Gewässerschutzforum 2023: Erfolgreiche Diskussion zu naturbasierten Lösungen

Gewässerschutzforum 2023: Erfolgreiche Diskussion zu naturbasierten Lösungen

Um der andauernden Wasserkrise zu begegnen, braucht es neue Lösungen. Grundlage dafür ist das Zusammentragen und Diskutieren bestehender Ansätze und Erfahrungen. Zum digitalen Gewässerschutzforum 2023 hatte deshalb am 17. November eine Verbänderunde aus DNR, BUND, DUH, WWF und NABU eingeladen. Erstmals waren mehr als 500 Teilnehmer*innen angemeldet. Das Forum trug den Titel Naturnaher Wasserhaushalt und naturbasierte Lösungen – die Landschaft vom Wasser her denken.

Die Veranstaltung bot einen umfassenden Austausch über die Herausforderungen und Lösungen im Kontext des Wassermanagements. Sie versammelte ein breites Spektrum von Teilnehmer*innen, darunter Expert*innen aus Wissenschaft, Wasserwirtschaft, Politik und Fachverwaltung.

Einblick in die praxisorientierte Wissenschaft 

Geladen waren drei Referent*innen. Prof. Dr. Daniel Hering, Fachgebietsleiter Aquatische Ökologie an der Universität Duisburg-Essen, startete mit einer Keynote zur Einordung naturbasierter Lösungen in der Praxis. Er machte anhand des schlechten ökologischen Zustands von Flüssen die schleppenden Fortschritte bei der Umsetzung der europäischen Wasserrahmenrichtlinie deutlich. Als eine naturbasierte Lösung ging er besonders auf die Etablierung effektiver Gewässerrandsteifen zur Reduktion von Stoffeinträgen auf landwirtschaftlich genutzten Flächen ein. 

Die Wissenschaftlerin Dr. Nadine Gerner von der Emschergenossenschaft/Lippeverband gab anhand von Beispielen aus dem urbanen Raum Einblicke zum Gewässerschutz im Klimawandel und betonte die Wichtigkeit der Resilienzerhöhung städtischer Gewässer durch Renaturierung und Stärkung des Landschaftswasserhaushaltes. Es bedarf einer integrierten Wasserwirtschaft mit Regenwassermanagement, Klimaanpassung und Hochwasserschutz. Sie machte klar, dass wir eine nachhaltige Landnutzung und blau-grüne Infrastrukturen dringend brauchen. Dazu gehören eine naturnahe Gewässer- und Auenentwicklung, Aufforstung, aber auch eine besser kontrollierte Wasserentnahmepraxis. Der Mehrwert naturbasierter Lösungen liegt insbesondere in der Verbesserung der Leistungen wasserbasierter Systeme. Dazu zählen Kühlungseffekte, Hochwasserschutz und die Bereitstellung von Naherholungsflächen als Beitrag zu einer zukunftsweisenden Stadtentwicklung. 

Der Forscher Dr. Dietmar Mehl vom Institut Biota vertiefte die Thematik mit einem Beitrag über die Problematik gestörter Wasserkreisläufe auf Landschaftsebene. Anschließend stellte er Lösungswege hin zu einem gestärkten Wasserhaushalt in der Fläche dar. Mehl fokussierte sich dabei auf Niedrigwasser und Dürreaspekte. Auch aus seiner Sicht ist ein naturnaher Wasserhaushalt entscheidend für die Erbringung der für den Menschen wichtigen Leistungen der Ökosysteme. Er plädierte unter anderem dafür, intelligente Wasserspeicher in der Landschaft anzulegen und wies eindringlich auf die Notwendigkeit zum Wassersparen hin. Am wichtigsten seien das Denken und Handeln in Systemen und Einzugsgebieten. Hydrolog*innen und Wasserwirtschaftler*innen sollten strategieführend in der Regionalplanung werden. 

Panel zum Thema Naturbasierte Lösungen im Spannungsfeld zwischen Politik, Wirtschaft und Wissenschaft

Unter der Moderation von Sabrina Schulz (Deutsche Umwelthilfe) und Sascha Maier (BUND) diskutierten Muhanad Al-Halak (MdB FDP), Dr. Britta Ammermüller (BMUV), Martin Weyand (BDEW), Lars Stratmann (SMEKUL), und Dr. Laura Mae Herzog (Universität Osnabrück) mit Blick auf naturbasierte Lösungen lebhaft über die verschiedenen Perspektiven und Herausforderungen. 

Mehrfach erwähnt wurde dabei die im Frühjahr 2023 ressortübergreifend abgestimmte und verabschiedete Nationale Wasserstrategie (NWS) Deutschlands. Die NWS hebt die Bedeutung der Ökosysteme für die Daseinsvorsorge im Bereich Wasser hervor. Sie sieht vor, die Wasserverfügbarkeit in der Landschaft zu verbessern und mach dabei auch Vorschläge zu einer Nutzungshierarchie, also dem Management des Zugriffes auf das verfügbare Wasser. Die Wasserstrategie beinhaltet das Aktionsprogramm „Wasser“, welches einen Katalog von Maßnahmen bereitstellt, die zur Zielerreichung beitragen sollen. 

Dabei stellt sich die Frage: Wie kann die Nutzungshierarchie am besten ausgestaltet werden, um die verschiedenen Nutzungsansprüche so unter einen Hut bringen, dass den Ökosystemen selbst genügend Wasser bleibt? Klar ist: Die Versorgung der Bevölkerung mit Trinkwasser muss Vorrang haben, daran zweifelte in der Runde niemand. 

Fazit: Einigkeit zu Prioritätensetzung bei der Problemlösung 

Einigkeit herrschte in der Runde darüber, dass wir alles tun müssen, um Wasser in der Landschaft zu halten und dies nur bei einer integrierten Betrachtung aller relevanten Faktoren in den Einzugsgebieten möglich ist. Im Zuge der Planung und Umsetzung geeigneter Maßnahmen ist ein Austausch mit allen Akteuren mit Einflussnahme auf den Landschaftswasserhaushalt zentral. Hinzu kam die Forderung nach Bürokratieabbau.  

Zusammenfassend zeigt sich, dass es eine bessere Datengrundlage, eine erhöhte Transparenz sowie eine verbesserte Kommunikation sowohl in Richtung Politik als auch an die breite Bevölkerung braucht, damit die Thematik geeignet adressiert werden kann. Der Faktor Zeit ist dabei entscheidend. Das Umsetzen naturnaher Lösungen muss dann aber auch durchgehalten werden. 

Bestehende Positivbeispiele aus der Praxis liefern die Überzeugungsgrundlage für eine Umsetzung in der Fläche. Resiliente Gewässerökosysteme sind die Basis für die Daseinsvorsorge mit Wasser und damit unser Leben. Die Umweltverbände nahmen von Seiten der Wissenschaft die Aufforderung mit, sich weiterhin bei der Politik für eine Verbesserung des Rahmens zur Stärkung des Landschaftswasserhaushaltes einzusetzen und sich insbesondere für eine rasche Maßnahmenumsetzung auszusprechen. 

Das Gewässerschutzforum 2023 bot wertvolle Anregungen und Erkenntnisse. Alle Beteiligten zogen eine positive Bilanz. Anschließend hatten die Teilnehmer*innen die Möglichkeit, den Tag mit einem inspirierenden Flussfilmabend ausklingen zu lassen, den die Stiftung Living Rivers über das europäische Open Rivers Programm anbot.

Norman Ebert, Referent für Gewässerpolitik 

 

Auf dem NABU-Kanal bei Youtube finden Sie den Mitschnitt der Veranstaltung >>

2 Kommentare

Sabine Meyer

21.12.2023, 14:17

Kann ich die Inhalte des o.g. Forums irgendwo nachlesen? Aquatische Ökologie ist ein großes Thema und leider müssen wir auch mit ansehen, wie hier für das vermeintliche "Gemeinwohl" Gewässer und ganze Auenflächen zusätzlich zerstört werden, ohne dass selbst Eigentümer gegen eine politische Übermacht etwas dagegen tun könnten. Durch die beiden Themenkreise "Hochwasserschutz" (für Siedlungen) und "Entflechtung von Abwasser und Oberflächenwasser" entstehen neue Probleme. Ich will nicht wissen, wieviele Jahre es wieder dauert, bis das erkannt wird ... .

Antworten

Der NABU

22.12.2023, 09:52

Wir haben den Mitschnitt der Veranstaltung als Video hier hochgeladen: https://www.youtube.com/watch?v=d6tUgcv3kVk

Antworten

Hinterlasse einen Kommentar

Bitte bleibe höflich.
Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht und Pflichtfelder sind markiert.