Wattkartierung 2019 – Hinein ins Getümmel!

Wattkartierungsausrüstung (Foto: A. de Walmont)

Der „Lebensraum auf den zweiten Blick“ wurde kartiert! Auf viele Menschen wirkt das Wattenmeer wie eine trostlose, schlickige Wüste. Das ist  es aber nicht!  Ganz im Gegenteil. Das Watt ist eines der biologisch produktivsten Ökosysteme. Hier wimmelt es nur so von Lebewesen!

Unter den treuen Trischenblog-Leserinnen und Lesern ist das Prozedere der sogenannten Wattkartierung vermutlich schon bekannt. Für alle, die neu hier sind oder auch für alle, die entsprechende Berichte meiner Vorgänger zu diesem schlickigen Ereignis verpasst haben, hier eine Einführung:

Dank der Schutzstation Wattenmeer e.V. wird an der gesamten Schleswig-Holsteinischen Westküste an vielen Orten zweimal im Jahr das Watt kartiert – und der NABU hat sich gedacht, da machen wir auf Trischen auch mit! Und so wird seit vielen Jahren auch hier an zwei Probetransekten mit je zwanzig Probequadratmetern kartiert. Einer dieser Transekte befindet sich in der Ostbucht, der andere auf der Westseite von Trischen. Durch diese Untersuchung wird eine lange Datenreihe fortgesetzt, die es ermöglicht, Veränderungen in Populationen einzelner Wattbewohner festzustellen.

Und weil sich eben nicht alles Leben auf der Oberfläche abspielt, wird in jedem Probequadratmeter in die Tiefe gegangen. Das bedeutet, es werden jeweils zwei unterschiedlich große Stechrohre benutzt um Watt aus der Tiefe nach oben zu bringen. Dort wird es mit Hilfe von Wasser gesiebt.

Nun wird in den Sieben nach einer Reihe von Lebewesen Ausschau gehalten, wie der Wattschnecke, Herzmuscheln, Schlickkrebsen usw. Diese werden gezählt und in einer Tabelle notiert.

Doch auch an der Oberfläche lässt sich bei genauem Hinschauen einiges erkennen, das schriftlich festgehalten werden muss. Dort entdeckt man Löcher, die zum Beispiel auf Sandklaffmuscheln hindeuten, die sehr tief im Watt sitzen. Die Löcher entstehen durch das Nachrutschen des Watts wenn die Muscheln Wasser durch ihren Siphon aufgenommen haben um Nährstoffe daraus zu filtern. Auch die Wattart wird bestimmt (In de Ostbucht überwiegend Schlickwatt und im Westen angenehmes Sandwatt) und die Wattwurmhaufen gezählt.

Ein kleines Tierchen möchte ich noch etwas genauer Beschreiben. Viele Lebewesen im Wattenmeer haben besondere Fähigkeiten entwickelt um sich diesem besonderen Lebensraum anzupassen. Die Wattschnecke hat sich einen Trick überlegt, der für mich besonders bemerkenswert erscheint:

Die Bezeichnung „Schneckentempo“ trifft auf dieses kleine Tierchen nämlich absolut nicht zu! Wattschnecken können ein Schleimband bilden, mit dem sie sich von unten an die Wasseroberfläche anheften. Und so werden sie ganz einfach so schnell wie das auf oder ablaufende Wasser. Wenn sie genug von dem Surfen kopfüber haben, fressen sie das Schleimband auf und sinken zu Boden! Großartig!

Nachdem nun alle Probeflächen fertig kartiert waren,  kämpfte ich mich tief einsinkend und völlig erschöpft, durch das Schlickwatt in der Ostbucht, in Richtung Hütte.

An dieser Stelle möchte ich kurz auf eine Frage eingehen, die mir eine Leserin stellte. Es ging um den Unterschied zwischen Wathose und Watstiefeln. Die Lösung hängt über dem Hüttengeländer auf dem nächsten Foto. Ich habe die Watstiefel nach 20 Metern einfach ausgezogen, im Watt zurückgelassen und bin barfuß weiter. So praktisch sie auch im Wasser und auf Sand sind, so unpraktisch waren sie für mich an diesem Tag im Schlick;). Und nicht nur die Stiefel waren voller Watt, sondern auch ich. (Die Kleidung neben den Watstiefeln kanns bezeugen)

Fertig mit Jack und Büx

Anne de Walmont

Vogelwartin 2019