes bewirtschaftet werden müssten. Dies können beispielsweise mehrjährige Blühflächen, Brachen, Lichtäcker oder extensives Grünland sein, welche mit 300 bis 750 Euro pro Hektar entlohnt werden, ferner auch der Ökolandbau. Dies würde nach Hochrechnung der Autoren etwa 2,4 Milliarden Euro kosten, was etwa 50 Prozent der bisherigen Zahlungen in der ersten Säule umfasst. Zusätzlich müssen unter der Konditionalität anspruchsvollere Regeln gelten als unter dem bisherigen Cross Compliance/Greening. So sollten statt fünf in Zukunft mindestens sieben Prozent der Betriebsfläche für produktionsfreie Ökologische Vorrangflächen gesichert werden. Der NABU fordert hier seit jeher 10 Prozent.

Anspruchsvollere Naturschutzmaßnahmen sollen weiterhin über die Agrarumwelt- und Klimamaßnahmen (AUKM) in der zweiten Säule gefördert werden, allerdings sind sie laut Autoren auf einer größeren Fläche umzusetzen als bisher, um wirklich wirksam für die Förderung der Biodiversität zu sein.

Weitere Infos dazu hier, und für Neugierige hier die ganze Studie zum Download.

Wie geht es weiter?

Am kommenden Montag, den 15. April, wird sich der Rat der EU-Agrarminister in Luxemburg treffen. Unter anderem wird dort natürlich wie immer über die GAP-Reform beraten, wobei diesmal die Grüne Architektur endlich konkreter thematisiert werden soll (gesamtes Programm).

Die rumänische Präsidentschaft hat zur Vorbereitung auf die Sitzung für die Minister ein Dokument mit Fragen herausgegeben. Darunter z.B. die Frage, ob die Konditionalität für alle Betriebe gelten soll oder die kleinen Betriebe davon ausgenommen werden können, ob die Eco-Schemes Pflicht für alle Mitgliedstaaten und freiwillig für Landwirte sein sollen, oder ob sie auch für die Mitgliedstaaten freiwillig sein sollen. Zudem können sich die Minister dazu äußern, wie sie die Eco-Schemes „modifizieren“ würden. Außerdem wird gefragt, ob die Minister damit einverstanden sind, dass ein Mindestanteil von 30% des Budgets der zweiten Säule für Klima und Umwelt reserviert wird. Zuletzt wird gefragt, ob die Minister mit mehr Ambitionen im Umwelt- und Klimabereich einverstanden sind und ob die in der Strategieplan-Verordnung vorgeschlagenen Regelungen ausreichen, um einheitliche Wettbewerbsbedingungen im Hinblick auf die Klima- und Umweltziele zu sichern.

Wie wird sich Bundesagrarministerin Julia Klöckner am Montag zur Grünen Architektur der GAP äußern? Wird sie dem enormen Bedarf nach mehr Geld für Umwelt- und Naturschutzleistungen Rechnung tragen in ihrer Positionierung? Davon hängt viel ab für die Vielfalt auf unseren Wiesen und Feldern. Man darf also gespannt sein!

Am Montag kann man hier die Äußerungen der EU-Agrarminister live verfolgen.

Wir werden an dieser Stelle berichten.

 

Der NABU-GAP-Ticker

Was steht auf dem Spiel für Insekten, Bauernhöfe und unsere ländlichen Räume? Was sagt Julia Klöckner in Brüssel? Wie stimmen unsere Abgeordneten ab? Was passiert hinter den Kullissen? Im NABU-GAP-Ticker informieren wir über die Verhandlungen zur künftigen EU-Agrarpolitik – denn wir meinen, die Zeit der Hinterzimmerdeals ist vorbei. Es geht um viel – und die Öffentlichkeit hat ein Recht zu wissen, wie der Milliardenpoker um die Gemeinsame Agrarpolitik der EU abläuft. Abonnieren Sie diesen Blog um auf dem Laufenden zu bleiben, stellen Sie Fragen und diskutieren Sie mit uns über die Kommentarfunktion. Hintergrundinfos auf www.NABU.de/agrarreform2021. Folgen Sie uns auch auf Twitter: @NABU_biodiv#FutureOfCAP

Titefoto: Europäische Union 2013

 

2 Kommentare

Jürgen Reckin

12.04.2019, 19:34

Wie werden die Fakten aus der Studie vom NABU genutzt um die "Politik" bzw. Politiker zu bewegen? Gibt es eine Abstimmung und Arbeitsteilung mit anderen Naturschutzorganisationen, z.B. BUND und WWF sowie Greenpeace ? denn es handelt sich sich doch um ein zentrales Thema welches neben der Artenvielfalt auch den Klimawandel und die Reinhaltung der Luft stark beeinflusst (CO2 Bindung im Boden sowie Emissionen aus Moorlandschaften, sekundärer Feinstaub).

Antworten

Knut Kahnt

13.04.2019, 11:02

Liebe Naturfreundin Angelika Lischka, unser Verein dankt für Deine Arbeit, um den politisch geplanten Kollaps in der Agrarwirtschaft zu verhindern. Wir haben das Europaweite Glyphosatverbot in unserem Verein als Projektaufgabe formuliert. Wir sind keinen Propheten, wissen aber dennoch, wie das Treffen der EU am Montag, 15.04.2019 unter Beisein von Frau Klöckner ausgehen wird. Ganz im Sinn der Bayer AG wird sich Frau Klöckner positionieren und die EU dahingehend ausrichten, daß die großflächige Subventionspolitik der Agrarindustrie fortgesetzt wird, damit hier die Abnehmer von Glyphosat & Co. bestehen bleiben. Naturschutz wird nur insofern eine Rolle spielen, daß man genau analysiert, wo der Naturschutz dem Gewinnstreben noch im Weg steht und wie man diesen dann gesetzlich beschränken kann. Wir wissen, daß die Zeit mahnender Worte längst vorbei ist. Der NABU sollte hier die Rechtsmittel einer Klage erörtern, um dem Naturschutzgesetz Raum zu geben. Die DUH hat diesen Erfahrungsprozeß bereits hinter sich. Und nur deren berechtigte Klage wegen Verstoß gegen EU-Vorgaben hat gesamtgesellschaftliche Wirkung entfaltet. Viele Grüße! Knut Kahnt im Namen des Vereins Pro Milan & Co. e.V.

Antworten

Hinterlasse einen Kommentar

Bitte bleibe höflich.
Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht und Pflichtfelder sind markiert.